VfR-Achern-Vorsitzender Müller tritt frustriert zurück
Erst vor vier Wochen war der neue Trainingsrasen im Hornisgrindestadion eingeweiht worden. Nun gibt es trotz Absprachen zwischen dem VfR Achern und dem SV Oberachern Verdruss über die Belegung des neuen Grüns. Der geschäftsführende VfR-Vorstand Michael Müller ist nun zurückgetreten.
In 400 Stunden ehrenamtlicher Arbeit hatten zahlreiche VfRler mitgeholfen, aus dem alten Hartplatz im Hornisgrindestadion einen schicken Rasenplatz zu machen und auch die Umgebung aufzuhübschen. Finanziert wurde das im Januar abgeschlossene Großprojekt zu großen Teilen von der Stadt Achern. Eigentlich alles gut, sollte man meinen. Doch es gibt Ärger.
Vereinbart worden war mit allen Beteiligten und auch Gemeinderäten, dass der Oberligist SV Oberachern (SVO) montags, dienstags und mittwochs jeweils von 18 bis 20 Uhr auf dem neuen, mit Flutlicht ausgestattetem Grün trainieren darf. Der VfR kann an diesen Tagen das Jugendtraining nicht vornehmen. Eine Besserung ist vermutlich erst zum Saisonende in Sicht, wenn auch der Hauptplatz seine Flutlichtmasten erhält (wir berichteten). Bauträger ist der LBV Achern.
Einstiger Retter
Spät am Montagabend hat nun Michael Müller, geschäftsführender Vorstand des VfR Achern, seinen sofortigen Rücktritt auch als ehrenamtlicher Jugendleiter erklärt. Vor zwei Jahren hatte Müller mit Jugendleiter Thomas Hohgräbe den VfR Achern vor dem Niedergang gerettet, unter anderem indem sie zwei Seniorenmannschaften fast komplett aus der Taufe hoben. Auch für den neuen Rasenplatz waren sie die Triebfedern.
In seiner Rücktrittsbegründung drückt Michael Müller seine Enttäuschung speziell über OB Klaus Muttach aus. Aus Müllers Sicht hätten die Stadt Achern, insbesondere OB Muttach, und der SVO dem VfR Achern kontinuierlich die Luft zum Atmen genommen. Müller behauptet, dem SVO sei von Klaus Muttach schon vor zwei Jahren, also noch vor dem Rasensportplatzbau, zugesagt worden, in Achern trainieren zu dürfen. Mit dem VfR Achern sei dies aber nicht besprochen worden.
Das Aus des VfR Achern scheint laut Müller nur noch eine Frage der Zeit zu sein, da die Mannschaften nun gezwungen würden, Trainingszeiten anzunehmen, die für ehrenamtliche Trainer vor allem im Jugendbereich nicht machbar seien. Als Beispiel nennt Müller die E- und C-Jugend, die nun von 16 bis 18 Uhr trainieren sollen. Müller sei allerdings bis 17 Uhr berufstätig. Um da zu sein, habe Müller Urlaub genommen.
Müller beklagt, dass die Trainingszeiten des VfR Achern nicht berücksichtigt würden. Termine für Freundschaftsspiele zu finden, sei mühsam. Seine Platzbelegungspläne seien, so Müller weiter, kategorisch abgelehnt worden. Absprachen, die ein Training beider Vereine auf einem Platz möglich gemacht hätten, seien einfach verworfen worden.
Der SVO, so Müller weiter, sei nur Gast im Hornisgrindestadion, habe keinerlei Geld oder Eigenleistung in den Sportplatzneubau investiert und bekomme dennoch jegliche Vorzüge. Der SVO weigere sich zudem, schimpft Müller in seiner Rücktrittsbegründung weiter, eine Nutzungsgebühr für den Rasensportplatz zu bezahlen. Auch die Kosten für Strom oder Reparaturen blieben am VfR hängen, obwohl es in der Nutzungsvereinbarung anderes hinterlegt worden sei. Müller unterstellt, dass dies damit zu tun habe, dass OB Muttach ein Fan des SVO sei. Klärende Gespräche mit dem SVO seien von der Oberacherner Seite abgeblockt worden.
Ein »großes Loch«
All diese Dinge hätten ein großes Loch gerissen, formuliert Michael Müller. Am Ende seiner Erklärung dankt Müller Jürgen Rohrer und Hans Peter Vollet von der Stadtverwaltung dafür, dass sie für die Anliegen des VfR Achern stets ein offenes Ohr gehabt hätten.
Jugendleiter Thomas Hohgräbe und Finanzvorstand Daniel Petersen wollten sich am Dienstag nicht zu der Angelegenheit äußern.
Über eine am Montag um 23.14 Uhr von Michael Müller versandte E-Mail wurde die Stadt Achern über dessen Rücktritt als Vorstand Geschäftsführung des VfR Achern informiert. Die Stadt Achern bedauere diese Entscheidung, wie es in einer am Dienstag versandten Presseinfo heißt, zumal der »traditionsreiche Fußballverein der Kernstadt damit wiederholt in unruhiges Fahrwasser« gerate. »Nicht nachvollziehbar und auch vollkommen inakzeptabel« sei aus Sicht der Stadt jedoch die von Müller dargelegte Begründung seines Rücktritts.
Darin würden »bewusst unsachliche und unwahre Behauptungen aufgestellt«, bis hin zu verunglimpfenden Angriffen insbesondere gegen Oberbürgermeister Klaus Muttach, heißt es weiter. Damit werde der »untaugliche Versuch unternommen, das Scheitern der Vorstandstätigkeit anderen in die Schuhe schieben zu wollen«.
Die von Michael Müller dargelegte Begründung sei aus Sicht der Stadtverwaltung auch deshalb als »geradezu fadenscheinig« einzustufen, da die Stadt gerade in den vergangenen Monaten erhebliche Mittel bereitgestellt und auch erhebliche Verbesserungen im Hornisgrindestadion erzielt habe, die besonders dem VfR Achern zu Gute kämen.
Persönlich engagiert
Für den neuen Naturrasen und den Bau einer Flutlichtanlage am bisherigen Hauptspielfeld stelle die öffentliche Hand fast eine halbe Million Euro zur Verfügung. Der größte Anteil stamme dabei aus Haushaltsmitteln der Stadt Achern. Auch habe die Stadt den VfR in der Antragsstellung für die Fördermittel des Badischen Sportbunds massiv unterstützt, OB Klaus Muttach habe sich auch durch Gespräche in Freiburg persönlich engagiert.
Bereits bei den kommunalpolitischen Beratungen zum Doppelhaushalt 2016/2017 sei definiert worden, teilt die Stadt weiter mit, dass durch das finanzielle Engagement der Stadt im Stadion auch die Trainings- und Wettkampfbedingungen des LBV Achern und des SV Oberachern verbessert werden sollen. Auf Initiative von Klaus Muttach habe am 16. März 2016 ein Gespräch mit Vertretern des VfR und des SVO unter Beteiligung der im Gemeinderat vertretenen Fraktionen stattgefunden, in der die Aufteilung der Trainingszeiten abgestimmt worden sei. Nach diesem Abstimmungsprozess habe der Gemeinderat am 18. April überplanmäßige Mittel zur Realisierung einer Flutlichtanlage am Hauptspielfeld bewilligt.
»Vom VfR akzeptiert«
Diese Nutzungsbedingungen und die Aufteilung von Trainingszeiten seien, wie die Schriftwechsel belegen würden, auch vom VfR Achern akzeptiert worden, heißt es weiter in der Mitteilung. Umso mehr überrasche die Verwaltung die Begründung von Michael Müller, der noch in diesem Februar mitgeteilt habe, dass »der von der Stadt Achern gemachte Belegungsplan im Prinzip gut« sei.
»Soweit Herr Müller im Rahmen seiner Rücktrittsbegründung diese Abstimmungen und Absprachen nunmehr in Abrede und als Vorwurf der einseitigen Bevorzugung des SV Oberachern darstellt, werden nicht nur Fakten in Abrede gestellt, sondern insbesondere auch die nachhaltigen Bemühungen von Gemeinderat und Oberbürgermeister zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Sporttreibenden im Hornisgrindestadion konterkariert beziehungsweise ad absurdum geführt«, heißt es abschließend wörtlich in der Stellungnahme der Stadt Achern.