Vier Rothirsche im Nationalpark mit Sendern ausgestattet
Vier mit Sendern ausgestattete Rothirsche durchstreifen derzeit den Nationalpark Schwarzwald.
Wie die Fachleute aus den Daten lesen, die die Geräte liefern, kommt eine mit Sender ausgestattete Hirschkuh auch gern auf die Wiesen im angrenzenden Wirtschaftswald. Deshalb bittet Friedrich Burghardt, Leiter des Schalenwildmanagements im Nationalpark, die Jäger der Region um Rücksicht.
»Die Betäubung eines Hirsches ist mit sehr großem Aufwand verbunden«, berichtet er von der Aktion im Frühjahr. Ein männlicher Rothirsch und drei weibliche habe man mit Halsbändern ausstatten können. Dazu habe sich ein Mann mit Betäubungsgewehr bis auf 20 Meter an die vorsichtigen Tiere annähern müssen. Das den Hirschen umgelegte Gerät liefere nun Daten vom jeweiligen Aufenthaltsort der Tiere direkt auf den Computer von Wissenschaftlern, die die Daten auswerten. Sie können daran auch ablesen, ob der Hirsch gerade ruht, sich langsam oder schnell bewegt oder frisst.
Ziel der Besenderung der Hirsche sind Erkenntnisse über ihr Verhalten. Friedrich Burghardt zählt einige Fragestellungen auf, die man klären möchte: Wohin wandern die Hirsche des Nationalparks im Winter? Wo halten sie sich am Tag auf, wo in der Nacht? Wie reagieren die Tiere auf Besucher? Wie groß ist der Lebensraum eines Hirsches im Nationalpark? Wandern die Tiere vermehrt in die benachbarten Wirtschaftswälder oder bleiben sie lieber in der Sicherheit der Ruhezonen des Nationalparks?
Gelegentliche Ausflüge
Die letzte Frage bereitet dem Fachmann für Schalenwildmangagement derzeit ein wenig Kopfzerbrechen. »Drei der vier Tiere halten sich seit März ausschließlich innerhalb des Nationalparks auf. Aber ein weibliches Tier unternimmt gelegentlich Ausflüge zu den angrenzenden Wiesen im benachbarten Wirtschaftswald.« Dort könnte es aus Versehen von einem Jäger getroffen werden, so die Befürchtung. Die Halsbänder seien zwar signalgelb, aber im Dunklen und in der Dämmerung trotzdem schwer zu erkennen. Die Tiere mit Sender sind derzeit Teil eines wissenschaftlichen Projektes und deshalb für die Nationalparkverwaltung besonders wertvoll.
Friedrich Burghardt weiß, das es »unter den schwierigen Bedingungen der Jagd« trotzdem passieren könnte, dass ein Tier mit Sender erlegt wird. In diesem Fall hofft sein Team darauf, dass sich der Jäger meldet und das Halsband abgibt. Darauf seien wertvolle Daten gespeichert, die möglichst nicht verloren gehen sollen. Sollten die Daten sendenden Nationalpark-Hirsche von Jägern unbehelligt bleiben, dann können ihre Halsbänder bis zu zwei Jahre lang Daten liefern. Am Ende der Batterielaufzeit sollen die Geräte dann über einen ferngesteuerten Mechanismus geöffnet und die Tiere davon befreit werden. Für den kommenden Winter haben sich die »Schalenwildmanager« des Nationalparks vorgenommen, weitere Tiere zu »besendern«.
▸ Kontakt: friedrich.burghardt@nlp.bwl.de, 01622694134.