Oberkirch

Stadt baut zwei neue Flüchtlingsheime

Simon Allgeier
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
06. Mai 2015

(Bild 1/2) Die Kinder der im Waldweg 10 in Oberkirch untergebrachten Flüchtlingsfamilien fühlen sich in ihrem neuen Übergangszuhause wohl. Ab September baut die Städtische Baugesellschaft in direkter Nachbarschaft zwei neue Unterkünfte für bis zu 70 Personen. ©Simon Allgeier

Platz für 70 Flüchtlinge in 24 Zimmern: Im September will die Städtische Baugesellschaft Oberkirch mit dem Bau einer Gemeinschaftsunterkunft beginnen. Im Sommer nächsten Jahres sollen dann die ersten Flüchtlinge in die neuen Gebäude im Waldweg einziehen können.

Michael Loritz muss tagtäglich einen Wettlauf gegen die Zeit führen, um die im Ortenaukreis ankommenden rund 140 Flüchtlinge pro Monat unterbringen zu können. »Wir haben große Schwierigkeiten«, sagte der Dezernent für Sicherheit und Ordnung im Landratsamt und zuständig für die Flüchtlingsunterbringung gestern in Oberkirch. Mit dem Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 70 Flüchtlinge im Waldweg will die Stadt ab Sommer 2016 die angespannte Situation im Ortenaukreis beruhigen helfen. »Dass wir den Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf geben, ist unsere humanitäre Verpflichtung«, betonte Oberbürgermeister Matthias Braun bei der Vorstellung der Pläne für den Bau zweier Gebäude mit einer Nutzfläche von 885 Quadratmetern.

Die zwei- und dreigeschossigen Häuser lässt die Städtische Baugesellschaft Oberkirch ab September dieses Jahres in Nachbarschaft zur bereits bestehenden Flüchtlingsunterkunft im Waldweg für rund zwei Millionen Euro errichten. In 24 Zimmern sollen nach der geplanten Fertigstellung im Sommer 2016 je bis zu vier Flüchtlinge untergebracht werden können. Als kleine Besonderheit bezeichnete Peter Bercher, Geschäftsführer der Städtischen Baugesellschaft, die Möglichkeit, die Zimmer bei Bedarf in Mietswohnungen umzubauen. Das sei dann der Fall, wenn das aktuell hohe Flüchtlingsaufkommen wieder zurückgehe. Bis dahin jedoch mietet das Landratsamt die Gebäude für die Flüchtlingsunterbringung von der Stadt an.

- Anzeige -

Umfangreiche Vorarbeiten
Mit den Plänen für die neue Gemeinschaftsunterkunft war die Stadt bereits vor einem Jahr an die Öffentlichkeit gegangen. Dass sie nicht schon früher realisiert wurden, führte Bercher auf die umfangreichen Vorarbeiten und die angespannte Situation in der Baubranche zurück. So sei eine zweite Ausschreibung notwendig geworden, nachdem die erste nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hatte. »Es geht nirgendwo schneller«, erklärte Loritz mit Blick auf eine ähnliche Unterkunft, die in Friesenheim gebaut werden soll. Ab 2016 steht jedem Flüchtling eine Fläche von sieben Quadratmetern zu, bisher sind 4,5 Quadratmeter die Mindestanforderung. Die Gemeinschaftsunterkunft sei bereits nach den neuen Richtlinien konzipiert, dennoch räumte Loritz ein: »Das ist keine Luxusunterkunft.«
Bürgermeister Christoph Lipps lobte die »aufgelockerte Atmosphäre« des Gebäudeensembles mit Spielgeräten und einem Innenhof. »So etwas zu konzipieren braucht Zeit.« Mit den derzeit 84 in Oberkirch lebenden Flüchtlingen habe die Stadt »sehr gute Erfahrungen gemacht«, betonte Lipps. Dazu trage vor allem auch die offene Willkommenskultur und das Engagement vieler Ehrenamtlicher in der Betreuung der Flüchtlinge bei.

Ungeachtet des Baus der neuen Gemeinschaftsunterkunft suche das Landratsamt nach wie vor Wohnungen für Flüchtlinge. »Die Flüchtlingszahlen explodieren«, berichtete Loritz (siehe Hintergrund). Es gebe zwar einen »Plan B«, der die vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen auch in Sporthallen vorsieht, »wir hoffen jedoch, dass wir davon verschont bleiben«.

Hintergrund

»Kamikaze-Einrichtungen können wir uns nicht erlauben«

Mit 300 000 aufzunehmenden Flüchtlingen rechnet die Bundesregierung im laufenden Jahr. Michael Loritz (Foto), beim Landratsamt Ortenaukreis zuständig für die Flüchtlingsunterbringung, indes schätzt, dass die Zahl auf 350 000 nach oben korrigiert werden muss. Auf den Ortenaukreis entfielen somit 1933 Flüchtlinge. Zum Vergleich: 2010 hatte der Kreis 249 Flüchtlinge unterzubringen. Laut Loritz war der damals stetige Rückgang der Flüchtlingszahlen der Grund für den Rückbau vorhandener Unterkünfte. Mittlerweile setze der Kreis verstärkt auf die Anmietung privater Wohnungen für die Flüchtlingsunterbringung. »Wir haben aber dazugelernt«, sagt Loritz. So sollen künftig unabhängig von der tatsächlichen Belegung 1200 Plätze für Flüchtlinge im Kreis bereitgehalten werden. Mit aktuell 1370 Flüchtlingen seien die Unterkünfte in der Ortenau bereits zu über 80 Prozent ausgelastet.
Trotz der angespannten Lage will Loritz bei der Auswahl geeigneter Unterkünfte weiterhin  sensibel vorgehen. »Wir hatten auch schon Angebote an der Schwarzwaldhochstraße, solche Kamikaze-Einrichtungen können wir uns nicht erlauben.« Die städtische Randlage, wie es der Waldweg in Oberkirch ist, sei für größere Gemeinschaftsunterkünfte am besten geeignet. In der Vergangenheit seien bei der Auswahl der Lage von Flüchtlingsunterkünften oftmals Fehler gemacht worden.
Mit aktuell 84 Flüchtlingen und ab 2016 bis zu 70 weiteren in der Gemeinschaftsunterkunft leiste Oberkirch einen guten Beitrag im Ortenaukreis. »Wir können die Problematik nicht an einem Punkt lösen und eine Stadt auch nicht überfordern«, meinte Loritz. all

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Mit Walter Scholz verfolgten auch seine Frau Silvia und sein Sohn Alexander den Festakt im Bürgersaal.
vor 1 Stunde
Achern
Der Acherner Startrompeter Walter Scholz erhielt die Staufermedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg. Musikmanager Herbert Nold überreichte eine Doppel-Platin-Schallplatte.
Beim ehemaligen Gasthaus Krone in Rheinbischofsheim geht es oft eng zu. Das beklagen Anwohner und Ortschaftsräte. Abgemeldete Autos aus Frankreich seien die Ursache.
vor 22 Stunden
Viele Autos bei der "Krone"
Ortschaftsrat und Bürger sammeln in Rheinbischofsheim kritische Stellen für die Verkehrsschau im April. Ärger bereitet vor allem wildes Parken.
Saisonstart beim Golfclub (von links): Clubmanagerin Tanja Taxis, Vizepräsident Klaus Sturn, Vizepräsidentin Ingrid Volkenand und Präsident Thomas Kohler im Geräteraum.
28.03.2024
Der Golfclub setzt auf Naturnähe
Der Golfclub Urloffen mit seinen 900 Mitgliedern ist auch als Kaderstützpunkt des Golfverbands vorbereitet auf die neue Saison. Interessierte können jederzeit reinschnuppern.
Am 29. Januar brannte die „Neue Hütte“ ab. Da die Ermittlungen laufen, darf der Brandschutt noch nicht beseitigt werden.
28.03.2024
Untersuchungen laufen noch
In Rheinbischofsheim liegen Wochen nach dem Brand im Wald weiterhin Schuttreste einer Hütte.
Die Hesselhurster Kinder freuen sich schon jetzt auf die immer schönen Basteltage unter der Anleitung von Jugendleiterin Bianca Krieg beim Förderverein Dorfgemeinschaft Hesselhurst. ⇒Foto: Richard Lux
28.03.2024
Hauptversammlung
Hauptversammlung: Die Dorfgemeinschaft Hesselhurst zählt bereits 204 Mitglieder. Auch dieses Jahr sind wieder eine Menge Aktionen geplant.
Der Hegering Hinteres Renchtal hat die Wiederansiedlung des Luchses im Schwarzwald kontrovers diskutiert.
28.03.2024
Oppenau
Der Hegering Hinteres Renchtal diskutierte bei seiner Versammlung über den Luchs. Dessen Wiederansiedlung könnte vor allem mit den Schutzmaßnahmen für ein anderes Tier kollidieren.
Die ABL tritt bei der Gemeinderatswahl mit voller Liste an. 
28.03.2024
Achern
Die Acherner Bürger Liste tritt mit Personen aus allen Acherner Teilorten bei der Gemeinderatswahl an. Alle aktuellen Stadträte bewerben sich wieder.
Ehrungen beim SC Önsbach, von links Werner Huschka, Angelika Weber, Beate Hund, Ursula Schemel, Reiner Steurer, Roland Gutenkunst, Hermann Haungs, Bruno Tabor, Werner Ell, Gregor Harter und Monika Kast. 
28.03.2024
Achern - Önsbach
Der 886 Mitglieder starke SC Önsbach geht optimistisch in die Zukunft. Für die neue Saison wird wieder eine Fußball-Herrenmannschaft gemeldet.
Yvonne Bierer, Tanja Weinzierle (links) und Michael Sauter (rechts) informierten über die Fällungen im Binzigwald.⇒Foto: Meier
28.03.2024
Binzigwald
Anwohner des Binzigwalds zeigten sich bei einer Begehung des Schonwaldes überrascht davon, dass dort mit schwerem Gerät Bäume gefällt worden waren. Die Förster nahmen vor Ort Stellung.
Sie kandidieren auf der CDU-Liste für den Ortschaftsrat Zusenhofen (von links): Christian Ell, Johannes Danen, Markus Grimmig, Marcel Zerrer, Daniela Serrer, Peter Müller, Selina Wurth, Alfons Braun, Felix Armbruster und Jens Junker. 
28.03.2024
Oberkirch - Zusenhofen
Jüngere Kandidaten treten für die CDU Zusenhofen bei der Ortschaftsratswahl an. Vorsitzender Dieter Blaeß lobt deren Engagement. Die vier CDU-Ortschaftsräte sollen mit Erfahrung punkten.
Ein Teil der Geehrten der Kolpingsfamilie Lautenbach mit den Vorsitzenden und geistiger Leitung (von links): Vorsitzende Eva Breuer, Josef Müller, geistige Leitung Sabina Breidung, Bernhard Müller und stellvertretende Vorsitzende Stefanie Fischer.
28.03.2024
Lautenbach
Im zurückliegenden Kalenderjahr feierte die Lautenbacher Kolpingsfamilie ihr 75-jähriges Jubiläum. Darauf blickte man in der Jahreshauptversammlung zufrieden zurück. Außerdem wurden langjährige Mitglieder geehrt.
Sie kandidieren für den Stadelhofener Ortschaftsrat: von links Klaus Müller, Lena Blümle, Diana Vogt-Bruder, Sebastian Hund, Rainer Huber, Thomas Schadt, Frank Grimmig, Katja Hund, Marius Meier, Markus Plail, Fabian Knapp, Annika Spraul, Bastian Springmann und Dominic Ell (von links).
28.03.2024
Ortschaftsratswahl
14 Kandidaten für zehn Plätze – so lautet die Formel bei der Ortschaftsratswahl in Stadelhofen. Mit dabei ist erstmals auch eine 17-Jährige.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.