Singakademie führt in Obersasbach »Messa da Requiem« auf
Zum fünfjährigen Bestehen bot die Singakademie Ortenau unter ihrem künstlerischen Leiter Olaf Fütterer am Samstag die »Messa da Requiem« von Giuseppe Verdi. Das Kloster Erlenbad war für die Aufführung des kolossalen Werkes wie geschaffen.
Bei der Aufführung der »Messa da Requiem« kooperierte die Singakademie Ortenau mit dem »Choeur de Saint-Guillaume« aus Straßburg und den »Musiciens sans frontière Alsace-Ortenau« und sorgte so für ein außerordentliches musikalisches Erlebnis. Dass sich die Singakademie in dieser binationalen musikalischen Formation mit großartigen Aufführungen (wie »Elias«, »Matthäuspassion« oder »Requiem & Stabat mater«) einen Namen gemacht hat, beweist die bis auf den letzten Platz besetzte Klosterkirche, die wie kaum eine andere Aufführungsstätte für raumgreifende Vorstellungen dieser Art eine besondere Atmosphäre schafft.
Namhafte Sänger
Die Struktur der Messe entspricht fast durchweg der römisch-katholischen Liturgie, obgleich sie, wie seinerzeit üblich, nicht mehr für den liturgischen Gebrauch, sondern für konzertante Aufführungen geschrieben wurde. 1874 am ersten Todestag des von Verdi so geschätzten Dichters Alessandro Manzoni in Mailand uraufgeführt, entspricht die Besetzung von »Messa da Requiem« einem großen Opernorchester mit vier Solisten. Dass hier Olaf Fütterer nicht nur irgendwen engagierte, sondern wie schon bei anderen Aufführungen im Kloster Erlenbad ausschließlich namhafte Sänger, war Verpflichtung und der Besonderheit des Werkes geschuldet.
Für die erkrankte Christina Niessen sprang die Sopranistin Bettine Kampp in die Bresche und füllte ihren Part mit lichtklaren Tönen aus. Marlene Lichtenberg, ein mit Preisen ausgezeichneter Mezzo-Sopran aus Südtirol, bestach mit einem warmen Timbre. Als ausgezeichneter Tenor wirkte Dirk Schmitz, Konzertsänger mit weit reichendem Repertoire, sowie Duccio Dal Monte, auf allen Opernbühnen der Welt zu Hause, mit einem kraftvollen starken Bass. Sie harmonierten einzigartig mit der bestechenden Klangfülle des Orchesters, und es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Präzision Olaf Fütterer es versteht, Chorsänger und Orchester auf gleicher Linie zu halten.
Das leise beginnende, aber dann sich steigernde und mit dramatisch aufflammenden Passagen aufwartende Kyrie eleison ist die fast schon berauschende Ankündigung dessen, was in den folgenden eineinhalb Stunden folgte: Verdis Messe lebt vom Wechselspiel der Klangfarben von leise bis lautstark, so dass die schier ohrenbetäubende Intensität mancher Passagen, von Fütterer hervorragend herausgearbeitet, die Besucher förmlich in die Kirchenbänke presste und ihnen den Atem nahm. Dieses gewaltige Werk Verdis kommt opernhaft emotional daher und weckt große Gefühle.
So wollte auch der brandende Applaus kaum mehr enden, schließlich erlebt man nicht alle Tage eine konzertante Aufführung in solch einem enormen Opernformat, die am folgenden Tag in Straßburg eine Fortsetzung in der St. Paul-Kirche erfuhr.