Trachtenträger trotzten beim Festumzug der Hitze
Trachtenträger von Ettlingen bis Freiburg, vom Rhein bis zu den Schwarzwaldhöhen trafen sich gestern Nachmittag beim 37. Kreistrachtenfest des Bundes »Heimat und Volksleben« zum Umzug durch Bad Peterstal. Anlass war das 150-jährige Bestehen der Musik- und Milizkapelle Bad Peterstal. Zum Jubiläum gratulierten rund 1700 Trachtenträger.
Ursula Hülse, Geschäftsführerin des Bundes Heimat und Volksleben, moderierte mit dem Trachtenexperten Jürgen Hohl gestern Nachmittag den Umzug des Kreistrachtenfestes in Bad Peterstal: »Tracht ist auch Identität einer Landschaft, eines Ortes«, erläuterte Hohl.
Gleich zu Beginn machte sich die gastgebende Bürgermiliz Bad Peterstal mit ihrer Musikkapelle, die 150-jähriges Bestehen feiert, dem Spielmannszug und Gewehrträgern auf die 1,2 Kilometer lange Strecke, damit sie anschließend die Teilnehmer im Festzelt bewirten konnte. Insbesondere Getränke waren wichtig: Neben den Verkaufsständen der Vereine hatte das DRK entlang der Strecke für die Teilnehmer wegen der großen Hitze Getränkestationen eingerichtet.
Einige Teilnehmer hatten kurzfristig wegen der Hitze abgesagt. Die, die gekommen waren, kamen alle gut durch. Notfälle blieben aus. Selbst gestandene Feuerwehrleute gönnten sich aber kleine Pausen, um den Dienst durchzustehen. Nach dem Umzug musste am Festzelt der Notarzt doch noch eingreifen, um Menschen mit Kreislaufproblemen zu helfen.
Sieben Unterröcke
Trachtentänzer mit Tanzbogen, Fahnenschwinger, sogar ein Träger mit Kuckucksuhren aus Hornberg waren dabei. Fürstenberger Trachten wie bei der Trachtentanzgruppe Bad Rippoldsau zeigten den Ursprung der Redewendung von Frauen, die »unter die Haube kommen«, da nur verheirateten Frauen diese Kopfbedeckung zustand.
Einen Gegenpol bildeten die »Kappeschlupf«, die großen Schleifen auf den Köpfen der Frauen und die Pelzmützen der Männer aus dem Hanauerland. Die Trachtenkapelle Gutach wurde von einem VW-Käfer mit überdimensionalem Bollenhut begleitet, die Kinzigtaler Flößer aus Wolfach führten ein Floß mit sich. Aus Zell am Harmersbach kam ein historischer Verkaufswagen mit Keramik.
Evangelische Tracht oder katholischer Kirchenmantel, Hülse und Hohl erläuterten die offensichtlichen und die feinen Unterschiede und wiesen auch auf Unterschiede zwischen Alltags- und Feiertagstracht hin. Allen gemeinsam war, dass sie mit den Temperaturen zu kämpfen hatten. So schön die Biedermeiergruppe Offenburg auch aussah, gefroren hat sicher niemand. Bei der Banater Trachtengruppe aus Legelshurst gehörten »sieben gestärkte Unterröcke« unter jeden Rock, erklärten die Moderatoren.
Etliche Trachtenträgerinnen nutzten die mitgeführten Schirme zum Schutz gegen die Sonne. Sowohl vor als auch nach dem Umzug spielte auf den Kirchenstufen gegenüber der Ehrentribüne die »Melodie Dices« aus Schaffhausen.