Trotz Umsatzverlust: Obstgroßmarkt Mittelbaden macht Gewinn
Obwohl die Ertragslage für den Obstgroßmarkt Mittelbaden im Jahr 2016 schwach war, konnte Geschäftsfürher Markus Bieser den 200 Mitgliedern am Mittwoch in der Erwin-Braun-Halle einen Bilanzgewinn verkünden.
Die gute Nachricht vorweg: Trotz Umsatzeinbußen von 11,5 Prozent konnte der Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) das Geschäftsjahr positiv abschließen. Verantwortlich war dafür ein einmaliger Sondereffekt, den der geschäftsführende Vorstand Markus Bieser bei der Mitgliederversammlung in Oberkirch nicht näher erläuterte. Am Ende stand ein Bilanzgewinn von 259 427 Euro.
Das Geld soll nun teilweise in die Rücklage eingestellt (120 000 Euro), teilweise als Vortag auf neue Rechnung (139 427 Euro) verwendet werden. Die Gesamtbilanz weise auf der Aktiv-, wie auch auf der Passivseite den Betrag von über 20 Millionen Euro auf. Das sind rund zwei Millionen weniger als im Vorjahr.
Hoher Preisdruck bei Erdbeeren
Vorstandsvorsitzender Wendelin Obrecht ging auf die unterschiedlichen Witterungsbedingungen im Jahr 2016 ein. Zu wenig Sonnenstunden gab es im Mai. Das bedeutete, dass die Freilandernte erst in der zweiten Maihälfte in Fahrt gekommen sei.
Die Folge: Starke Angebotsüberschneidungen mit den Spätgebieten im Norden Deutschlands sorgten für Preisdruck bei den Erdbeeren. Lokale Hagel- und Starkregenereignisse machten den Betrieben zu schaffen und setzten den Qualitäten der Früchte zu.
Nässe brachte Probleme für Obstbauern mit sich
Durch die Nässe in der ersten Sommerhälfte mussten teilweise Abstriche bei der Haltbarkeit des Obstes gemacht werden. Ende Juli kam die Wetterwende mit herrlichem Spätsommer- und Herbstwetter. Der Oktober war kühl und trocken. Die Kirschessigfliege fand ideale Bedingungen zur Massenvermehrung vor.
Ein Rückgang sei bei den Himbeeren und eine deutlich geringere Menge bei den Brombeeren sowie sonnenbrandbedingt bei den Stachelbeeren verzeichnet worden. Eine starke Ernte mit über 1400 Tonen gab es bei den Roten Johannisbeeren. Fazit:
Lichtblicke waren bei den Tunnelerdbeeren, den Roten Johannisbeeren, bei den Zwetschgen (6500 Tonnen) und, bedingt durch stabile Preise, bei den Stachelbeeren. Die Apfelernte war mengenmäßig besser als zunächst angenommen. Nicht befriedigend gewesen sei, dass die Preise auf Vorjahresniveau stagnierten.
Viele gut ausgebildete Hofnachfolger
Um die Zukunftschancen zu wahren, gelte es, die Produkte frühzeitig in attraktiven Zeitnischen anzubieten und marktgerecht zu platzieren. Positiv bei den Haupterwerbsbetrieben sei der starke Anteil von Betriebsleitern unter 55 Jahren. Viele junge, gut ausgebildete Betriebsnachfolger stünden zur Verfügung.
Kritik übte Obrecht an der öffentlichen Diskussion um Pflanzenschutzmittel. Statt Pflanzenschutz werde bewusst von Pestizideinsätzen geredet, kritisierte er. Immer mehr Auflagen bei Pflanzenschutzmitteln würden die Obstbauern bekommen.
Kritik des Vorstandsvorsitzenden: Nicht nur Bio ist gut
Aktuell erlebe man, dass das Pflanzenschutzmittel Glyphosat trotz einwandfreier fachlicher Bewertung noch keine unbefristete Verlängerung bekommen habe. Der Gesellschaft werde suggeriert, dass nur »Bio« gut sei und alles andere Umweltvergiftung. Dabei werde ausgeblendet, dass auch »Bio« Pflanzenschutz betreiben müsse.
»Bundesweites Schwergewicht«
Bei der Stichwahl als Nachrücker in den Aufsichtsrat hatte Markus Kirn (Renchen) knapp die Nase vor Klaus Birk (Lautenbach) vorne. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Ell erläuterte den Prüfungsbericht. Der vorgelegte Jahresabschluss 2016 und die Ergebnisverwendung wurden von den Mitgliedern einstimmig gebilligt. Bürgermeister-Stellvertreter Georg Wolf nannte den OGM ein »bundesweites Schwergewicht der Obstvermarktung«. Für die erfolgreiche Vermarktungsstrategie lobte er den neuen geschäftsführenden Vorstand Markus Bieser.
Da die Mitgliederzahl des Obstgroßmarktes Mittelbaden zurückgegangen ist, durften erstmals alle Mitglieder an der Versammlung teilnehmen. In den Jahren zuvor war das nur den gewählten Vertretern vorbehalten gewesen.
Frostschäden nicht zu beziffern
Sehr schadensträchtig waren die Frostnächte vom 19. auf den 20. und vom 20. auf den 21. April laut dem OGM-Vorstandsvorsitzenden Wendelin Obrecht. Ungewöhnlich sei, dass alle Obstarten in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Zum jetzigen Zeitpunkt könnte das Schadenausmaß noch nicht beziffert werden.
Die Schäden seien heterogen. Je nach Standort und Schutzmaßnahme gehe die Einschätzung vom kompletten Ernteausfall bis zur völligen Normalernte. Daher müsse man den weiteren Vegetationsverlauf in den nächsten Wochen abwarten. Bei den Erdbeeren gehe man von einer akzeptablen Erntemenge aus.
OGM in Zahlen
Mitgliederbestand zum 31. Dezember 2016:
1976 (27 Zugänge innerhalb des Jahres, 172 Abgänge)
Geschäftsanteile zum 31. Dezember 2016:
6113 (395 Zugänge, 377 Abgänge).
Die Geschäftsguthaben der verbleibenden Mitglieder haben sich im Geschäftsjahr 2016 um 70 605 Euro vermindert. Die Höhe des Geschäftsanteils beträgt 300 Euro.