Stadt Oberkirch macht dem Internetriesen Google Maps Druck
Die Oberkircher Stadtverwaltung setzt auf die Hilfe von Google und Co., um den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt zu verbannen: Die Geodatenanbieter sollen die Einbahnstraßenregelung schnell in ihre digitalen Karten übertragen. Die Navigationsgeräte hat man damit aber nicht automatisch erreicht.
Seit der Sperrung der Hauptstraße hat der Durchgangsverkehr in der August-Ganther-Straße nach Darstellung von Anwohnern deutlich zugenommen. Mit verantwortlich machen sie dafür auch die Software von Navigationssystemen: Google Maps beispielsweise wies den Schleichweg durch die Wohngebiete als schnellste Route von Renchen in den Oberkircher Osten und nach Lautenbach aus.
Dem will die Stadt nun doppelt einen Riegel vorschieben. Mit zwei Einbahnstraßen in der August-Ganther-Straße und der Lohstraße hat sie Hemmnisse für die Autofahrer eingebaut. Gleichzeitig macht sie bei den Geodatendiensten Google Maps, Tele Atlas/Tomtom und Navteq/Here in einem Schreiben Druck: Sie bat explizit darum, die geänderte Verkehrsführung in die Karten einzuarbeiten.
In diesem Umfang sei die Vorgehensweise Neuland für die Stadt, bestätigte Stabsstellenleiter Hermann Brüstle. Kontakt mit den Datenanbietern suchte man ansonsten dann, wenn sich durch Baugebiete neue Straßennamen ergeben. Über Einbahnstraßenregelungen und ähnliches informiere man ansonsten eher über die Presse, das Amtsblatt und die städtische Homepage.
Laut Brüstle habe man die Zusage erhalten, dass die Änderungen bis 1. April eingebaut sein sollen. In den Navigationsgeräten der Autofahrer sind sie dann noch nicht automatisch angekommen: »Die Datenbahn-Änderungen werden bei bereits im Umlauf befindlichen Navigationssystemen nur dann wirksam, wenn die Nutzer ihre Geräte auch aktualisieren«, sagt eine Tomtom-Sprecherin. Auch bei Neugeräten könne es durch die Produktionszyklen bis zu mehreren Monaten dauern, bis Straßendaten-Änderungen in den verschiedenen Navigationssystemen wirksam werden – obwohl Tomtom die Daten kontinuierlich aktualisiere. Behörden und Gemeinden können Einzeländerungen über ein Internetportal melden; komme ein neues Baugebiet hinzu, empfehle es sich, einen Plan per E-Mail zu schicken. Auch »aktive und passive Kundenmeldungen« trügen zur Aktualisierung bei.
Navigationsgerätehersteller Garmin leitet Meldungen direkt an »Here« weiter – der Geodatendienst biete dafür einen digitalen Zugang an und verarbeite die Rohdaten; darauf basierend stelle Garmin bis zu viermal im Jahr ein Update zur Verfügung, so Sprecher Olaf Meng. »Garmin und Here sind sehr stark auf die Zusammenarbeit angewiesen, da die Verkehrsbehörden als erste und am genauestens über die Information verfügen.«
Warten auf Antworten
Auch die Navi-Hersteller Becker und Falk beziehen ihre Kartendaten von »Here«. Mindestens dreimal im Jahr gibt es laut Sprecher Michael Zach ein Update; die Zusammenarbeit mit den Verkehrsbehörden fällt seiner Ansicht nach ins Ressort der Kartenproduzenten. Wie der Kartenvertreiber mit den Änderungen aus Oberkirch umgeht, blieb bis Redaktionsschluss offen: Here beantwortete eine Anfrage der ARZ nicht. Gleiches gilt für Google Maps.
In den digitalen Karten des Internet-Giganten war die August-Ganther-Straße auch gestern noch als schnellste Route aufgeführt.
Rettungsdienst nutzt Umfahrung
Die neuen Einbahnstraßenregelungen haben laut Stadt-Stabsstellenleiter Hermann Brüstle keinen Einfluss auf die Wege der Rettungsfahrzeuge aus dem hinteren Renchtal ins Oberkircher Krankenhaus. »Nach Rücksprache mit dem DRK-Rettungsdienst Ortenau fährt der Rettungsdienst aus dem oberen Renchtal in der Regel über die innere Umfahrung Richtung Krankenhaus.« Dieser Fahrtweg sei auch so ausgeschildert.