Renchtal

Schulen erleichtern Integration für Flüchtlingskinder

Patric König
Lesezeit 3 Minuten
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05. Oktober 2015

Die Zuwandererkinder Mateusz, Miro, Daniel, Nina und Sara (von links, hier mit Rektorin Eva Woelki) lernen in der Vorbereitungsklasse der Johann-Wölfflin-Schule Deutsch. Ihre Klasse umfasst 23 Schüler aus 14 Nationen. Auf dem Lehrplan steht laut Lehrerin Sylvia Schiffling vor allem eines: »Reden, reden, reden.« ©Patric König

Selten war die Integrationsarbeit der Renchtäler Schulen so gefragt wie heute: In drei Vorbereitungsklassen lernen über 50 Flüchtlingskinder und EU-Zuwanderer Deutsch. In der Johann-Wölfflin-Schule werden die Plätze in der Klasse nun knapp.

Schüler aus 14 Nationen besuchen die Vorbereitungsklasse (VKL) der Johann-Wölfflin-Schule (JWS). Die Erst- bis Viertklässler, allesamt Flüchtlinge oder andere Zuwanderer,  lernen dort Deutsch – ähnlich wie man es aus Sprachkursen von Erwachsenen kennt. 23 der 25 Plätze in der Klasse sind laut Rektorin Eva Woelki bereits belegt. Woelki arbeitet gemeinsam mit dem Schulamt an einer Lösung für weitere Neuankömmlinge. Sie sind spätestens sechs Monate nach ihrer Ankunft schulpflichtig – egal ob noch Platz in der Vorbereitungsklasse ist oder nicht. Ein Recht auf Schulbesuch haben sie sofort.

Wie auch ihre Kollegin aus der August-Ganther-Schule (AGS), Ursula Erdrich, sieht Woelki ihre Schule grundsätzlich gut vorbereitet für die Integrationsaufgabe: Beide Einrichtungen verfügen über langjährige Erfahrungen mit Vorbereitungsklassen. Ging es früher eher um zusätzliche Sprachförderung, finden sich in den Klassen heute viele Schüler mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen.

Integration ist das Ziel

Lesen und Schreiben zu lernen ist in der Grundschule ein normaler Teil des Programms. In der AGS beherrschen alle der derzeit 16 Vorbereitungsklassenschüler die lateinische Schrift. »Das ist eine Erleichterung«, meint Erdrich. Die AGS ist für Jugendliche aus dem ganzen Renchtal zuständig. Ziel ist es, dass die Schüler schnell die Sprache lernen und in eine Regelklasse integriert werden können. Der individuelle Lernfortschritt gibt das Tempo vor, ein standardisierter Sprachstandstest dient als Orientierung.

Dabei unterscheiden sich die Wege beider Schulen. In der AGS finden auch naturwissenschaftlicher Fachunterricht, Musik und Sport  zunächst in der Vorbereitungsklasse statt, die Schüler werden erst nach und nach in die Regelklassen integriert. Kontakte zu den Mitschülern haben sie zu diesem Zeitpunkt oft schon geknüpft: auf dem Pausenhof.

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In der JWS tauchen die Migranten in Musik, Technik und Sport von Beginn an ins »Sprachbad« der Regelklassen ein, während bei Sylvia Schiffling in der Vorbereitungsklasse vor allem Deutsch auf der Tagesordnung steht. Zunächst geht es daraum, den Wortschatz aufzubauen und zu festigen. Dann folgt die Grammatik

Um ein Wort zu verankern, müsse man es 50-mal aktiv benutzen. »Reden, reden, reden«, nennt die Lehrerin als Hauptaugenmerk. Um entsprechende Redeanlässe zu schaffen, geht sie mit ihren Schülern schon mal auf den Wochenmarkt.

Wie alle Klassen haben die VKL ein festes Klassenzimmer, das den Kindern Orientierung geben soll: »Das ist wichtig und erleichtert den Anfang sehr«, meint Erdrich. Was am Ende des Prozesses steht, bekommen die Lehrer oft nicht mehr mit: In der Oberkircher Gemeinschaftsunterkunft bleiben die Flüchtlinge maximal zwei Jahre, dann steht die Anschlussunterbringung in einer anderen Gemeinde an. Dementsprechend hoch ist die Fluktuation in den Klassen: »Das ist ein Spagat, den wir leisten müssen«, sagt Woelki.

An der Motivation soll es nicht scheitern: »Die Kinder sind begeistert und dankbar«, sagt Woelki. Gleiches gilt für die Eltern, welche die AGS über Sprachcafés einbezieht. »Wir versuchen gemeinsam, ihnen das Ankommen in Oberkirch zu erleichtern«, sagt Erdrich. Das Wörterbuch Deutsch/Muttersprache, dessen Anschaffung in der AGS obligatorisch ist, wird oft von der ganzen Familie genutzt.

Für die Lehrer bietet die Arbeit mit den Migranten besondere Momente, so Erdrich: »Man kann die Fortschritte manchmal mit den Händen greifen. Das ist für einen Lehrer sehr schön zu sehen.«

Stichwort

Weitere VKL-Klassen möglich

775 Kinder wurden Mitte September in 58 Vorbereitungsklassen im Ortenaukreis unterrichtet. Wie viele im Verlaufe des Schuljahres noch dazukommen, ist momentan Kaffeesatzleserei: »So wenig wie das Landrats­amt längerfristige Aussagen zu Unterbringungen machen kann, ist es uns hier möglich, eine Prognose ab zu geben«, sagt die stellvertretende Leiterin des Staatlichen Schulamtes Offenburg, Barbara Kempf. Die Kinder erhalten einen Lernort zugewiesen.
Das Schulamt stellt derzeit 1152 Wochenstunden Unterricht für die VKL-Klassen zur Verfügung – das entspricht knapp 42 Lehrerstellen. Beschränkungen, weitere Klassen einzurichten, gebe es momentan nicht: »Wenn der Bedarf für eine neue Klasse erkennbar wird, kann Personal gesucht und umgehend unter Vertrag genommen werden. Es handelt sich hier um befristete Verträge bis Schuljahresende.« Offene Lehrerstellen gibt es laut Kempf momentan nicht.
Die Kriterien für eine neue Klasse: Nähe zum Ort, wo die Flüchtlinge untergebracht sind, Transportmöglichkeiten, vorhandene Räume und Know-how.

Stichwort

Neue Klasse in Bad Peterstal

Zu Beginn des Schuljahres hat auch die Matthias-Erzberger-Schule in Bad Peterstal eine Vorbereitungsklasse eingerichtet. Mit deren Arbeit ist der kommissarische Schulleiter Bernd Kunz sehr zufrieden. »Wir waren auf die Situation vorbereitet.« Der ehemalige Rektor Franz Doll und Bürgermeister Meinrad Baumann hätten rechtzeitig darauf hingewirkt, dass die Schule die nötigen Stunden bekomme.
Elf Kinder im Grundschulalter und ein Neuntklässler aus Syrien erhalten  in der Klasse 18 Stunden pro Woche Deutschunterricht, für den Rest des Tages geht es ins »Sprachbad« der Regelklasse. Kunz rechnet damit dass die Klasse in Kürze 16 bis 20 Schüler zählt. Drei Lehrerinnen kümmern sich um die Kinder. Ihren Einsatz lobt Kunz besonders: Die nötige Fortbildung haben sie noch nicht alle erhalten.

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