Achern

Rosemarie Ell wird 80: immer wieder schwere Zeiten erlebt

Michaela Gabriel
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28. April 2017
Rosemarie Ell hat viel Schweres erlebt und war oft für andere da. Heute wird sie 80.

Rosemarie Ell hat viel Schweres erlebt und war oft für andere da. Heute wird sie 80. ©Michaela Gabriel

Immer wieder gab es schwere Zeiten im Leben von Rosemarie Ell. Trotzdem galt ihre Aufmerksamkeit anderen Menschen – zuletzt Kindern in Südosteuropa, für die sie Geschenke sammelte und Päckchen packte, damit sie an Weihnachten einen Schuhkarton voller Freude entgegennehmen konnten. Heute wird die Achernerin 80 Jahre alt. 

Geboren wurde Rosemarie Ell 1937 in Ostpreußen. Mit vier älteren Geschwistern lebte sie bis 1945 in Bartenstein, einer Kleinstadt nicht weit von Kaliningrad (damals Königsberg) und der Ostsee. Ihr Vater Arthur Lokatis führte ein Geschäft und eine Tankstelle mit mehreren Angestellten, bis er zur SS eingezogen wurde.

Die Familie floh bei bitterer Kälte mit Tausenden anderen vor der russischen Armee. Die schwer behinderte älteste Schwester mussten sie zurücklassen. Rosemarie Ell sah mit knapp acht Jahren Menschen und Pferdefuhrwerke zwischen den Eisschollen des Frischen Haffs untergehen und erfrorene oder von Bombenangriffen entstellte Leichen am Wegrand. Mehrere Wunder seien die Erklärung dafür, dass sie Berlin erreichten und dort den Vater wieder fanden.

Ihre kurze Kindheit, die fürchterlichen Umstände der Flucht und die Suche nach einer neuen Heimat verarbeitete sie erst spät. 2011 erschienen im Acheron-Verlag ihre Erinnerungen als Buch. Es heißt »Der Stimme folgen«, weil es oft eine innere Stimme gegeben habe, wie sie sagt. Ohne ihren Glauben an Jesus Christus hätte sie ihr Leben nicht gemeistert: »Er hat mich getragen.« Zuletzt sprach ein Acherner Arzt bei ihr von einem Wunder, als sie sich 2015 bei einem Sturz schwer verletzte, aber wieder auf die Beine kam.

Der Mann erblindete

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1950 flüchtete die Familie nach Westdeutschland, lebte kurz in einem Flüchtlingslager in Altschweier und kam dann nach Sand bei Willstätt. In Nußbach lernte Rosemarie Ell den Beruf der Schneiderin, wie ihre Mutter. Sie heiratete den Schuhmacher Erwin Ell aus Renchen und bekam einen Sohn und eine Tochter. In Renchen baute sie ein Haus und führte dort ab 1977 ein Geschäft für Sportmoden. Weil ihr Mann erblindete und pflegebedürftig wurde, musste sie es 1988 aufgeben.

Die Familie zog nach Fautenbach und Rosemarie Ell, die sich nebenbei zur Kosmetikerin ausbilden ließ, begann halbtags als Modeberaterin bei Conzelmann in Achern zu arbeiten, bis das Geschäft für immer schloss. Später vertrat sie die Geschäftsleitung im Märchenhaus Burger & Götz in Achern. Nach einem Unfall mit schweren Verletzungen gab sie ihre Berufstätigkeit 1996 auf.

»War eine gute Zeit«

»Ab da war ich nur noch ehrenamtlich tätig«, sagt die 80-Jährige. Neben der Pflege ihres Mannes bis zu seinem Tod 2004 übernahm sie die Betreuung einer Nachbarin und war bis zu einem weiteren Unfall 2012 aktiv im Seniorennetzwerk Achern. Ihr Engagement für die Aktion »Weihnachten im Schuhkarton« beschäftigte sie jedes Jahr mehr, bis sie 2016 nach 21 Jahren aufhörte. »Das war eine gute Zeit. Jetzt versuche ich zur Ruhe zu kommen.« Gesundheitliche Probleme machen ihr das nicht leicht. 

Sie hat sich fest vorgenommen, nichts mehr in Eigenregie anzupacken, weiß aber auch, dass sie wieder ein Aufgabe braucht: »Vielleicht kann ich mich irgendwo integrieren.« Sie erwartet heute ihren Enkel, die Tochter und zwei Nichten, Klaus Muttach und viele weitere Gratulanten. 

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