Waldgesetz bremst Mountainbiker
Oberkirch. Wer in Mountainbike-Zeitschriften blättert oder sich die touristische Bewerbung für Strecken ansieht, der findet überall Bilder von Mountainbikern mitten im Gelände, auf schmalen Wegen direkt durch den Wald, über Stock und Stein. »Für den Schwarzwald sind diese Bilder unrealistisch, denn das Radfahren auf schmalen Wegen ist in ganz Baden-Württemberg theoretisch verboten«, sagt der Oppenauer Mountainbiker Heiko Mittelstädt.
Theoretisch, weil viele Einheimische diese Regelung nicht besonders ernst nehmen – eine Kontrolle des Landesgesetzes fehle nämlich. Einen »zahnlosen Tiger« nennt Mittelstädt die in Paragraf 37 des Landeswaldgesetzes festgehaltene Zwei-Meter-Regelung deshalb. Den Tourismus bremse die Regelung allerdings aus, denn die Anhänger des Mountainbikesports ließen sich durch die Restriktionen von einem Urlaub im Schwarzwald abhalten. Nur auf mindestens zwei Meter breiten Strecken zu fahren, sei für Mountainbiker uninteressant.
Breit ist uninteressant
Dass die Mountainbiker den Schwarzwald meiden, ist nur zum Teil eine Vermutung. Heiko Mittelstädt, der in Internetforen mit anderen Mountainbikern gut vernetzt ist, erfährt dort immer wieder Zurückhaltung, was Ausflüge in den Schwarzwald angeht. Eine Möglichkeit, den Schwarzwald für die Pedalsportler attraktiver zu machen, ist der gezielte Ausbau von Singletrails. Das sind schmale Pfade, die durchs Gelände führen.
Für den Bau von Singletrails braucht es eine Sondergenehmigung, welche die Forstbehörden nach dem Waldgesetz einräumen können. Axel Singer, Geschäftsführer der Kur und Tourismus GmbH in Bad Peterstal-Griesbach, betont, dass es mit dem Bau der Trails nicht getan sei. Sie müssten dann auch gepflegt werden. »Wer kann das leisten?«, fragt der Touristiker.
Um den Mountainbike-Tourismus zu fördern, bedürfe es außer den Trails auch eine gewisse Infrastruktur, die Singer in Bad Peterstal-Griesbach momentan nicht gegeben sieht. Es fehle beispielsweise ein Fahrradgeschäft. Außerdem müssten sich auch die Gastgeber auf den Mountainbike-Tourismus einstellen und zum Beispiel Fahrradräume zur Verfügung stellen.
Von einigen gestellten Weichen im Mountainbike-Tourismus berichtet Matthias Greilach, Geschäftsführer der Renchtal Tourismus GmbH. Mountainbiker ordnen dem Schwarzwald laut einer Studie eine hohe Kompetenz in Sachen Mountainbiking zu. »Wenn Touristen hier Kompetenz sehen, müssen wir das auch abbilden«, sagt Greilach. Mit dem Stoppomaten für Mountainbiker und Rennradfahrer an der Oppenauer Steige sei ein guter Anfang gemacht. Jetzt gelte es, das Wegenetz noch attraktiver zu gestalten.
Wege attraktiver machen
Hierfür hat Greilach einen Arbeitskreis Rad ins Leben gerufen, der zur Entwicklung des Mountainbike-Tourismus ein Strategiepapier verfasst hat. Als Ziel ist darin formuliert, den Anteil der Singletrails in den 300 Kilometern ausgeschilderter Mountainbikestrecken von derzeit zwei auf zehn Prozent auszuweiten. Um Singletrails auszuweisen, braucht es die Genehmigung des Landes und der Kommune.
Greilach ist optimistisch: »Der Forst BW hat inzwischen auch erkannt, dass man mit der Zwei-Meter-Regelung keinen Mountainbike-Tourismus vermarkten kann.« Zurzeit ist Greilach auch im Gespräch mit den Busunternehmen des öffentlichen Nahverkehrs. Sein Wunsch ist es, dass die Busse zu bestimmten Zeiten mit einem Fahrradanhänger ermöglichen, die Mountainbikes zu transportieren.