Achern

Acherner Swingerclub-Besitzer: "Es geht nicht nur um Sex"

Matthias Jundt
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05. Januar 2017
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Nach 18 Jahren soll Schluss sein: Michael Kellert will seinen Swingerclub »Paradise« im ­Gewerbegebiet Achern verkaufen.

(Bild 1/2) Nach 18 Jahren soll Schluss sein: Michael Kellert will seinen Swingerclub »Paradise« im ­Gewerbegebiet Achern verkaufen. ©Matthias Jundt

Seit 18 Jahren ist das »Paradise« im Acherner Gewerbegebiet Anlaufpunkt für alle Freunde der Swingerszene.­ Seit einigen Monaten müssen diese Freunde aber in andere Clubs gehen – das »Paradise« ist geschlossen. Inhaber Michael Kellert will die Einrichtung verkaufen.

Mit der Acher-Rench-Zeitung hat er über die Gründe für seine Verkaufspläne, einen missverständlichen Pressebericht und das Swingen im Allgemeinen geredet. Außerdem verrät er, wie es mit dem »Paradise« im Fall eines Nicht-Verkaufs weitergeht.

Herr Kellert, seit 18 Jahren gibt es den »Paradise«-Club nun schon. Jetzt steht er zum Verkauf. Warum?

Michael Kellert: In 18 Jahren Selbständigkeit in der Party-Organisation bleibt privat viel auf der Strecke. Das Nachtleben ist auf Dauer belastend, außerdem muss man auf die Wochenende verzichten. Mein Privatleben soll nun Vorrang bekommen. Wenn ich im Jahr eine Woche Urlaub hatte, war das schon viel.

In der Presse wurde berichtet, dass Sie den Club »mit allen Konzessionen« verkaufen.

Kellert: Das ist schlicht ein falscher Pressebericht. Man kann einen Gastronomiebetrieb nicht mit Konzessionen verkaufen. Für die Erlaubnis für einen solchen müssen verschiedene Voraussetzungen vorhanden sein. Es müssen unter anderem genügend Notausgänge vorhanden sein. Auch die Lage des Betriebs ist ein wichtiges Kriterium.  Auch der Betreiber muss bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Jeder, der einen Gastronomiebetrieb betreiben will, muss gesondert einen Antrag auf Konzession stellen. 

In ihrer Verkaufsannonce haben Sie doch aber die Konzessionen angesprochen. Oder?

Kellert: Für einen möglichen Käufer ist es sehr wichtig zu wissen, ob der Club mit Konzessionen betrieben wurde. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Käufer, als wenn er ein Objekt erwirbt, bei dem später die Konzession wegen entsprechender Mängel verweigert wird, und er noch mal viel Geld investieren muss. Ich wollte in der Annonce lediglich aufzeigen, dass der »Paradise«-Club mit Konzessionen betrieben wurde. 

Gibt es bereits Interessenten für den Club?

Kellert: Es gab schon diverse Gespräche.

Was machen Sie, wenn Sie kein Angebot nach Ihren Vorstellungen bekommen sollten?

Kellert: Dass sich ein Swingerclub schwerer verkaufen lässt als eine Eigentumswohnung, weiß man vorher. Dass das Zeitfenster größer sein wird, weiß man auch vorher. Wenn es aber doch noch eine Weile dauern würde, bis sich ein Käufer findet, ist es nicht ausgeschlossen, dass ich wieder die ein oder andere Party veranstalte. Aber nicht mehr in der Häufigkeit wie früher, wo wir viermal die Woche geöffnet hatten. Von den Öffnungszeiten wird es sich also deutlich reduzieren. Zudem muss erst einmal wieder ein Team aus Arbeitskräften zusammengestellt werden. Bedienungen, Reinigungskräfte oder auch Küchenpersonal können sich schon jetzt gerne bei mir melden.

Vor diesem Interview kam ein Gast aus Frankreich und hat persönlich gefragt, wann Sie wieder öffnen. Wie lange wollen Sie noch abwarten?

Kellert: Wir würden wieder im Laufe des Frühjahrs öffnen.

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Sie selbst waren nicht immer Besitzer eines Swingerclubs. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen zu eröffnen?

Kellert: Ich bin Diplombetriebswirt und habe in diesem Bereich eine Nachfrage gesehen und letztlich bedient. Davor war ich in der Autobranche schon selbstständig.

Waren Sie als Swingerclub-Besitzer auch manchmal Ihr eigener Kunde? Vereinfacht gefragt: Wie leicht können Sie Arbeit und Vergnügen trennen?

Kellert: Der Kern meiner Idee war das Geschäft. Und dieses verlangt die Trennung, wie in jedem anderen Bereich auch.   Wenn Sie Motorräder verkaufen, können Sie auch nicht den ganzen Tag auf den eigenen Geräten durch die Gegend fahren. 

Miriam Venn, Soziologin der Universät Wuppertal, hat in ihrer Doktorarbeit herausgefunden, dass Paare in Swingerclubs immer jünger werden. Wie sind Ihre Beobachtungen?

Kellert: Die Mehrheit ist aber noch über 40. Es ist aber schon zu beobachten, dass heute mehr 20-Jährige kommen, als vor 18 Jahren.

Warum ist das so?

Kellert: Das ist auch der Zeitgeist. Die Jungen streben grundsätzlich nach dem Kick. Die machen ihren nicht immer einfachen Job, und als Ausgleich wollen sie ihre Freizeit optimieren. Die Jungen wollen auf Erkundungstour gehen.

Wann raten Sie von dem Besuch eines Swingerclubs ab?

Kellert: Man muss sich immer mit der Individualität etwa eines Paares auseinandersetzen. Wer seine Beziehung mithilfe eines Swingerclub-Besuchs retten will, ist hier sicher am falschen Ort. Ist eine Beziehung aber gut zusammengewachsen und reif – was aber nicht unbhedingt was mit dem Alter zu tun hat –, kann man seinen Horizont und Erfahrungsschatz erweitern. Eine allgemeingültige Regel gibt es aber nicht.

Nun denken viele bei dem Begriff Swingerclub an eine Art Bordell. Wie begegnen Sie diesen Vorurteilen?

Kellert: Es geht nicht nur um Sex in einem Swingerclub. Es gibt auch Gäste, die nur wegen des Wellnessbereichs herkommen. Oder, weil sie die nette und offene Atmosphäre an der Bar zu schätzen wissen. Andere genießen den Voyeurismus. Natürlich kommen auch viele her, um sich erotisch auszuleben. Es gibt eben verschiedene Motivationen, warum Menschen in Swingerclubs gehen. Ich frage mich, warum es immer noch Menschen gibt, die bei einem Swingerclub an ein Bordell denken. Beides sind völlig verschiedene Dinge. Ein Swingerclub hat nichts mit einem Bordell zu tun.

Gesetz den Fall, Sie verkaufen den Club. Was machen Sie danach?

Kellert: Ich habe viele angedachte Hobbys, für die ich bisher keine Zeit hatte. Was geschäftlich auf mich zukommt, weiß ich noch nicht. Ich genieße es jetzt schon, ruhiger zu leben. Den Mehrwert durch die Schließung spüre ich bereits heute jeden Tag. Früher war der Akku ständig leer.

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