Schüler im Raum Achern lernen, im Notfall Leben zu retten
Intensivmediziner und Anästhesisten des Ortenau-Klinikums wollen den Schülern die Angst davor nehmen, in Not Geratene zu reanimieren. Die Mediziner geben Kurse an Acherner Schulen und erklären mit viel Kreativität, wie man sich im Notfall verhalten sollte.
Das Ortenau Klinikum Achern-Oberkirch macht Schüler zu potenziellen Lebensrettern. Im Rahmen der »Woche der Wiederbelebung« bieten Intensivmediziner und Anästhesisten des Klinikums rund 300 Schülern aus Achern und Sasbach Reanimationskurse an. »Schüler retten Leben – 100 pro Reanimation« ist eine bundesweite Initiative und soll vor allem junge Menschen über mögliche Hilfeleistungen bei einem plötzlichen Herzstillstand informieren.
Erst der Anfang
Drei achte Klassen des Gymnasiums Achern machten am Montagvormittag den Anfang. Nachmittags fand der Kurs für die Schulsanitäter statt, sagte deren Betreuerin Doris Reck. Die Reanimationskurse seien als Einstieg gedacht und sollen das Interesse der Schüler am Schulsanitätsdienst wecken. »Die Schüler gehen ohne Scheu an die Sache und sind ganz begeistert«, sagte Doris Reck.
Auch Michael Neuburger, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin des Ortenau Klinikums, weiß, wie gut die Reanimationskurse ankommen: »Diese Unteraktionen motivieren Schüler. Und das ist wichtig, denn im Notfall ist meist kein Arzt in der Nähe, um zu helfen.«
In der Aktionswoche sind vorerst das Gymnasium, die Heimschule Lender und die Realschule Achern ausgewählt worden, sagt Oberarzt Reiner Springmann: »Es ist vorerst ein Versuch, der aber auf viel Zuspruch der Schulleitungen gestoßen ist. Wir können uns durchaus vorstellen, das Projekt die nächsten Jahre auf weitere Schulen auszuweiten.«
Keine trockene Theorie
Zur Einleitung der Theorie von Hauke Hirsekorn und Heike Reimling wurde am Montag im Gymnasium ein Comedy-Kurzfilm zum Thema gezeigt. Das Konzept geht auf: Die beiden Fachärzte führen durch eine Doppelstunde, die ganz und gar nicht langweilig ist. Wie funktioniert der Kreislauf und was passiert mit dem Gehirn, wenn kein Sauerstoff mehr ankommt? Diese und weitere Fragen wurden im offenen Gespräch mit den Schülern diskutiert.
Prüfen, rufen, drücken. Das sind die drei Schritte der Reanimation. Falsch machen könne man nichts, sagt Reiner Springmann. »Das Wichtigste ist, Berührungsängste abzubauen.«
Zu »Stayin alive«
100-mal pro Minute soll bei der Herzmassage gedrückt werden. Das entspreche dem Takt des Bee-Gees-Songs »Stayin Alive«, erklärt Dr. Hirsekorn. Man könne auch Pipi Langstrumpf nehmen, »aber lieber nicht laut singen«, rät er.
Mit viel Witz und Einfühlungsvermögen zeigten die Ärzte abschließend noch, wie man einen Defibrillator benutzt. Auch die Mund-zu-Mund-Beatmung wurde kurz erklärt, sie soll allerdings nur vorgenommen werden, wenn man sie beherrscht.
Danach ging es mit Begeisterung an die Beatmungspuppen. Die Schüler konnten jetzt anwenden, was sie theoretisch erlernt hatten. Am Ende der Doppelstunde gab es lobende Worte. »Ihr könnt jetzt Leben retten, traut euch!«, ermutigte Heike Reimling.
Reanimation
Die Achtklässler des Gymnasiums Achern lernten im Rahmen des Kurses am Montag die drei Schritte der Ersten Hilfe:
1. Prüfen: Bewusstsein und Atmung prüfen.
2. Rufen: Um Hilfe rufen und 112 wählen.
3. Drücken: 100-mal pro Minute Herzdruckmassage vornehmen.
All das kann unter Umständen Leben retten.jm