Renchtal ist Sepa-fit
Nach einem halben Jahr Fristverlängerung ist es am 1. August soweit: Vereine und Unternehmen dürfen ihren Zahlungsverkehr nur noch nach dem Sepa-System abwickeln. Die Umstellung hat einigen Aufwand bedeutet. Für international agierende Unternehmen, zahlt sich das neue System aber aus.
»Die Kunden im Renchtal sind wie die übrigen Kunden in der Ortenau Sepa-fit«, sagt Werner Engel, der bei der Sparkasse Offenburg/Ortenau seit 2007 die Umstellung auf den internationalen Zahlungsverkehr Sepa (Single Euro Payment Area) betreut. Seit 2012 hat die Sparkasse einiges getan, um ihre Kunden auf die Umstellung vorzubereiten: Sie hat sieben Kundenmailings an 14 000 Firmenkunden und über 100 000 Privatkunden verschickt sowie 13 Veranstaltungen speziell für Vereine und viele gesonderte Informationsabende bei Steuerberatern, Klinikverwaltungen und unterschiedlichen Verbänden angeboten.
Der Informationsbedarf war groß und eine rechtzeitige Beschäftigung mit der Umstellung des Zahlungsverkehrs war angesagt. Alles in allem sei die Umstellung gut gelaufen. »Wirkliche Probleme gab es nur dort, wo die Sepa-Problematik nicht rechtzeitig angegangen wurde«, betont Engel.
Sehr früh hat sich die Papierfabrik Koehler SE mit dem neuen Zahlungssystem beschäftigt – so früh, dass es in der Anfangsphase in sehr kurzen Abständen noch zu Änderungen im Regelwerk des European Payment Councils gekommen sei. »Eine etwas spätere Umstellung hätte hier vielleicht Vorteile gebracht«, bewertet Pressesprecher Stephan Schwietzke den Umstellungsprozess im Rückblick.
Durch die Umstellung sind bei Koehler auch Kosten entstanden, schließlich war die Anschaffung einer neuen Banking-Software notwendig. Dank der Fachabteilungen innerhalb des Unternehmens konnte das neue System aber ohne externe Beratung eingeführt werden. Als international tätiges Unternehmen profitiert die Papierfabrik vom internationalen Zahlungsverkehr. Überweisungen im europäischen Raum sind nun deutlich günstiger. »Kostete eine Auslandszahlung je Betragshöhe bis zu 25 Euro, werden wir heute für eine Sepa-Zahlung nur noch mit fünf Cent belastet«, berichtet Schwietzke. Außerdem seien die Sepa-Zahlungen im europäischen Raum bankgarantiert und genauso schnell beim Empfänger wie eine Zahlung innerhalb Deutschlands. Das vereinfache auch die Einhaltung von Zahlungszielen und die Sicherstellung von Skonti mit europäischen Partnern.
Kaum Auslandszahlungen fallen bei der Oberkircher Stadtkasse an, daher wird die Stadt Oberkirch den Zusatzaufwand nicht durch Einsparungen auffangen können. Rund 500 Stunden haben Mitarbeiter der Stadtkämmerei innerhalb eines Jahres in die Umstellung auf das Sepa-System gesteckt. »Außerdem waren EDV-technische Anpassungen erforderlich, die einen Kostenaufwand verursacht haben«, berichtet Kämmerer Frank Spengler. Zwar konnten vorhandene Einzugsermächtigungen generell in Sepa-Mandate umgedeutet werden, allerdings müssen für Sepa-Mandate Original-Unterschriften vorhanden sein. In der Vergangenheit wurden Einzugsermächtigungen auch per Fax, E-Mail oder telefonisch entgegengenommen. »Daher haben wir den Bestand der Einzugsermächtigungen durchgearbeitet und in sehr vielen Fällen neue Sepa-Mandate unterschreiben lassen«, beschreibt Spengler den Aufwand.
Ohne Sepa geht es nicht mehr
Unternehmen, die bis zum 1. August ihr Zahlungssystem nicht auf Sepa umgestellt haben, können ihren Zahlungsverkehr nicht mehr abwickeln. Überweisungen und Lastschriften sind dann nicht mehr möglich.
Um so etwas zu vermeiden, hat die Sparkasse bei ihren Onlinekunden das Finale schon vorweggenommen. Seit 1. Juli sind hier nur noch Sepa-Zahlungen möglich. Alle Privatkunden haben noch bis 1. Februar 2016 Zeit, sich ihre lange IBAN-Nummer einzuprägen.
Das Projekt Sepa vereinheitlicht europaweit den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Es schafft ein standardisiertes und länderübergreifendes Zahlungsverfahren. Dadurch sollen Auslandsüberweisungen ähnlich unkompliziert über die Bühne gehen wie Inlandsüberweisungen.
kr