Rheinauer baut Replik von Wetterfahne aus der Wikingerzeit
Die Wetterfahnen vom Raimund Müller aus Holzhausen wehen auf etlichen Dächern der Region und im ganzen Land. Sie prangen mit Symbolen beruflicher und hobbymäßiger Metiers ihrer Auftraggeber, bisweilen auch als Metall-Grafiken von Hauswänden. Nun hat er mit der Replik einer 1000 Jahre alten Wetterfahne aus der Wikingerzeit für Aufsehen gesorgt.
Im Statens Historiska Museet in Stockholm liegt die »Söderalaflöjeln« oder die Fahne von Söderala, wie sie in der einschlägigen Literatur benannt wird, hinter dickem Panzerglas ausgestellt. Raimund Müller aus Holzhausen faszinierte dieses Kunstwerk derart, dass er nach Stockholm flog, um sie sich anzusehen und mit der Erlaubnis des Museums ein Replik zu erstellen.
Müller wollte wissen, ob er in der Lage wäre, ein maßgetreues Ebenbild zu schaffen. In monatelanger Kleinarbeit gelang ihm dies. Das bewog den SWR, ihn in die Sendung »Kaffee oder Tee« einzuladen, um darüber zu berichten. Auf seiner Homepage (wetterfahnenmacher.de) ist ein Mitschnitt dieser Sendung zu sehen.
Mit Experten geredet
Vielleicht brachte dies die Ausstellungsleitung des »Lokschuppens« im bayerischen Rosenheim Anfang des Jahres 2016 auf den Gedanken, ihn um die Wetterfahne als Leihgabe zu bitten. Raimund Müller brachte sie selbst hin und hatte dabei Gelegenheit, die Ausstellung noch vor offiziellem Beginn zu besichtigen und mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen. Seither war sie in der deutschlandweit größten Wikingerausstellung mit Exponaten aus Norwegen, Schweden und Dänemark zu besichtigen.
Gäste der von der Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer eröffneten Ausstellung, die vom 11. März bis 4. Dezember gedauert hatte, waren unter anderem der Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Sonderaufgaben, Botschafter Friis Arne Petersen aus Dänemark, Botschafterin Elisabeth Walaas aus Norwegen sowie aus Schweden Honorarkonsul Klaus Werner. Kuratoren der Ausstellung waren Michaela Helmbrecht und Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Simek.
»Die waren klasse«
Kurz vor Weihnachten brachte eine Kunstspedition die Replik nach Holzhausen zurück. Ob Raimund Müller einen Unterschied zum Original sieht? Auf diese Frage lacht der Fachmann und sagt: »So wie die das vor 1000 Jahren hingebracht haben, kriegen wir Heutigen das nicht mehr hin. Die waren einfach klasse. Außerdem ist das Original feuervergoldet.«
Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb die Wetterfahne fast ein Jahrtausend das Dach einer Kirche in Söderala zierte, bis man vor etwa 100 Jahren entdeckte, was sich da wirklich dreht und man sie von dort wegbrachte. Sie ist die bekannteste wikingerzeitliche Wetterfahne. Mit ihren vielfach verschlungenen, im reinsten Ringerike-Stil ausgeführten Drachen und Schlangen ist sie die künstlerisch und handwerklich eleganteste. In jedem Buch über die Wikinger ist sie abgebildet.
Als Admiralsschiff
Eine weitere Wikinger-Wetterfahne, die Raimund Müller ebenfalls als Replik schuf und der Ausstellung zur Verfügung stellte, ist die gotländische Fahne von Källunge. Der Runenstab vom Bryggens Museum in Bergen zeigt eine Flotte Wikingerschiffe, von denen vier eine Wetterfahne am Vordersteven führen. Sie gehörten bedeutenden Schiffseignern, die sie auf den Steven ihrer Wikingerschiffe führten. Diese Art von Wetterfahnen hatte nicht nur die Aufgabe, die Windrichtung anzuzeigen, sondern wie heutige Historiker vielmehr vermuten, das Schiff als Flagg- oder Admiralsschiff zu kennzeichnen.
Raimund Müller hatte auch schon zuvor Replikate für Wikingergruppen gestaltet, etwa für Thomas Mauler in Bodersweier, der dort ein Wikingerschiff gebaut hatte. Die Flagge selbst ist aus Kupfer, das Fabelwesen obendrauf – manche bezeichnen es als Hund oder Hirsch – wurde zunächst aus Wachs modelliert und dann in Bronze gegossen.
Kontakt
Raimund Müller
Ortsstraße 63
Rheinau-Holzhausen
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