Sasbachwalden: Kommissar erinnert bei Lesung an AKW-Demos
Es ist stets ein besonderer Sonntagnachmittag im Bücherhotel Bischenberg in Sasbachwalden, wenn sich ein kleiner Kreis der mittlerweile über 50 Mitglieder des Autorennetzwerkes Ortenau-Elsass hier einfindet, um aus den eigenen Werken zu lesen. Dieses Mal spannte sich der Bogen von zarter Poesie über märchenhaftes Geschehen hin zum politischen Zeitgeschehen, das 1975 vom Autor hautnah miterlebt wurde.
Die musikalische Umrahmung, gestaltet von dem Elsässer Liedermacher Serge Rieger, unterstrich nicht nur diesen poetischen Nachmittag vortrefflich, sondern versöhnte auch mit den Bildern, die Hans Weide hervorrief. Sein Roman ist der eines Zeitzeugen, einer der dabei war, als es darum ging, das in Breisach abgelehnte Atomkraftwerk ersatzweise in Wyhl aufzubauen. Aus »Rote Sonne, dunkle Nacht« las er beeindruckende, ja befremdende Szenen, eine Auflehnung von zumeist Landwirten und Winzern, die damals zum friedlichen Widerstand aufriefen. Ein grenzüberschreitender Widerstand, der sogar Familien in unerbittliche Lager spaltete.
Eine mutige Tat
Hans Weide erzählte, dass damals mehrere Atomkraftwerke entlang des Rheins entstehen sollten und man geplant hatte, rechts und links des Rheins die Bevölkerung auszusiedeln. Etwas, das er nicht gutheißen konnte, das er mit dem berühmten gelben Aufkleber auf seinem Auto signalisierte und das ihn fast seinen Job gekostet hätte. Als Polizeihauptkommissar verweigerte er schließlich als Einsatzleiter den Befehl zur Räumung des besetzten Baugeländes um das geplante AKW Wyhl. Eine mutige Tat, die ihn heute stolz macht und eine Geschichte zum erfolgreichen Widerstand, die er nahezu authentisch in seinen Roman verpackt.
Sanfter ging es in der Weihnachtsgeschichte von Esther Kant zu, eine berührende Geschichte um die kleine Lisa und ihren Engel Lusius. Karin Jäckel überraschte die Besucher mit einer gelungenen Fabel aus einem ihrer vielen veröffentlichten Bücher, hier ein Märchenbuch.
Schließlich gelang es Helga Aberle aus Gutach, die Besucher im Bücherhotel Bischenberg mit sehr wortschönen Gedichten zu begeistern. Mal nachdenklich, mal provokant, mal tief berührend schafft sie es, Worte zu Bildern werden zu lassen, die alle Sinne wecken, den Herbstnebel auf der Haut spüren zu lassen, die Farben der Natur bildlich vor sich zu sehen. Sie setzt mit der roten Rose das Zeichen der Liebe und wickelt das Gefühl der tiefen Traurigkeit durch das Verlassen werden in ein Gespinst aus einfachen, aber tiefgreifenden Worten: »Schau mich nicht an«. Serge Rieger erfüllte seine Aufgabe perfekt, diesen Lesungen mit seinen selbstverfassten elässischen Herzensliedern einen angemessenen Rahmen zu geben.