Schule sorgt für Aufbruchstimmung
Besuch aus Stuttgart erhielt am Mittwochmorgen die Schwarzwaldschule Appenweier: Kultusminister Andreas Stoch (SPD) machte sich zusammen mit Kommunalpolitikern und Behördenvertretern ein Bild, wie Gemeinschaftsschule in der Praxis aussieht.
Schon wenn man den Klassenraum betritt, fällt auf, dass er so ganz anders aussieht. Statt der typischen Tische sind die Arbeitsplätze windmühlenartig angeordnet; direkten Blickkontakt mit seinem Nebenmann hat kein Kind. Wer Hilfe braucht oder sich mit anderen zusammentun will, steckt dafür verschiedenfarbige Karten in eine entsprechende Halterung. Oben an der Decke hängt ein großer Bildschirm mit dem jeweiligen Thema und dem Lernwegeplan; eine Tafel gibt es zwar auch noch, aber die wird im Grunde nur noch für Ankündigungen genutzt, nicht mehr als Unterrichtswerkzeug.
Eigenes Lerntempo
Die Schüler sollen lernen, eine Aufgabe in ihrem eigenen Lerntempo zu lösen und sich so Kompetenzen erarbeiten. Individuelles Lernen heißt die Devise. Computer werden zum selbstverständlichen Unterrichtswerkzeug – sowohl für die Schüler als auch für den Lehrer:
Mithilfe eines computergestützten Unterrichts-Tools kann er sowohl den Lernstand des Einzelnen als auch der gesamten Klasse überblicken und den Lernstand dem Schüler und seinen Eltern zurückmelden.
Seit diesem Schuljahr ist die Schwarzwaldschule Appenweier Gemeinschaftsschule – die Einführung dieser neuen Schulform ist das wohl ambitionierteste Reformprojekt der grün-roten Landesregierung. Grund genug für Kultusminister Andreas Stoch (SPD), sich einmal in Appenweier anzugucken, wie das in der Praxis ausschaut.
Die Schüler jedenfalls finden’s gut. »Man wird nicht gestört«, schätzt Ilayda Kaplan (Klasse 5b) die Lern-Atmosphäre. Anfangs sei es zwar noch ziemlich ungewohnt gewesen, und die Schüler waren noch recht schüchtern, aber man gewöhne sich schnell dran.
Und auch die Eltern fassen zunehmend Vertrauen. »Man merkt, dass die Kinder selbstständiger werden«, so Elternbeiratsvorsitzender Freiherr Franz Michael von Neveu.
Aufbruchstimmung
Auch der Minister zeigte sich beeindruckt. Die Gemeinschaftsschule habe für Aufbruchstimmung gesorgt, meinte er – vor allem in pädagogischer Hinsicht.
Allerdings musste die Schule auch viel methodische Vorarbeit leisten, wie Rektorin Laura Roth betonte. Das computergestützte Unterrichts-Tool etwa, das Lehrer Bernd Sandhaas dem Minister erläuterte, ist eine Eigenentwicklung – und hat sich als so tauglich erwiesen, dass es auch andere Schulen einsetzen wollen.
Stoch ist sich bewusst, wie viel vom Gelingen dieser Schulreform abhängt. »Wir müssen zeigen, dass es auch anders geht als mit Notendruck und Sitzenbleiben.«
Andererseits zeigte er sich überzeugt, dass das herkömmliche dreigliedrige Schulsystem auf Dauer nicht zu halten gewesen wäre.
Skepsis kommt vor allem von den Realschulen. Doch auch sie werden um eine stärkere Binnendifferenzierung nicht herumkommen, meinte Stoch.
Gelungener Einstieg
Auch bei Bürgermeister Manuel Tabor war die Freude über den gelungenen Ein-
stieg groß. Für die Gemeinde sei es wichtig, Planungshoheit zu bekommen – etwa bei der Schulbauförderung. Denn spätestens zum Schuljahr 2017/18 stünden Erweiterungsmaßnahmen an. Stoch versprach, er wolle die Schul-
bauförderrichtlinien so ändern, dass künftig auch Umbauten aus zwingenden pädagodischen Gründen als neuer Fördertatbestand gelten.