Storchenfreunde säubern Nester in luftiger Höhe
Ein Drittel der Störche ist bereits zurück aus dem Süden – höchste Zeit also für die »Storcheneltern« Gérard Mercier und Paulette Gawron, die Nester in Rheinau und Umgebung von Unrat zu befreien. Ab Mitte März beginnen die Tiere mit dem Brüten.
Das derzeit gute Wetter nutzten am Mittwoch Gérard Mercier, Vorsitzender des Nabu Kehl, und Paulette Gawron für ein Großreinemachen von Storchennestern. Bernd Eidel chauffierte die beiden samt Hubsteiger zunächst nach Honau: Auf dem Kirchturm entfernten sie das im vorigen Jahr von den Störchen selbst gebaute Nest über dem Eingang. Die Tiere hatten mit ihren Aussonderungen nicht nur den Eingang, sondern auch die unter Denkmalschutz stehende Kreuzigungsgruppe links daneben getroffen, die deshalb extra verhüllt wurde.
Ein Storchennest darf laut Gesetz nur entfernt werden, wenn in der Nähe ein geeigneter Ersatz angeboten werden kann. Dazu hatte ein Blechner aus Kehl extra eine Blechunterkonstruktion mit Stäben obendrauf gebaut. Als Drainage setzte Mercier dicke Äste darauf, damit das Regenwasser ablaufen kann. Darauf kam eine Schicht mit kleineren Ästen, und für die Brut eine Schicht mit groben Holzschnitzel. Auf diesen Aufbau machte Mercier noch Heu dazu, damit es noch weicher wird und nicht so schnell verrottet. Am Rand wurde Apfelbaumreisig angebracht, um die Störche zum Weiterbauen anzuregen. Die Konstruktion wurde am rechten hinteren Eck des Kirchturms befestigt. Sehr zur Freude der Storcheneltern nahmen die Honauer Störche ihr neues Nest sofort in Beschlag, als die Luft wieder rein war.
Bedenkliches Gewicht
Die zweite große Baustelle war in Rheinbischofsheim: Das Nest auf der Grundschule konnte mehrere Jahre nicht mehr angefahren werden und hatte ein bedenkliches Gewicht erreicht. 400 bis 500 Kilogramm altes, verfestigtes und damit wasserundurchlässige Material nahmen die beiden in rund fünf Stunden vom Nest ab. Dazu mussten sie mit dem Hubsteiger oft hoch- und runterfahren, um das Material in den Anhänger zu kippen. Die Mulde wurde anschließend mit kleinen Ästen, Holzhackschnitzel und etwas Heu frisch gefüllt. »So kann nach einem Regen das Wasser abfließen, in dem die Jungen sonst sitzen würden. Sie können sonst leicht darin ertrinken oder erfrieren«, erklärte Gérard Mercier.
Auch die »Bischemer« Störche sind schon zurück aus dem Süden und haben ihr frisch gemachtes Nest angenommen. Allerdings war dieses Nest extrem sauber und ohne jeglichen Plastikmüll. Mercier erinnert sich an den Kehler »Sammlerstorch«, dessen Nest fast ausschließlich aus Plastik besteht. Darin seien auch schon ein Handy sowie eine schwarze Socke mit menschlichen Fuß-Überresten gefunden worden, die der Polizei übergeben worden seien.
Weitere Einsätze
Mercier und Gawron wollen zehn weitere Nester bearbeiten, darunter eines in Holzhausen beim Aussiedlerhof Schwarz, weil darin ein toter Vogel vermutet wird. Die Nester in Linx und Diersheim sind ebenfalls bereits erledigt. Das Freistetter Nest auf dem Kamin beim Bosch-Areal muss dieses Jahr nicht angefahren werden. Da dieses im Zuge der Neubebauung des Bosch-Areals weichen muss, sollen dafür drei Ersatzplätze für Horste angeboten werden. »Die bisher vom Architekten angedachten Plätze sind allerdings ungeeignet«, sagt Mercier.
Für die nächsten Tage stehen weitere Horste in Odelshofen, Auenheim, Goldscheuer, Eckartsweier und Sand auf dem Programm.