»Viele kleine Nadelstiche«
Rund 25 Jahre ist es her, dass Martin Springmann erstmals zum Ortsvorsteher von Ibach gewählt wurde. In dieser Zeit erlebte er das Sterben der Sägewerke, aber auch das Erstarken des Tourismus. Diesen will er in Ibach weiter voranbringen. Die Schönheit der Region, sagt er, muss zum Ausdruck kommen.
Noch schlüpfen nur ein paar Ziegen durch das Gatter und besuchen ihren besten vierbeinigen Freund, der dort auf sie wartet. Aber nicht mehr lange, dann wird das Pony Amadeus neue Gefährten zur Seite gestellt bekommen. Im neuen Laufstall, den Martin Springmann auf dem Springhansenhof gebaut hat, sind auch vier Pferdeboxen vorgesehen. Der Reitplatz, auf dem sich die kleinen Feriengäste mit Amadeus und den anderen Pferden vertraut machen können, ist auch schon provisorisch umzäunt. Auf Zuschüsse für den neuen Stall, der eine artgerechte Tierhaltung auch der im Winter dort untergestellten 25 Rinder und Mutterkühe ermöglichen soll, konnte Springmann nicht setzen. »Solche kleinen Ställe sind nicht wirtschaftlich, lautet die Begründung, warum sie nicht gefördert werden«, sagt Springmann. Er und seine Familie haben dennoch investiert.
»Die Region muss mit Leben erfüllt werden«, ist Martin Springmann überzeugt.
Es sind solche in seinen Augen als ungerecht empfundenen Regelungen, gegen die Springmann auch nach 25 Jahren als Ortsvorsteher von Ibach noch immer ankämpft. Beispiele, die im Widerspruch zur geforderten und gewünschten Offenhaltung der Landschaft und zur Belebung des ländlichen Raums stehen, kennt er zu genüge. Früher, so erinnert er sich, gab es Zuschüsse von 22,5 Prozent für die Anschaffung von speziellen Motormähern für die Arbeit an Steilhängen. Sie gehören der Vergangenheit an, so wie ab 2017 auch das Branntwein-Monopol. Bisher stützt der Staat die heimischen Betriebe, indem er ihnen den Alkohol zu einem festen Preis abkauft. »Das sind alles kleine Nadelstiche«, meint Springmann. Sein Hof steht exemplarisch dafür, wie eine Zukunft trotz schwindender staatlicher Unterstützung möglich ist. »Wir sind vielseitig aufgestellt und haben mehrere Standbeine«, erklärt der Ortsvorsteher. Neben der Land- und Forstwirtschaft, der Brennerei und einem Lohnunternehmen setzt der Springhansenhof auf den Tourismus.
Die Bedingungen für diesen in seinen Augen wichtigsten Wirtschaftszweig versucht der Ortsvorsteher seit Jahren zu gestalten. »Wir haben uns für die Gleitschirmstartplätze in Ibach stark gemacht«, erklärt er. Ziel müsse es sein, solche Leute und Sportarten in den Schwarzwald zu bringen und damit dessen Image aufzuwerten. Gerade erst haben er und Reinhard Bosch, der »Bader von der Alm« und gleichzeitig abseits gelegener Nachbar des Springhansenhofs, zum dritten Mal die »Ibacher Nostalgieradfahrt« veranstaltet. »Wir machen das, um die Region mit Leben zu erfüllen«, betont Springmann. Die Bader-Almhütte, das Abtauchen in vergangene Jahrhunderte und das Leben der Vorfahren. Das kommt an bei den Gästen und spricht sich herum. Mittlerweile kämen die Besucher von weit her, um diese Seite von Ibach zu erleben, weiß Springmann. Für ihn ist das ein Beleg dafür, dass sich der Tourismus gewandelt und verlagert hat. Die einst traditionelle Kurbetrieb – er spielt nur noch eine Nebenrolle. Zudem verlagerten sich die Übernachtungen von den Gasthäusern und Hotels auf »Ferien auf dem Bauernhof« und den Erlebnistourismus, stellt er fest.
Die Offenhaltung der Landschaft dient dem Tourismus und der Lebensqualität.
Damit die Ortschaft, aber auch die gesamte Region von dieser Entwicklung profitieren kann, bedürfe es laut Springmann eines Blicks über den Tellerrand, sprich die Gemarkungsgrenzen hinaus. Und auch der Wald, die Offenhaltung und die Beweidung kommen dabei wieder zum Tragen. Springmanns Schlussfolgerung ist so einfach wie bestechend: Ohne Tiere auf der Weide wachsen die charakteristischen und von den Urlaubern geliebten Schwarzwaldtäler wieder zu. Gleichzeitig geht auch für die Einheimischen ein Stück Lebensqualität verloren. Die Bürger, ist Springmann überzeugt, haben diese Zusammenhänge längst begriffen. Um die Ortschaft zu verschönern griffen Vereine, Feuerwehr und Ortschaftsräte mittlerweile selbst zu Spaten, Säge und Hammer. Die Hohlengrundhütte, die beim Schäfersfeld, oder die Sanierung des Feuerwehrhauses, all das habe die Ortschaft in Eigenregie übernommen.