Radfahren in Oberkirch macht Spaß, aber ...
Beim aktuellen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs landet Oberkirch nur im Mittelfeld. Nachholbedarf sehen die 69 Teilnehmer an der Umfrage bei der Verkehrsführung an Baustellen und den innerstädtischen Radwegen.
»Fahrradfreundlichkeit ist ein wichtiger Standortfaktor für moderne Städte – deshalb macht es uns Sorgen, dass sich die Oberkircher in ihrer Stadt nicht wohler fühlen.« Franz Laible, Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im Ortenaukreis, findet drastische Worte für das Abschneiden Oberkirchs im jüngsten Fahrradklima-Test (siehe Stichwort). Die Große Kreisstadt im Renchtal schafft es dabei auf Platz 151 von 364 Städten mit weniger als 50 000 Einwohnern. Gesamtnote: 3,7 im Schulnotensystem.
Erstmals wurde Oberkirch überhaupt mit einer ausreichenden Teilnehmerzahl in den Vergleich einbezogen. 69 Teilnehmer an der Umfrage zählte der ADFC in Oberkirch laut Helmut Schönberger, Sprecher des ADFC Kreisverbands Ortenaukreis. 50 Teilnehmer müssen es mindestens sein, damit eine Stadt in die Auswertung kommt. »Viele Städte in dieser Größenordnung kamen erst gar nicht in die Wertung«, erklärt Schönberger. Dass Oberkirch den Sprung über die Teilnehmerhürde schaffte, führt er auf die hier gemachte Werbung für die Umfrage zurück.
Unzufrieden sind Oberkirchs Radfahrer dem Fahrradklima-Test zufolge vor allem mit der Breite der Fahrradwege (Note 4,0), Abstellmöglichkeiten (Note 4,2), Diebstahlssicherung und einer sicheren und übersichtlichen Verkehrsführung. Auch dass es keine oder kaum Leihfahrräder gibt, bewerteten die Teilnahmer an der Umfrage negativ (Note 4,7). Gut bewertet wurde, dass es in Oberkirch Spaß macht Rad zu fahren (Note 2,8), die Erreichbarkeit der Innenstadt (Note 2,6) und das entspannte Verhältnis zu den Fußgängern (Note 3,0).
Beteiligung ist erfreulich
Bei der Beurteilung des Ergebnisses hält sich die Stadtverwaltung Oberkirch auf Anfrage der ARZ bedeckt: »Grundsätzlich ist erfreulich, dass so viele Radfahrer an der Umfrage teilgenommen haben, damit wir in die Auswertung gekommen sind«, erklärt Hermann Brüstle, Leiter der Stabsstelle Zentrale Steuerung bei der Stadt. Nun werde das Ergebnis gründlich analysiert. »In einer gemeinsamen Sitzung des Bau- und Umweltausschusses und des Beirates für Natur- und Umweltschutz werden wir unsere Radwegekonzeption vorstellen und Optimierungsmaßnahmen erörtern.«
Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ist die Marschrichtung hingegen klar: »Wer die Innenstadt stärken will, muss auf das Fahrrad setzen, Radler geben nachgewiesenermaßen mehr Geld in den Innenstädten aus als Kunden, die mit dem Auto einkaufen«, meint Laible. Schon mit vergleichsweise kleineren Maßnahmen ließe sich die Situation deutlich verbessern, beispielsweise durch breitere Radwege, die auch im Winter befahrbar sind und von Falschparkern freigehalten werden und bessere Hinweisschilder. »Wenn Oberkirch will, dass mehr Menschen aufs Rad steigen und die Stadt von unnötigen Autofahrten entlasten, dann muss mehr getan werden als schmale Streifen auf die Fahrbahn zu malen.«
Die Platzierungen
In Offenburg haben sich 21 Teilnehmer pro 10 000 Einwohner am Fahrradklima-Test des ADFC beteiligt, in Lahr 39, in Sasbach 205, in Oberkirch 35. Somit hält Sasbach den ersten Platz bei der Beteiligung, Oberkirch den 40. von 87 Städten.
Im landesweiten Ranking der Städte mit weniger als 50 000 Einwohnern kam Bühl mit einer Gesamtnote von 3,2 auf den achten Platz (198 Teilnehmer), Appenweier auf Platz 13 (Note 3,4 und 74 Teilnehmer) und Achern belegt Platz 15 mit der Note 3,5 (101 Teilnehmer). Oberkirch hält hier den 22. Platz.
Vieles richtig gemacht
Von Simon Allgeier
Note 3, 7. Ein Schulterklopfen gäbe es für diese Note in der Schule nicht. Trotzdem: In den entscheidenden Fächern hat Oberkirch vieles richtig gemacht: Das Radfahren in Oberkirch, vor allem auf den Radwegen rund um die Ortschaften, macht Spaß und man kommt zügig vorwärts, finden die meisten der Befragten. Hier zahlen sich die Investitionen der vergangenen Jahre in neue Radwege aus. Nur ist es mit der Infrastruktur alleine nicht getan, es geht auch um das Klima, wie es der Test schon in seinem Namen trägt, und darum, dass sich Radfahrer im Verkehr sicher fühlen. In der Innenstadt ist das leider an vielen Stellen nicht der Fall. Es ist deshalb richtig, wenn die Stadt die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests genauer unter die Lupe nimmt und an Schwachstellen nachbessert.