Oberkirch

Schnelles Internet wird nicht jeden Renchtäler Hof erreichen

Patric König
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
18. November 2016
So soll das Backbone-Netz des Kreises aussehen: Die roten Linien sind die Glasfaserleitungen, die roten Quadrate die Übergabepunkte für die einzelnen Kommunen, die grünen Kreise Verteilerpunkte und die blauer Kreise Kreuzungsschächte.

(Bild 1/2) So soll das Backbone-Netz des Kreises aussehen: Die roten Linien sind die Glasfaserleitungen, die roten Quadrate die Übergabepunkte für die einzelnen Kommunen, die grünen Kreise Verteilerpunkte und die blauer Kreise Kreuzungsschächte. ©Landratsamt Ortenaukreis

Der Kreis will das schnelle Internet in der Ortenau ausbauen. Über die Pläne für ein Backbonenetz haben sich am Donnerstag in Zusenhofen rund 30 Kommunalpolitiker informiert. Dabei hat es nicht nur Lob gegeben: In Oppenau geht offensichtlich die Angst um, »abgehängt« zu werden. 

Wenn das schnelle Internet in einem Baugebiet flächendeckend keine 30 MBit pro Sekunde erreicht,  spricht man von einem weißen Fleck. Möglichst viele dieser weißen Flecken will der Ortenaukreis in den kommenden drei Jahren beseitigen. Er will ein Glasfasernetz von Gemeinde zu Gemeinde verlegen lassen – das Backbonenetz. Eine GmbH kümmert sich um Bau, Betreibersuche und Förderanträge, denn der Großteil der 38 Millionen Euro Baukosten soll von Land und Bund übernommen werden. Sie fördern den Internetausbau zurzeit großzügig. Für den Rest kommen die GmbH-Kommanditisten (Kreis und Kommunen) auf.

Gemeinden sollen schnelles Internet zum Kunden bringen

»Mit dem Backbonenetz haben wir die Lage aber noch für keinen einzigen Endkunden verbessert«, gab Diana Kohlmann von der Stabsstelle Breitband des Kreises zu. Die Verbindung von den mindestens zwei Übergabepunkten des Backbonenetzes zum Endverbraucher sollen die Gemeinden schaffen.  Auf eigene Kosten, selbstverständlich aber unterstützt von Fördergeldern.

Oppenauer CDU-Chef poltert: »Werden abgehängt«

Hier sah Oppenaus Kämmerer die Tallagen benachteiligt und »ziemlich alleingelassen«.   Das Backbonenetz reicht zum Beispiel nicht in die Ortsteile Lierbach oder Maisach.Oppenaus Fläche (4700 Einwohner) sei ähnlich groß wie die der 58 000-Einwohner-Stadt Offenburg. Jedes Haus in den nächsten  zehn bis 15 Jahren ans Glasfasernetz anzuschließen, sei finanziell »schier unmöglich«. Der Oppenauer CDU-Fraktionsvorsitzende Roland Erdrich polterte:  »Der ländliche Raum wird auf Jahrzehnte abgehängt werden. Die jungen Leute gehen weg.«  

Kohlmann kontert: »Sie haben es selbst in der Hand«

Kohlmann stellte klar, dass man nicht jedes abgelegene Gehöft im Kreis ans Glasfasernetz anschließen könne. Wollte man dieses Ziel verwirklichen, wären dafür 430 Millionen Euro nötig. Sie ermutigte die Räte, die Zeiten hoher Fördergelder und niedriger Zinsen für den Internetausbau zu nutzen: »Sie haben es selbst in der Hand, dass sie nicht abgehängt sind.« Das sah auch OB Matthias Braun so. Sein Renchener Kollege Bernd Siefermann würdigte das Backbone-Netz »als großen Schritt nach vorne, auch wenn wir nicht alle dranhängen können.«

- Anzeige -

Glasfaser ist nicht überall die Lösung

Die Referentin brachte für abgelegene Gebiete alternative Technologien wie Funk- oder Satellitentechnik ins Gespräch. Oder das »Modell Telekom«: Dabei werden die Glasfaserkabel nur bis zu den Verteilerkästen im Ort geführt, von wo aus Kabelleitungen weiter gehen. Je länger das Kupferkabel ist, desto mehr lässt seine Leistung aber nach. 

Sauer auf die Telekom

Auf die Telekom waren einige am Donnerstag nicht so gut zu sprechen. Der Kreis würde gerne bestehende Leitungen des Bonner Unternehmens anmieten, die dann mit dem gesamten Backbone-Netz an einen Netzbetreiber weiterverpachtet würden. »Die Telekom lässt uns aber nicht auf ihr Netz«, sagt Kohlmann. Deshalb ist es möglich, dass der Kreis neue Leitungen bauen muss, obwohl die Telekomkabel schon im Boden liegen. 

»Das ist einem Normaldenkenden eigentlich nicht zu vermitteln«

Diese Doppelstrukturen seien »normal denkenden Menschen eigentlich nicht zu vermitteln«. Doch rechtlich habe man keine Chance. Dass es anders geht, zeigt das Unternehmen Gasline, dessen Leitungen durchs Renchtal laufen: Es sei bereit, Leitungen fürs Backbonenetz zu verpachten.

Auch wenn die Telekom nach Darstellung einige Gemeindevertreter jüngst zuvor nicht gekannte Gesprächsbereitschaft signalisierte: Im großen Stil wird sie im ländlichen Raum wohl nicht ausbauen. Kohlmann geht davon aus, dass sich die Investitionen  Backbonenetz erst nach 34 Jahren amortisieren. Die Telekom wolle bei ihren Projekten in drei bis fünf Jahren die Gewinnzone erreichen. 

Dass Kreis und Kommunen nur einspringen, wenn der freie Markt versagt, hatte Gastgeber Matthias Braun schon in seiner Begrüßung deutlich gemacht. Kohlmann warb umso eindringlicher dafür, dass die Kommunen der »Breitband Ortenau GmbH & Co. KG« beitreteten und das schnelle Internet ausbauen: »Wenn wir es nicht tun, tut es keiner.«

Stichwort

Das Backbone-Netz

◼ Kosten: 38 Millionen Euro  fürs Kreisnetz. Das Landratsamt rechnet im Gegenzug in den kommenden drei Jahren mit 23 Millionen Euro Fördergeldern fürs Backbone- und 48 Millionen Euro für die Ortsnetze. Deren Bau (Kostenschätzung insgesamt: 264 Millionen Euro) muss jede Gemeinde selbst finanzieren.
◼ Länge: 700 Kilometer Glasfaser, davon 284 Kilometer Neubau und 417 Kilometer Synergietrasssen (Leitungen anmieten oder verlegte Leerrohre nutzen)
◼ Zielgeschwindigkeit: für Privatkunden 50 MBit/Sekunde im Download, für Gewerbegebiete 50 MBit/Sekunde im Up- und Download
◼ Zeitplan: Bis 31. März 2017 sollen die Kommunen entscheiden, ob sie beitreten wollen. Von Februar bis August 2017 sollen die Ortsnetze geplant werden, die das Backbonenetz ergänzen.Geplanter Baubeginn Backbone: Oktober 2017. Über die Reihenfolge, wo das Kreisnetz zuerst ausgebaut wird, entscheidet die Gesellschafterversammlung. 
◼ Betreiber: Bereits 2017 soll ein Betreiber gesucht werden, der das gesamte Netz (Backbone und Ortsnetze) übernimmt. Er zahlt dafür Pacht an Kreis und Gemeinden.
◼  Hausanschluss: Privat- und Geschäftskunden, die  die neue Datenautobahn nutzen wollen, sollen eine Anschlussgebühr zahlen: Im Gespräch: 300 bis 500 Euro pro Hausanschluss. 
◼ Umlage: Kommunen und Kreis sollen die GmbH über eine Umlage finanzieren. Im Gespräch ist ein Jahresbetrag von rund 50 Cent pro Einwohner. 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Bürgermeister Uwe Gaiser mit den Helfern des Schlossgrund-Projekts: stehend Natascha Spinner, Wolfgang Roth, Otto Streck, Bärbel Streck, Klaus Kimmig, Gundula Ganteführer, Michael Braun, Christiane Roth, Waltraut Ducksch, Harald Blust, Franz Huber. Vorne kniend: Thomas Gmeiner, Thomas Huber, Ulrich Ducksch.
vor 21 Minuten
Mehr als ein Aufstieg
Tausende Arbeitsstunden, Hunderte Tonnen Material und jede Menge Durchhaltevermögen stecken im Aufgang zum Schlossgrund in Oppenau. Entstanden ist viel mehr als nur ein Aufstieg.
Mit Walter Scholz verfolgten auch seine Frau Silvia und sein Sohn Alexander den Festakt im Bürgersaal.
vor 3 Stunden
Achern
Der Acherner Startrompeter Walter Scholz erhielt die Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg. Musikmanager Herbert Nold überreichte eine Doppel-Platin-Schallplatte.
Beim ehemaligen Gasthaus Krone in Rheinbischofsheim geht es oft eng zu. Das beklagen Anwohner und Ortschaftsräte. Abgemeldete Autos aus Frankreich seien die Ursache.
28.03.2024
Viele Autos bei der "Krone"
Ortschaftsrat und Bürger sammeln in Rheinbischofsheim kritische Stellen für die Verkehrsschau im April. Ärger bereitet vor allem wildes Parken.
Saisonstart beim Golfclub (von links): Clubmanagerin Tanja Taxis, Vizepräsident Klaus Sturn, Vizepräsidentin Ingrid Volkenand und Präsident Thomas Kohler im Geräteraum.
28.03.2024
Der Golfclub setzt auf Naturnähe
Der Golfclub Urloffen mit seinen 900 Mitgliedern ist auch als Kaderstützpunkt des Golfverbands vorbereitet auf die neue Saison. Interessierte können jederzeit reinschnuppern.
Am 29. Januar brannte die „Neue Hütte“ ab. Da die Ermittlungen laufen, darf der Brandschutt noch nicht beseitigt werden.
28.03.2024
Untersuchungen laufen noch
In Rheinbischofsheim liegen Wochen nach dem Brand im Wald weiterhin Schuttreste einer Hütte.
Die Hesselhurster Kinder freuen sich schon jetzt auf die immer schönen Basteltage unter der Anleitung von Jugendleiterin Bianca Krieg beim Förderverein Dorfgemeinschaft Hesselhurst. ⇒Foto: Richard Lux
28.03.2024
Hauptversammlung
Hauptversammlung: Die Dorfgemeinschaft Hesselhurst zählt bereits 204 Mitglieder. Auch dieses Jahr sind wieder eine Menge Aktionen geplant.
Der Hegering Hinteres Renchtal hat die Wiederansiedlung des Luchses im Schwarzwald kontrovers diskutiert.
28.03.2024
Oppenau
Der Hegering Hinteres Renchtal diskutierte bei seiner Versammlung über den Luchs. Dessen Wiederansiedlung könnte vor allem mit den Schutzmaßnahmen für ein anderes Tier kollidieren.
Die ABL tritt bei der Gemeinderatswahl mit voller Liste an. 
28.03.2024
Achern
Die Acherner Bürger Liste tritt mit Personen aus allen Acherner Teilorten bei der Gemeinderatswahl an. Alle aktuellen Stadträte bewerben sich wieder.
Ehrungen beim SC Önsbach, von links Werner Huschka, Angelika Weber, Beate Hund, Ursula Schemel, Reiner Steurer, Roland Gutenkunst, Hermann Haungs, Bruno Tabor, Werner Ell, Gregor Harter und Monika Kast. 
28.03.2024
Achern - Önsbach
Der 886 Mitglieder starke SC Önsbach geht optimistisch in die Zukunft. Für die neue Saison wird wieder eine Fußball-Herrenmannschaft gemeldet.
Sie kandidieren auf der CDU-Liste für den Ortschaftsrat Zusenhofen (von links): Christian Ell, Johannes Danen, Markus Grimmig, Marcel Zerrer, Daniela Serrer, Peter Müller, Selina Wurth, Alfons Braun, Felix Armbruster und Jens Junker. 
28.03.2024
Oberkirch - Zusenhofen
Jüngere Kandidaten treten für die CDU Zusenhofen bei der Ortschaftsratswahl an. Vorsitzender Dieter Blaeß lobt deren Engagement. Die vier CDU-Ortschaftsräte sollen mit Erfahrung punkten.
Ein Teil der Geehrten der Kolpingsfamilie Lautenbach mit den Vorsitzenden und geistiger Leitung (von links): Vorsitzende Eva Breuer, Josef Müller, geistige Leitung Sabina Breidung, Bernhard Müller und stellvertretende Vorsitzende Stefanie Fischer.
28.03.2024
Lautenbach
Im zurückliegenden Kalenderjahr feierte die Lautenbacher Kolpingsfamilie ihr 75-jähriges Jubiläum. Darauf blickte man in der Jahreshauptversammlung zufrieden zurück. Außerdem wurden langjährige Mitglieder geehrt.
Sie kandidieren für den Stadelhofener Ortschaftsrat: von links Klaus Müller, Lena Blümle, Diana Vogt-Bruder, Sebastian Hund, Rainer Huber, Thomas Schadt, Frank Grimmig, Katja Hund, Marius Meier, Markus Plail, Fabian Knapp, Annika Spraul, Bastian Springmann und Dominic Ell (von links).
28.03.2024
Ortschaftsratswahl
14 Kandidaten für zehn Plätze – so lautet die Formel bei der Ortschaftsratswahl in Stadelhofen. Mit dabei ist erstmals auch eine 17-Jährige.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.