Achern / Oberkirch
Statt Regen prasselt der Applaus
Wolfgang Winter
18. Juni 2007
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Die schwarzhumorige Kriminalkomödie »Ladykillers« wurde vom Acherner »Illenau Theater« bei einer Freilichtaufführung in der Illenau aus der Taufe gehoben. Die Premiere geriet grandios, das elfköpfige Ensemble und Regisseur Alisan Erdogan freuten sich über zahlreiche Bravorufe und einen Riesenapplaus.
Achern. Eine Stunde vor Beginn entlud sich ein Wolkenbruch und schon begann bei den Theatermachern das große Zittern. Zum Glück vertraute das Publikum der Vorankündigung, dass auch bei unsicherer Wetterlage gespielt wird. 150 Besucher saßen bis zum Schluss im Trockenen und bereuten keineswegs – nicht nur wegen des Wetters – ihren Entschluss zu kommen.
Mit 150 Minuten, inklusive Pause, hat das Stück eine gehörige Länge, doch vergeht beim kurzweiligen, mit vielen Pointen gespickten Spiel die Zeit wie im Fluge. Die Auffrischung des Ensembles mit einer Reihe neuer Gesichter aus Bühl, Renchen und Oberkirch ist bestens geglückt. In der Hauptrolle glänzt Angela Metzinger als liebenswerte alte Dame mit Witz. Ihre hinreißende Körpersprache und die gut tragende, höchst originelle Stimmfarbe verleiht dem Spiel eine köstliche Würze.
Überdrehte Freundinnen
Die an ihre Seite gestellten, mannstollen und herrlich überdrehten Busenfreundinnen (Marion Wolf und Constanze Fliegel) sind eine sichere Bank für eine Menge Gelächter. Die als Kammermusiker getarnten Bankräuber verkörpern ebenfalls vier zum Schieflachen ulkige Typen.
Auf der großen, räumlich gut genutzten Bühne steht der genauso bescheiden und höflich, wie abgefeimt agierende Professor (Helmut Schiffner), der ultracoole und im todschicken Latin-Lover-Look gewandete Tom (Christian Schindler) und die Dumpfbacke William (Uli Schindler). Der Vierte im Bunde ist, von der Originalvorlage des englischen Kultfilms abweichend, eine Frau. Iris Frietsch macht daraus die viel Vergnügen bereitende Paraderolle einer anrüchigen Salonschlampe, die ebenfalls alle Lacher auf ihrer Seite hat.
Auf der Seite der immermüden Gerechtigkeit macht Bobby Rudolf Lehmann eine gute Figur, während seine junge Amtskollegin Janina von Wallenstern mit einer in zahlreichen Illenau-Produktionen gereiften Mimik begeistert. Von Erdogan neu ins Spiel geschrieben, ist die Rolle zweier Bettler. Göhkan Erdogan mimt den Blinden überzeugend und wirkt als kongenialer Partner des sich in rustikal-philosophischer Kulinar-Poetik ergießenden Rudolf Künicke. Der Part des Rencher Caramba-Herausgebers ist übrigens doppelt besetzt. In manchen Aufführungen ist hier Jürgen Schindler zu sehen.
Die Handlung ist bestens bekannt. Wer den in einer Endlos-Wiederholungsschleife laufenden Spielfilm oder das häufig, zuletzt vor wenigen Monaten in Bühl, gezeigte Theaterstück kennt, weiß Bescheid. Alle anderen sollten sich von dem »mordsmäßigen Vergnügen« überraschen lassen.
Überraschung für Fans
Und Obacht, Überraschungen hat Erdogan sogar dem ausgefuchsten Ladykillers-Fan zu bieten. »Sex and Crime« heißt sein altbewährtes Rezept, ohne dabei aus dem leicht schlüpfrig gewordenen (Fenster-) Rahmen der Illenau zu fallen. Nach der Fütterung der blutdurstigen Piranhas können am Ende die Lahmen gehen und die Blinden sehen. Und statt des befürchteten Regens prasselte der verdiente Beifall für das beherzt aufspielende Ensemble.