Sparkassen-Idol wegen Verführung Minderjähriger "verurteilt"
Verführung Minderjähriger, Volksverhetzung, Immobilienbetrug: Lothar Bächle musste sich beim Schurtag der Narrenzunft Oberkirch am Freitag heftiger Vorwürfe erwehren. Doch seine »Bestrafung« nahm der Bereichsdirektor der Sparkasse Offenburg/Ortenau mit Humor.
Banker haben es nicht leicht: Wer mit Millionen jongliert, bei dem schaut man ganz genau hin. Die Oberkircher Narren machen da keine Ausnahme. Bei Lothar Bächle jedenfalls glaubten sie fündig geworden zu sein – und so stellten sie den früheren Bereichsdirektor Renchtal der Sparkasse Offenburg/Ortenau am Freitag im Narrenkeller vors Schurtags-Gericht.
Kinder mit "Schundheftle" an die Sparkasse gebunden
Mit den »Knax«-Heftchen habe er sich der Verführung Minderjähriger schuldig gemacht, meinte Anklägerin Denise Höfele. Zweck dieser »Schundheftle« sei es gewesen, die Jugend an sein »pekuniäres Etablissement« zu binden. Die Stabhalterei Obere Höh hätte am Kindernachmittag sogar »Knax«-Filme gezeigt. Der Bösewicht der »Knax«-Heftle, Fetz Braun, habe verblüffende Ähnlichkeit mit dem Angeklagten – woraus Höfele folgerte, dass Bächle räuberische Absichten hege. Zu allem Überfluss werde den Kindern beim Weltspartag das letzte Geld aus dem Sparschwein gezogen – und dafür gebe es noch nicht einmal Zinsen.
Knax-Heflte als Vorbild für Asterix
Bächle hatte sich gut vorbereitet. Als das »Knax«-Heft 1974 erstmals erschien, sei er erst sieben Jahre alt gewesen, verteidigte er sich. Er sei also gar nicht deren Erfinder, sondern der langjährige Marketing-Chef der Sparkasse, Bernd Riegelsberger. Im Übrigen hätten die Heftchen sehr zur Verbesserung der Kommunikation mit den französischen Freunden beigetragen: Sie seien Vorbild gewesen für die Asterix-Comics. Und die Zinsen habe man extra auf Null gesetzt, damit die Kinder merken, dass es nix bringt, sein Geld »uff d’Sparkass« zu bringen.
Die Anklage warf Bächle zudem Volksverhetzung vor, weil er regelmäßig unerkannt beim Bunten Abend der Narrenzunft Oppenau auftrete und als Griesbacher ketzerisch gegen die Oppenauer agitiere. Weiter auf der Anklageschrift standen Immobilienbetrug, weil er als neuer Chef der Immobilien-Abteilung der Sparkasse die Sprungschanze in Griesbach als Bauland verkaufen wolle, und Scheck- und Wertzeichenfälschung, weil er ständig Spenden überreiche – wahrscheinlich aus Schwarzgeldern – und sich mit übergroßen Schecks ablichten lasse.
Bestechungsversuch unternommen
Da vermochte auch eine Spende von 11,11 Euro an die Narrenzunft Oberkirch das hohe Gericht nicht gnädig zu stimmen – zumal sich herausstellte, dass Verteidigerin Angelika Brandstetter mit Bächle unter einer Decke steckte. Beide drückten einst gemeinsam die Schulbank und waren sogar Klassensprecher, wie ein Informant der Anklägerin per Anruf steckte. So verurteilte Richterin Sandra Müller Lothar Bächle zur typischen Schurtags-Strafe: Er musste ein Viertelohm Wein zum sofortigen Ausschank spenden.
Über Filmtitel Interna ausgeplaudert
Umrahmt wurde die Verhandlung noch mit mehreren Auftritten: Guido Eckenwalder erzählte, wie er als Oppenauer zum Oberkircher Zunftrat wurde. Zusammen mit Wolfgang Isele gab er Interna aus dem Zunftleben preis – wobei die beiden über 270 Kinofilm-Titel verwursteten. Heike Linsler verriet mit ihrem Mann Stefan viel über die Bräuche in ihrer Heimat Buchen im Odenwald – und kreierte dabei so etwas wie die neue Fasenthymne für ihre zweite Heimat Oberkirch. Davon konnte das närrische Volk gar nicht genug kriegen.