Achern

Premiumparkplätze Achern: Abzocke oder Sicherheit?

Matthias Jundt
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02. Januar 2017
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Die Acherner Premiumparkplätze sind nur nach dem Passieren einer Schranke befahrbar.

(Bild 1/4) Die Acherner Premiumparkplätze sind nur nach dem Passieren einer Schranke befahrbar. ©Mathias Jundt

Der Eurorastpark Achern ist Teil eines Pilotprojekts der Vereinigung deutscher Autohöfe (Veda). Seit August können Lkw-Fahrer ihr Fahrzeug auf besonders überwachten Parkplätzen gegen eine Gebühr abstellen. Im Internet gibt es Kritik, die für Geschäftsführer Björn Lang unverständlich ist.

»Auf den Parktickets steht, dass der Betreiber nicht haftbar ist. Hauptsache Premium-Parkgebühren abkassieren«, schreibt ein Facebook-User auf der Seite »Raststätten- und Autoempfehlungen für Fahrer von Fahrern«. Der User nimmt in seinem Kommentar Bezug auf einen Artikel der Mittelbadischen Presse, in der es um die neuen Premiumparkplätze auf dem Eurorastpark in Achern geht. 

Seit dem 16. August haben Lkw-Fahrer dort die Möglichkeit, ihr Fahrzeug auf einem besonders überwachten Parkplatz abzustellen – gegen eine Gebühr von vier Euro. Gegenüber der Acher-Rench-Zeitung hat Eurorastpark-Geschäftsführer Björn Lang über die Kritik und die Vorteile der neuen Parkplätze geredet.

»Ich möchte die Parkplätze nicht mehr missen«, sagt Lang. Seit er sie hat, habe es keinen einzigen Fall von Kraftstoffdiebstahl mehr gegeben. Vorher sei das häufiger vorgekommen. Allein die Diebstähle von Transportgut kosteten Speditionen rund 300 Millionen Euro jährlich – Kraftstoffdiebstähle nicht miteingerechnet. Lang weiß: »Das Lager ist heutzutage auf den Straßen.« Lagerhaltung gebe es so gut wie nicht mehr, Lieferungen würden »just in time« erfolgen. Die Ware der Unternehmen rolle permanent auf den Straßen. Irgendwann aber müssten die Fahrer mal eine Pause machen – dann ist die Ware gefährdet.

Schlecht fürs Geschäft

Aufgrund der Verluste durch Diebstähle wurde das Logistik- und Gütertransportunternehmen Kühne und Nagel selbst aktiv. Die Firma mit Sitz in der Schweiz ließ eine Risikobewertung für die Rasthöfe in Deutschland vornehmen und veröffentlichte seine Ergebnisse. Anhand derer konnten Speditionen und Lkw-Fahrer ablesen, an welchen Rasthöfen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, bestohlen zu werden und wo nicht. Der Eurorastpark in Achern wurde als »gefährlich« eingestuft.

Weil eine solche Kategorisierung auf Dauer schlecht für das Geschäft von Lang und alle anderen ist, die in der Kategorie »gefährlich« sind, entschloss sich der Verband der Deutschen Autohöfe (Veda), etwas zu unternehmen. Das Ergebnis sind sogenannte Quality- und Premiumparkplätze. Die sind eingezäunt, videoüberwacht und hell beleuchtet.  

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Es geht laut Lang um Abschreckung. Natürlich könne er nicht für eventuelle Diebstähle haften. Dafür gebe es die Gütertransportversicherung, die jede Spedition hat. Lang könne aber helfen, Diebstähle aufzudecken.
»Kürzlich wendete sich die Polizei an mich«, berichtet er beim Vor-Ort-Termin. Ein Lkw-Fahrer sei aufgewacht und habe einen Diebstahl bemerkt. Lang konnte mit seinen Videoaufnahmen helfen, den Schaden von 3000 Euro bekommt die Spedition des Fahrers nun erstattet. 

In einem zweiten Fall – acht Wochen her – war ein Fahrer übers Wochenende auf dem Premiumparkplatz in Achern gestanden. Am Sonntag habe er bemerkt, dass seine Plane aufgeschlitzt war. Mit den Videoaufnahmen konnte Lang dann sehen, dass der Fahrer am Freitag mit einer bereits aufgeschlitzten Plane angekommen war. Die Tat hatte sich also bereits vor der Anfahrt nach Achern ereignet.

Die Reaktionen der Lkw-Fahrer seien gemischt. »Die einen finden es super, die anderen sagen, dass ihr Chef die Kosten nicht übernehmen würde«, erzählt Lang. Dabei seien die vergleichsweise gering. 
Auch die Europäische Union bietet Sicherheitsparkplätze an. Die seien umzäunt, man stehe laut Lang wie in einem Käfig. Kosten: 60 Euro pro Nacht.

Risikokarte erstellt

Die positive Resonanz überwiege aber. Derzeit habe er eine Auslastung bei den Premiumparkplätzen von etwa 80 Prozent. Der Geschäftsführer des Eurorastparks Achern ist sich sicher, dass die Quote steigen wird. Und zu den vier Euro, die Lkw-Fahrer bezahlen müssen, sagt er: »In zwei Jahren kümmert sich keiner mehr darum.«

Erste Anzeichen dafür gibt es schon. So schreibt ein anderer Facebook­nutzer: »Bei diesen Parkplätzen geht es nicht um die Haftung, die Ware ist ja dank Transportversicherung versichert. Das Ziel ist die Abschreckung und Aufklärung. Ebenso kann man nachvollziehen, wer auf den Parkplatz gefahren ist. Ich würde solche Parkplätze nutzen, wenn der Chef die Parkgebühren übernimmt.«

Eine Übersicht zu den Premiumparkplätzen und weitere Informationen zu dem Thema gibt es im Internet unter www.truck-parking.com.

Stichwort

Premiumparkplätze

Der Eurorastpark in Achern ist Teil eines Pilotprojektes der Vereinigung Deutscher Autohöfe (Veda), der den Diebstahl von Lastkraftwagen und deren Ladungen künftig deutlich erschweren soll. 80 Parkplätze wurden in Achern bereits auf die sogenannten Premiumparkplätze umgerüstet.

Sechs Eurorastparks, darunter der in Achern, sind nach Unternehmensangaben der Veda bereits jetzt auf Premiumstellplätze umgerüstet worden. In dem gerade begonnenen Jahr soll es dann bis zu 20 Standorte­ nach dem neuen Sicherheitskonzept geben. 

Dieses umfasse laut Mitteilung der Vereinigung Deutscher Autohöfe unter anderem »gut ausgeleuchtete Stellplätze, eine lückenlose Video-Aufzeichnung mit einer Speicherung für 20 Tage, eine Registrierung aller Bewegungen an den Schranken, eine Dokumentation der Zu- und Abfahrtszeiten und rund um die Uhr Ansprechpartner im Autohof-Shop«.

Vier Euro kostet die Nutzung solcher Premiumparkplätze derzeit.red/hei

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