Sasbach

Sasbach verliert mit St. Pirmin ein Stück Ortsgeschichte

Roland Spether
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28. Februar 2017
Blick auf das Areal St. Pirmin, auf dem die Abrissarbeiten im vollem Gange sind.

Blick auf das Areal St. Pirmin, auf dem die Abrissarbeiten im vollem Gange sind. ©Roland Spether

»Da blutet einem ja das Herz«, sagte eine Anwohnerin in der Friedhofstraße. In diesen Tagen ist sie nicht die einzige, die von der Straße aus den Abrissarbeiten auf dem Areal St. Pirmin zuschaut. Sie finden 50 Jahre nach der Fertigstellung des sogenannten Neubaus von St. Pirmin statt, der 1967 bezogen wurde. Bis es allerdings damals so weit war, flogen die Fetzen, besser die Gesteinsbrocken.

In Nachbarschaft zu dem 1960 bezogenen Altbau wurde von den Verantwortlichen ein Platz auserkoren, der am besten für den Neubau geeignet schien. Die Zahl der Seminaristen war gestiegen. Neben einem Kolleg, auf dem man in vier Jahren das Abitur ablegen  konnte, wurde auch ein Aufbaugymnasium mit sechs Jahren zum Abitur eingerichtet. 

Kindergarten verlegt

Baulich gab es ein »kleines« Problem: An dem vorgesehenen Neubau-Platz stand ein Kindergarten, der erst kurze Zeit in Betrieb war. Er wurde schließlich 1964/65 auf die andere Straßenseite umgesiedelt. Manche der älteren Sasbacher erinnern sich noch genau an jenen Oktobertag 1965, »als nach dem Ausbau der verwendbaren Teile die Fundamente des Kindergartens gesprengt wurden und Betonbrocken bis auf die vorübergehend gesperrte Bundesstraße flogen«, schrieb der ehemalige Schulleiter der Heimschule Lender und des Seminars, Werner Guldenfels. 

Der Neubau für St. Pirmin entstand mit Studierzimmern, Schlafräumen für drei und sechs Schüler, auch Küche, Speisesaal, Aufenthaltsräume und ein Hallenbad sorgten für ein angenehmes Studieren und Wohnen.

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Eine Kirche als geistliche Mitte des Seminars wurde mit kunstvollen Wachter-Fenstern gebaut. Deren Profanierung und endgültige Schließung war am 28. Juni 2016. Deutsche Geschichte erlebte der Neubau, als am 13. September 1989 rund 50 Übersiedler aus der DDR eintrafen und hier für ein halbes Jahr eine neue Heimat fanden. Danach zogen Russlanddeutsche ein. 2013 wurden die Türen für Flüchtlinge vor allem aus Syrien und Afghanistan geöffnet, die bis zum Herbst 2016 hier wohnten. Nun ist der Neubau und mit ihm die Kirche in die Geschichte Sasbachs eingegangen. Bereits 2005 war mit dem Abriss des Geistlichen Zentrums der Erzdiözese Freiburg am Kältenbächel eine Kirche profaniert und abgebrochen worden.  

Tiefes Fundament

Wie berichtet entstehen auf dem Gelände des ehemaligen Spätberufenenseminars der Erzdiözese Freiburg vier Häuser mit 35 Wohnungen und eine Tiefgarage mit 52 Stellplätzen. Entlang der Friedhofstraße legt der Investor auf Wunsch des Gemeinderats 20 Parkplätze an. Die Abrissarbeiten sind derzeit voll im Gange, das Material wird auf dem Gelände getrennt und dann entsorgt. Bis der Bereich für die Neubauten vorbereitet ist, dauert es noch etwas. Vom derzeitigen Bodenniveau aus geht es noch einige Meter in die Tiefe, denn in dem »Neubau« befand sich auch ein Hallenbad mit »Tiefgang«. 

Vom Markt zur Schule

Das zweite Bauprojekt liegt im nördlichen Bereich des Geländes zwischen Hauptstraße, Turenne-Allee und Friedhofstraße. Hier baut ein weiterer Investor einen Rewe-Markt mit einer Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern, inklusive Getränkemarkt und Backshop. 78 Stellplätze sind vorgesehen, ebenso ein Durchgang für Fußgänger vom Marktgelände zur Turenne-Allee. Von dort ist der Lendercampus gut zu erreichen, Eltern können ihre Kinder auf dem Marktgelände aus- und einsteigen lassen. Damit könnte sich auch die viel beklagte Verkehrssituation in der Friedhof- und Lenderstraße etwas entschärfen.

Hintergrund

Bebauungsplan

Derzeit läuft die dritte Offenlage für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan »Areal St. Pirmin«, Behörden und Träger öffentlicher Belange können nochmals Anregungen einbringen. Danach soll der Gemeinderat den Planentwurf nach Auskunft von Hauptamtsleiter Daniel Retsch entweder am 24. April oder 15. Mai einbringen.sp

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