Renchtal Tourismus: Greilach-Weggang öffnet neue Chance
Das Renchtal als touristische Einheit: Den Weggang von Geschäftsführer Matthias Greilach will die Renchtal Tourismus GmbH als neue Chance für einen Zusammenschluss mit Bad Peterstal-Griesbach nutzen. Die Kurgemeinde sieht diesen Schritt allerdings nicht als notwendig an.
»Die Karten werden jetzt neu gemischt.« So sieht Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Braun die Situation der Renchtal Tourismus GmbH nach dem Weggang von Geschäftsführer Matthias Greilach (die ARZ berichtete gestern). Am Freitag habe Greilach bekannt gegeben, dass er das Amt mit sofortiger Wirkung niederlegen werde, erklärt Braun auf Anfrage. Heute will er bekannt geben, wie die Arbeit der Renchtal Tourismus GmbH interimsweise fortgeführt werden soll.
Gemeinden unter einem Hut
Das langfristige Ziel steht indes für Braun als auch für die meisten anderen Gesellschafter der RTG bereits fest: »Für uns ist es wichtig, die Renchtalgemeinden unter einen Hut zu bekommen.« In der RTG zusammengeschlossen sind bislang die Gemeinden Oberkirch, Lautenbach und Oppenau. Bad Peterstal-Griesbach unterhält mit der Kur und Tourismus GmbH eine eigene Gesellschaft zur touristischen Vermarktung.
»Bad Peterstal-Griesbach ist mit der Kur und Tourismus GmbH solide und zukunftsfähig aufgestellt«, erläutert deren Aufsichtsratsvorsitzender Bürgermeister Meinrad Baumann. Die erfolgreiche Geschäftsführung mit Axel Singer sei mindestens bis Jahresende 2018 gesichert. »Aus eigener Initiative sieht unsere Gemeinde deshalb keinen Anlass, an der jetzigen Situation etwas zu ändern«, betont Baumann. Mittel- bis langfristig sehe er die Zukunft des überörtlichen Tourismus-Marketings in der Nationalparkregion Schwarzwald, »ein Verbund, der sukzessive von seinen Mitgliedern immer stärker mit Zuständigkeiten und Finanzmitteln ausgestattet werden muss«. Der Zwischenschritt eines kleinen Marketing-Verbunds im Sinne einer gesellschaftsrechtlichen Fusion mit der Renchtal-Tourismus GmbH sieht die Gemeinde Bad Peterstal-Griesbach nach wie vor nicht als zielführend an, hiervon versprechen wir uns keinen Mehrwert.«
Nicht mehr zeitgemäß
Dollenberg-Hotelier Meinrad Schmiederer, der Gesellschafter in der Renchtal Tourissmus GmbH ist, findet es hingegen nicht mehr »zeitgemäß«, dass kleine Kurgemeinden eine eigene Tourismusgesellschaft unterhalten. »Der Aufwand ist enorm und bindet viele Finanzmittel.« Sich selbst bezeichnet Schmiederer als Verfechter eines größeren Verbunds mit dem Achertal. »Die Zusammenarbeit mit Bad Peterstal-Griesbach wäre dafür ein wichtiger und richtiger Schritt.«
Gegenüber Gesprächen zeigt sich Baumann offen: »Es gibt keine Denkverbote und über eine touristische Zusammenarbeit beziehungsweise enge Kooperation beider GmbHs, losgelöst von Fusionsfragen, sind der Gemeinderat und ich jederzeit gesprächsbereit«. Von etwaigen Vorteilen müssten sie »mit sehr guten Argumenten erst noch überzeugt werden«.
Die Vorteile eines Zusammengehens beider Tourismusgesellschaften liegen für Martin Springmann, Vorsitzender der Privatzimmervermieter, auf der Hand. »Es ist notwendig, dass man in unserem kleinen, überschaubaren Tal den Tourismus gemeinsam vermarktet.« Die Stärke sei die vielfältige Landschaft des Renchtals mit seiner Vorbergzone bis hin zur 1000-Meter-Grenze. »Bad Peterstal-Griesbach hat mit seinen Wandersteigen vorgemacht, wie man Attraktionen schafft, die gut angenommen werden«, lobt Springmann die Nachbargemeinde.
»Gespräche mit Bad Peterstal-Griesbach bieten sich in dieser Phase an«, findet Lautenbachs Bürgermeister Thomas Krechtler. Die gemeinsame Arbeit mit der Renchtal Tourismus GmbH am Wohnmobilstellplatz und dem Qualitätswanderweg Lautenbacher Hexensteig bewertet er als positiv.
Marke Renchtal gesetzt
Öffentliche Kritik an RTG-Geschäftsführer Greilach war jüngst in Oppenau laut geworden. Bürgermeister Thomas Grieser wollte gegenüber der ARZ keine Stellung zur Causa Greilach beziehen. Meinrad Schmiederer hätte sich rückblickend ein größeres Highlight für die Einweihung des Buchkopfturms gewünscht. »Das hätte Herr Greilach besser machen können.«
Die touristische Arbeit sei nicht einfach, sagt RTG-Aufsichtsratsvorsitzender Braun. Viele Wünsche müssten unter einen Hut gebracht werden. Greilach habe seine Arbeit aber »sehr gut gemacht und die Marke Renchtal gesetzt.«
Ein Konzept muss her
Von Simon Allgeier
Jetzt ist der Weg frei für einen Zusammensschluss mit Bad Peterstal-Griesbach. Das ist die offizielle Lesart der Renchtal Tourismus GmbH (RTG) nach dem Weggang von Geschäftsführer Matthias Greilach. Sie lenkt leider ab von der Frage, was in der RTG nicht gut lief und wie es besser werden könnte. Mit dem Schwerpunkt Wandern hat Bad Peterstal-Griesbach vieles richtig gemacht. Da mag es für die RTG verlockend sein, sich auf das galoppierende Pferd namens Kur und Tourismus GmbH (KTG) aufzuschwingen. Ohne ein richtiges Tourismuskonzept für das ganze Tal sollte diese Aufgabe allerdings nicht in Angriff genommen werden.
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