Tourismus rund um die Schwarzwaldhochstraße ist im Aufwind
Die Tourismusbranche in der Ortenau steht vor Veränderungen. Mehrere geplante Großprojekte können die Ferienlandschaft nachhaltig verändern. Eine Entwicklung, über die sich auch schon die Tourismusexperten des Ortenaukreises Gedanken gemacht haben.
Sandra Bequier ist die Tourismusbeauftrage des Ortenaukreises. Dort weiß man um die Vorzüge der Region, die bereits jetzt etliche Gäste anziehen. Das Gebiet sei etwa bestens geeignet für Outdooraktivitäten, so Sandra Bequier.
Änderung am MTB-Netz
Das gut ausgebaute Wanderwegenetz sei weitläufig und biete Wanderungen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Dazu gehören Fernwanderwege, spannende Themenwege für die Familie sowie Kurzwanderungen und prämierte Qualitätswanderwege wie die Schwarzwälder Wandertrilogie in Bad Peterstal-Griesbach, die Alde-Gott-Panoramarunde in Sasbachwalden, der Mummelsee-Hornisgrindepfad sowie der Bosensteiner Almpfad in Seebach.
Die Region könne aber auch mit dem Fahrrad, Mountainbike oder E-Bike optimal erkundet werden. So gibt es bereits seit 2012 ein gut ausgebautes Fahrrad- und E-Bike Strecken-Netz des Kreises zum Thema »Sagen und Mythen im Ortenaukreis«, heißt es weiter aus dem Landratsamt. Aktuell werde das MTB-Netz überarbeitet und die Strecken durch einen erhöhten Single-Trail-Anteil noch attraktiver gestaltet. Jedoch stehen nicht nur die attraktive und authentische Natur- und Kulturlandschaft sowie die reizvollen Städte und Gemeinden für den touristischen Erfolg, sondern auch die kulinarischen Besonderheiten. Ob bei Weinen, Schnäpsen, Obst oder der Gastronomie bietet die Region beste Qualität. Ein anderer Aspekt sei die Schwarzwaldhochstraße, früher bekannt für die zahlreichen renommierten Hotels.Gerade sie stelle ein traditionelles Markenzeichen der Tourismusregion Schwarzwald dar. Derzeit erarbeite der Ortenaukreis mit den Landkreisen Rastatt und Freudenstadt einen »Masterplan Schwarzwaldhochstraße«, um die Region noch weiter zu stärken und bisher unberücksichtigte Potenziale herauszuarbeiten.
Mit der Nähe zum Nationalpark böte sich die Möglichkeit, die Region unter neuen Gesichtspunkten zu vermarkten: Umweltbewusstsein, sanfter Naturtourismus und Nachhaltigkeit. Dies seien Aspekte, die der Tourist heutzutage wertschätze.
Kleine Perlen
All die neuen Projekte wie die Anima-Tierwelt oder das Besucherzentrum des Nationalparks kämen der Erfüllung dieser Aspekte nach, so Sandra Bequier. Jedes einzelne Projekt sei wie eine kleine Perle, die sich entlang der Schwarzwaldhochstraße zu einer Kette verknüpfen und dem Touristen unzählige Möglichkeiten zur Gestaltung seines Aufenthaltes bieten.
Touristische Leuchtturmprojekte sorgten zudem stets dafür, den Mehrwert einer Region anzuheben, da sie generell eine Strahlkraft über die eigenen Grenzen hinaus ausüben. Je mehr Angebote eine Destination aufweisen könne, desto attraktiver sei sie auch für den Gast, heißt es aus Offenburg. Eine große Angebotsvielfalt könne sich bereits bei der Reisentscheidung positiv auf die Wahl des Zielortes auswirken, ist sich die Tourismusexpertin sicher. Ein ähnlich wichtiges Projekt mit Strahlkraft auf die ganze Region sei etwa auch das geplante Kinzigtalbad.
Konzept für den Verkehr
Eine wichtige Rolle werden künftig die Gastgeber spielen. Denn um neue Gäste zu gewinnen, sei es wichtig, deren stetig ändernden Bedürfnissen nachzukommen. Dies könne nur gelingen, wenn man den Qualitätsstandard ausbaut und an die Ansprüche anpasst.
Ob mit dem Smartphone, Tablet oder PC: Potenzielle Urlaubsgäste nutzen vermehrt Multimediageräte, um sich über den Urlaubsort zu informieren, weiß Sandra Bequier. Daher sei es besonders wichtig, auch auf die Instrumente des Onlinemarketing (wie über Suchmaschinenoptimierung/Online-Anzeigen oder Social Media) zurückzugreifen, um diese potenziellen Gäste für sich zu gewinnen.
Dass der zu erwartende »Gästeansturm« auch Probleme mit sich bringen kann, ist den Tourismusexperten wohl bewusst: »Gemeinsam mit dem Nationalpark Schwarzwald wird aktuell ein Verkehrskonzept erarbeitet, das genau diese Fragestellung beantworten und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen regeln soll«, heißt es dazu aus Offenburg.
Bezüglich der Bettenkapazität seien gute innovative Ideen für den Tourismus immer förderlich. An geeigneten Standorten könnten neue Beherbergungsangebote errichtet werden, wenn diese einen Nischenmarkt bedienen oder einen »Alleinstellungs-Charakter« besitzen. Mit Blick auf die Schwarzwaldhochstraße empfieht die Tourismus-Abteilung des Landratsamtes grundsätzlich, keine neuen Standorte zu etablieren, vielmehr sollten die momentanen Leerstände, sofern wirtschaftlich vertretbar, zu neuem Leben erweckt werden. Da der Schwarzwald ein besonders beliebtes Reiseziel bei Familien mit Kindern ist, sei es zudem wichtig, das Angebot an Ferienwohnungen auszubauen bzw. das bestehende Angebot qualitativ aufzuwerten. So könne auch diese Zielgruppe bedient werden.
Viele Leerstände
Besonders spürbar dürfte der Aufwärtstrend entlang der B 500 sein. Denn die Schwarzwaldhochstraße habe in den vergangenen 20 Jahren eine negative Entwicklung verzeichnet, gerade was den Tourismus betreffe. Dazu zählen: leerstehende Gastgewerbe, teilweiser Verfall von Kulturgütern, mangelndes Schlechtwetterangebot und unzeitgemäße Outdooraktivitäten.
Mit den neuen Projekten könne die Region neue Impulse in der Tourismusentwicklung setzen und wieder zur schlagkräftigen Destination im Schwarzwald, Baden-Württemberg, ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland werden, erhofft sich Sandra Bequier. Einen großen Anteil daran dürften auch die neuen Pläne des Europa-Parks haben. Mit dem Ausbau des Wasserparks werde sowohl der Tagestourismus in der gesamten Region als auch der Übernachtungstourismus gestärkt.
Park mit Potenzial
Umfang und Größe des Europa-Parks machen diesen zu weitaus mehr als »nur« einer Tagesausflugsdestination, so Sandra Bequier. Besucher würden mehr als nur einen Tag in der Umgebung des Parks verweilen. Somit bringe der Wasserpark auch Wachstumspotenzial bei den Übernachtungszahlen in der gesamten Region mit sich.
Der zweitstärkste Kreis
Im Jahr 2015 wurden rund 21 Millionen Übernachtungen im gesamten Schwarzwald registriert. Davon entfielen rund 3,5 Millionen. auf den Ortenaukreis. Somit ist er touristisch gesehen der zweitstärkste Landkreis innerhalb des Schwarzwaldes, sagt die Tourismusbeauftragte des Ortenaukreises, Sandra Bequier. Nichtsdestotrotz sei es wichtig, das touristische Angebot weiter auszubauen. Nur so könne der Landkreis konkurrenzfähig bleiben und den Bedürfnissen der Gäste auch in Zukunft gerecht werden.