Polizei entdeckt dritte Mountainbike-Nagelfalle in Oberkirch
Drei Mountainbike-Nagelfallen mit insgesamt fünf angespitzten Schrauben hat die Polizei inzwischen oberhalb der Schauenburg entdeckt. Einen Tatverdächtigen aber noch nicht. Öffentlich bekannt waren bisher nur zwei Fundorte gewesen. Die Schrauben waren in Wurzeln gebohrt und getarnt.
Zusammen mit einem Fall in Freiburg haben die Nagelfallen in Oberkirch im Bereich der Schauenburg, die Mountainbiker zu Fall bringen sollten, bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Sechs Wochen ist das inzwischen her. Einen Tatverdächtigen gibt es nach Angaben von Patrick Bergmann, Sprecher im Polizeipräsidium Offenburg, weiterhin nicht.
Insgesamt fünf in Baumwurzeln gebohrte Schrauben hat die Polizei an drei verschiedenen Standorten mittlerweile gefunden. Öffentlich bekannt waren bislang zwei Standorte.
Die erste Nagelfalle hatte ein Wanderer am 8. Juni entdeckt und gemeinsam mit der Polizei entschärft. Ein zweiter Sabotageakt hatte sich drei Tage später nur 30 Meter von der ersten Fundstelle entfernt ereignet. Dabei schlitzten sich drei Mountainbiker die Reifen ihrer Fahrräder auf. Weil sie durch Berichte in der ARZ über einen Fallenfund gewarnt waren, endete der Unfall glimpflich. Sie waren nur mit geringer Geschwindigkeit unterwegs gewesen.
Insgesamt sechs Sportler waren damals auf Tour. Drei fuhren in eine angespitzte, rund acht Zentimeter lange Schraube, die ein Unbekannter diagonal in eine Baumwurzel gebohrt und mit Blättern getarnt hatte. Die Bilanz des Unfalls: sechs platte Reifen und Sachschaden von 300 Euro. Der etwa 50 Zentimeter schmale Weg im Privatwald war für eine Mountainbikenutzung nicht freigegeben, steht aber – wie alle Waldwege in Baden-Württemberg – für Wanderer und Spaziergänger zur Verfügung.
Fündig nach Suche
Im Umfeld der beiden Fundorte starteten Polizei und Feuerwehr anschließend eine umfangreiche Suche und wurden, wie erst jetzt bekannt wurde, an einem dritten Standort fündig. Die Polizei ging im Juni davon aus, dass der Täter die Fallen zeitgleich installiert hatte.
Nach ARZ-Informationen fand die Polizei an den neu gefundenen Schrauben ausreichend DNA-Material für eine Analyse (siehe Stichwort). Das bestätigte Bergmann. »Die komplette Auswertung der DNA-Analytik steht aber noch aus.« Die Informationen können anschließend mit vorhandenen Daten der Polizei abgeglichen werden. Gibt es einen bisher nicht straffällig gewordenen Tatverdächtigen, können Polizei und Staatsanwaltschaft eine DNA-Untersuchung beantragen.
An Spekulationen über einen möglichen Täter, die es in Oberkirch bereits gibt, könne und wolle sich die Polizei nicht beteiligen, so der Sprecher.
Im Renchtal ist man bemüht, das grundsätzlich gute Verhältnis zwischen Wanderern und Mountainbikern in den Wäldern um Oberkirch herauszustellen. Zu diesem Thema findet am Donnerstag ein Pressegespräch statt, zu dem die Stadt Oberkirch eingeladen hat (weiterer Bericht auf dieser Seite).
Hatte Waldbesitzer die Finger im Spiel?
Tourismuschef Greilach hält es für unwahrscheinlich, dass Wanderer die Fallen gelegt haben. Wer hat die Mountainbike-Fallen im Renchtal gelegt? Matthias Greilach, Geschäftsführer der Renchtal-Tourismus GmbH (RTG), hat seine eigenen Vermutungen – Wanderer hält er auf Anfrage von BO.de als Täter für unwahrscheinlich. Eine Kampagne, die in dieser Woche starten soll, zielt auf die Toleranz zwischen Wanderern und Mountainbikern ab.
Unter anderem mit Schildern im Wald, einem Internetauftritt und Werbemitteln will die RTG »respektvollen und rücksichtsvollen Umgang zwischen allen Erholungssuchenden im Wald fördern«. Unter dem Motto »Gemeinsam Natur erleben« zielt die Kampagne auf den immer wieder aufkeimenden Zwist zwischen Wanderern und Mountainbikern ab, die sich oft enge Wege im Wald teilen. Laut Greilach habe man die Kampagne mit der Schwarzwald-Tourismus GmbH und weiteren Partnern wie dem Schwarzwaldverein und Mountainbikern entwickelt. Die Kampagne soll in weiten Teilen des Schwarzwaldes sichtbar werden, Oberkirch wird laut Greilach als eine der ersten Kommunen dabei sein. In einer Pressemitteilung betont Ulrich Reich, Sprecher der Stadt Oberkirch, dass es sich bei dem Vorfall im Juni um einen Einzelfall handele.
Greilach glaubt nicht, dass ein Wanderer die Schraubenfallen nahe der Schauenburg angebracht hat. »Das muss ja geplant werden und bedarf einer gewissen Vorbereitung.« Vielmehr vermutet er, dass in diesem Fall erboste Waldbesitzer ihre Finger im Spiel haben könnten. Er betont aber: »Das ist ausdrücklich nur meine Vermutung.«
Gefährliche Körperverletzung
Bei einer Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung drohen dem »Reifenschlitzer« im minderschweren Fall bis zu fünf, im schweren Fall bis zu zehn Jahre Haft.
Schon der Versuch ist strafbar. Vergleichbare Sabotageakte seien in der Ortenau extrem selten, hatte die Polizei im Juni erklärt. Konkrete Zahlen liegen dazu nicht vor.
DNA-Spuren
DNA ist die Bezeichnung für den chemischen Aufbau menschlicher Erbinformation. DNA-Spuren werden auch als »genetischer Fingerabdruck« bezeichnet. Dieser ist bei jedem Menschen einzigartig. Ein genetischer Fingerabdruck gegen den Willen einer betroffenen Person muss in Deutschland nur auf richterlichen Beschluss hingenommen werden. Zum Beispiel bei Untersuchungen einer konkreten Straftat.