Stromnetz in Bürgerhand?
Udo Huniar, nur noch bis Dienstag Ewo-Geschäftsführer, wird als Chef seiner Firma Infinem versuchen, die Konzession für die Stromnetze von fünf Ewo-Kommunen zu erhalten (wir berichteten). Mit Geschäftspartner Claus Wystemp ist sein Ziel, eine Netzgesellschaft zu gründen, für die sich Bürger Anteile kaufen können.
Achern. Udo Huniar, Geschäftsführer der Infinem aus Achern, wird sich für die neu zu gründende Bürger-Netzgesellschaft um die Stromkonzessionen der Ewo-Kommunen Achern, Rheinau, Renchen, Sasbach und Sasbachwalden bemühen. Bis 10. April können Interessenten ihre Bewerbung abgeben. Voraussichtlich Ende April dürfen sich bis zu drei Interessenten den fünf Gemeinderäten vorstellen, die über die Vergabe der Konzession (siehe Stichwort) entscheiden. Ein Stromnetz ist attraktiv. Daher soll es in die Hände der Ortenauer Bürger übergehen.
Qualifikation bestätigt
Nicht jeder kann sich um eine Stromkonzession bemühen. Dafür braucht es fachliche Qualifikation. Die hat sich Udo Huniar vom zuständigen Ministerium bestätigen lassen, wie er im ARZ-Gespräch erzählt. Damit kann der Grundstein für ein Bürger-Netzmodell gelegt werden, das durch die Bürger zum Leben erweckt werden soll. Im Falle des Zuschlags will er mit Claus Wystemp, Geschäftsführer der Acherner Firma Ideenkatalog, die Bürger-Netzgesellschaft als Genossenschaftsmodell gründen, so dass die Stromkonzession in diese Gesellschaft übertragbar ist. Wystemp: »Wir gäben das Netz in die Hände der Bürger. Sie hätten die Kontrolle, würden Gewinne einfahren und die Stromkosten unter den heutigen Rahmenbedingungen auch herunterfahren.« Die Vorbereitungen sind im Kasten, sagt Huniar. Eine unbekannte Größe ist noch der endgültige Kaufpreis des Stromnetzes der fünf Kommunen. Daher ist noch nicht ganz klar, wie viele Bürgeranteile es geben kann.
Ein Anteil wäre für 250 bis 500 Euro zu haben. Schon jetzt kann jeder sein Interesse an einer Beteiligung im Internet hinterlegen – unverbindlich, wie Wystemp erklärt. Wer sich wieder austrägt, muss sich aber wieder hinten anstellen. »Wir peilen an, die Anteile mit drei Prozent zu verzinsen«, sagt Wystemp. Anteile könnten auch jederzeit wieder verkauft werden. Und wenn es zu wenig Interessenten gibt? »Es wird keine Finanzierungslücke geben, das können wir Ihnen zusichern. Wir haben Banken hinter uns«, sagt Wystemp.
Technik steht auch
Auch die technische Infrastruktur zum Betrieb eines Netzes für ein Gebiet, in dem mehr als 50 000 Menschen leben, sei organisiert, heißt es.
www.buerger-netzgesellschaft.info
Neues Konzessionsverfahren
Momentan herrscht für die Ewo-Kommunen Achern, Rheinau, Renchen, Sasbach und Sasbachwalden ein vertragloser Zustand, die Syna betreut die Netze weiter. Die Konzessionen müssen neu vergeben werden, weil das Vergabeverfahren von 2012 an das E-Werk Mittelbaden durch das Oberlandesgericht Karlsruhe als nicht zulässig erachtet wurde und rückabgewickelt werden musste (wir berichteten). Die Netze der anderen beiden EWO-Kommunen Oppenau und Kappelrodeck sind nicht beklagt worden. Die Bürger der fünf Kommunen könnten nun ihr eigenes Stromnetz kaufen.