Rheinau

Helga Caroli-Neumann unterrichtet Flüchtlingskinder

Ellen Matzat
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18. November 2016
Ein Herz für Kinder: Helga Caroli-Neumann, ehemalige Lehrerin an der Grundschule ein Eckartsweier, unterrichtet ehrenamtlich Flüchtlingskinder in Rheinau. Das Bild zeigt sie mit Schützlingen im Haus »Am Viehgrund« in Freistett.

Ein Herz für Kinder: Helga Caroli-Neumann, ehemalige Lehrerin an der Grundschule ein Eckartsweier, unterrichtet ehrenamtlich Flüchtlingskinder in Rheinau. Das Bild zeigt sie mit Schützlingen im Haus »Am Viehgrund« in Freistett. ©Ellen Matzat

Keine Langeweile kennt die pensionierte Grundschullehrerin Helga Caroli-Neumann. Sie unterrichtet zeitweise bis zu 16 in Rheinau untergebrachte Flüchtlingskinder und hilft ihnen so, sich schneller in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden.

 Es ist Dienstagnachmittag im Familienhaus in der Straße »Am Viehgrund«. Unter dem Dach ist eine geräumige Lernstube für die Flüchtlingskinder eingerichtet. Hier lernt Helga Caroli-Neumann mit bis zu 16 Kindern von der ersten bis zur sechsten Klasse. Das bereitet ihr sehr viel Freude, ist aber auch sehr anstrengend.  Ihr Lohn ist die Motivation, die Freude und die schnellen Fortschritte der Kinder. Pro Woche kommt sie zwei Mal hierher. Helga Caroli-Neumann war vor ihrer Pensionierung  Lehrerin und Schulleiterin an der Grundschule Willstätt, Außenstelle Eckartsweier. Sie hat eine Montessori-Ausbildung, die ihr von großem Nutzen ist.

In freudiger Erwartung

Gewöhnlich wird sie schon vor der Haustür von den Kindern erwartet. Alle wollen etwas lernen. Unter ihnen ist die ehrgeizige neunjährige Benin, die seit Januar hier wohnt und die zweite Klasse der Freistetter Grundschule besucht. Sie hat ihren Text, den sie als Hausaufgabe üben sollte, schon so oft gelesen, dass sie ihn fast auswendig kann. Da Lesen zu ihren Lieblingsaufgaben gehört, bringt sie gleich noch das Buch, das ihr Helga Caroli-Neumann über die Herbstferien geliehen hat, mit und liest es aus eigenem Ansporn vor. 

Mit der kleinen Schwester Zahra und Fatima, die erst eine Woche hier wohnen, übt Caroli-Neumann Mathematik und Silbenbildung. Die beiden gehen in die ersten Klasse. Nach und nach kamen Fatimas größere Geschwister und wollten mit ihr lernen. 

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Caroli-Neumann erhält erstmals Unterstützung von zwei weiteren Hausaufgabenbetreuerinnen, die sich um die restlichen Kinder kümmern. Darunter ist Edith Stark, die von Beginn an im Helferkreis aktiv ist, anfangs Familienpatin war, Fahrdienste anbot und jetzt zur Lernunterstützung hinzugestoßen ist. Sie lernt unter anderem mit der 14-jährigen Marim, die seit einem Jahr in Deutschland ist und erst vor Kurzem von Kehl nach Rheinau kam. Marim geht sehr gerne in die Schule, wo sie die sechste Klasse besucht. Ihr Lieblingsfach ist Deutsch. 

Immer mehr Aufgaben

»Bis letzte Woche war ich alleine und das war sehr anstrengend«, meint Helga Caroli-Neumann: »Zum Schluss war es, auch wenn es mir noch so viel Freude bereitet, schlichtweg zu viel.« Eigentlich könnte jedes Kind einen eigenen Betreuer gebrauchen. Angestrebt sind kleine Lerngruppen mit Kindern in derselben Klassenstufe. Zusätzlich zu den beiden neuen Lernunterstützerinnen werden weitere Helfer gesucht, die Spaß daran haben, mit den hochmotivierten Kindern zu lernen. Der Dank sind glückliche Kinder, die stolz sind, wieder etwas dazu gelernt zu haben. In ein oder zwei Wochen werden wieder neue Flüchtlingsfamilien mit Kindern erwartet, die auch wieder Hilfe benötigen, um in der Schule den Anschluss zu bekommen. 

Angefangen hatte Helga Caroli-Neumann im Januar mit Kennenlernspielen, Wortschatzübungen und einfachen Sätzen. Das machte sie mit allen Kindern zusammen. Mit der Zeit wurden die Anforderungen immer differenzierter und zeitintensiver. Ausgezogene Familien wurden natürlich weiterhin betreut. »Das Ganze bekam eine Eigendynamik, die mir jetzt fast über den Kopf gewachsen ist«, sagt Caroli-Neumann. Da ihr die Kinder und Familien ans Herz gewachsen sind, wollte sie niemandem absagen und gleichzeitig den Neuen gerecht werden. 

◼ Wer sich als Lernunterstützer einbringen möchte, meldet sich bei Andrea Hauser (• 0 78 44/75 70) vom Helferkreis Rheinau. Ein Lehramt-Studium ist nicht erforderlich, dafür viel Herz, Geduld und Empathie für die Kinder.

Info

Auch für Erwachsene eine Hilfe

Derzeit besucht sie außer den Kindern aus dem Familienhaus zweimal wöchentlich zwei Familien mit je zwei Kindern in Rheinbischofsheim. Ferner gibt sie einer Gruppe mit vier erwachsenen Frauen seit Februar Sprachunterricht. Sie kommen aus Afghanistan, Eritrea, Irak und Syrien. 

Einer sehr jungen Frau, die aus einer Großfamilie kam und meistens auf sich alleine gestellt ist, wenn ihr Mann Kurse oder Praktika besucht, hilft sie außerdem, sich im Alltag zurechtzufinden. 

Dazu gehören Besuche bei Ämtern und Ärzten. Sie kam als Analphabetin nach Deutschland und daher freut sich Helga Caroli-Neumann sehr darüber, dass diese junge Frau inzwischen bei ihr Schreiben und Lesen gelernt hat. em

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