Achern

Vortrag über Wissenschaftler und Nazi Walther Zimmermann

Michael Karle
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27. Mai 2017
Wolfgang Winter referierte in der Illenau über Walther Zimmermann (kleines Foto), der einerseits ein erfolgreicher Wissenschaftler, andererseits ein überzeugter Nazi war.

(Bild 1/2) Wolfgang Winter referierte in der Illenau über Walther Zimmermann (kleines Foto), der einerseits ein erfolgreicher Wissenschaftler, andererseits ein überzeugter Nazi war. ©Michael Karle

Als erfolgreichen Wissenschaftler der Botanik und Pharmazie, konsequenten Jugendförderer, Kämpfer für seinen Berufsstand und überzeugten Nationalsozialisten stellte Wolfgang Winter am Mittwoch den langjährigen Illenau-Apotheker Walther Zimmermann beim Historischen Verein und beim Forum Illenau vor. »Ohne seine politischen Verirrungen würden in diesem Jahr sicher hochkarätige Veranstaltungen zur Ehrung des Jubilars Walther Zimmermann organisiert werden«, erklärte Wolfgang Winter einem interessierten Auditorium. Die vergleichsweise geringe Zahl der Besucher ließ jedoch auch darauf schließen, dass der »janusköpfige Apotheker« auch in Achern zu den »zu Unrecht Vergessenen« gehört. 

Viele Veröffentlichungen

Vor genau 100 Jahren nach Achern gekommen, habe Walther Zimmermann ein unglaubliches Wirken entfaltet. Schon 60 wissenschaftliche Veröffentlichungen habe der Apotheker vorweisen können, als er im August 1917 durch Illenauleiter Ernst Thoma eingestellt wurde. Zum Werk des »genialen Botanikers« gehörten auch Lehrbücher. Neben Vorstands-, Vorsitzenden- und Gründungsaktivitäten etwa bei Skiclub, Bergwacht, Historischem Verein und Schwarzwaldverein in Achern sei Zimmermann auch Mitbegründer der »Vereinigung deutscher Anstalts- und Krankenhausapotheker« (1926) und Gründungsmitglied der »Gesellschaft für die Geschichte der Pharmazie« (1926) gewesen, berichtete Winter mit Bezug auf eigenen Recherchen und die erst 2014 erschienene Dissertation von Stefanie Bomann-Degen.

Gewohnt habe Zimmermann anfangs gegenüber der Apotheke, die im heutigen Hochzeitszimmer war. Später habe die Familie in der Fautenbacher Straße im Eckhaus an der Lammbrücke gewohnt. Einen enormen Karrieresprung nach Berlin habe Zimmermann 1937 als »Leiter der deutschen Apothekerschaft« an vorderste Stelle gemacht. Schon im Januar 1941 habe er dann jedoch in Appenweier die Apotheke übernommen. 

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Höchste Anliegen den Apothekern wie dem Nachwuchs gegenüber seien die »stramme« Ausrichtung und Werte wie »Rassenreinheit« und »Volksgesundheit« gewesen. Dazu habe auch gehört, die »ungeheure Schicksalsmacht der Erbkräfte und die Folgen der Erhaltung« in Anstalten zu betrachten und auch zu »beseitigen«. Die T4-Aktion, in deren Rahmen zuletzt auch mindestens 260 Patienten der Illenau und 70 junge Frauen aus Kork nach Grafeneck verbracht und ermordet wurden, sei völlig in Zimmermanns NS-konformer Richtung und seinem Begriff der »dunklen Erbkräfte« gelegen. Wie sich seine Überzeugungen seit dem Start in Achern veränderten, wäre sicherlich eigener Forschung wert. Die Forderung nach »Erneuerung der Gesinnung«, die Winter aus dem Jahr 1921 zitierte, habe wohl mehr die ökomomische Ausrichtung der Apotheker und deren Mitwirkung am Erhalt der »Staatskraft« gemeint. Das schriftstellerische Werk zeige sympathische Züge des Menschen Walther Zimmermann. 1920 sei er Mitglied der 1919 gegründeten nationalliberalen Deutschen Volkspartei um Gustav Stresemann geworden, nach deren Auflösung 1933 dann absolut loyales und ehrgeiziges NSDAP-Mitglied, sowie bis 1935 Gebietsapotheker der Hitlerjugend in Baden. 

Mörder nie belangt

Ein Hörer ergänzte die Ausführungen mit dem Hinweis auf Zimmermanns Mitwirken am Erstellen der Approbationsordnung der Apothekerschaft, die bis 1968 Bestand hatte. Winter ließ auch nicht unerwähnt, dass die Verantwortlichen für die Ermordung des Apothekers in Appenweier juristisch so gut wie nicht bestraft worden seien. Weder diejenigen, die in Appenweier nach dem Krieg auf ihn mit den Fingern gezeigt und denunziert, noch die französischen Soldaten, die ihn in seinem Arrest nahezu zu Tode gefoltert und dann erschossen hätten, hätten eine Strafe erhalten. 

Lediglich der Befehlsverantwortliche habe eine mehr »symbolische« Zuchthausstrafe von einem Jahr bekommen, den Gerichtssaal jedoch frei verlassen, weil diese Taten 1953 unter eine generelle Amnestie gefallen waren.

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