Oberkirch

Was wird aus dem Oberkircher Klinikum?

Rüdiger Keller
Lesezeit 3 Minuten
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19. November 2016
Die chirurgische Notfallversorgung am Oberkircher Kreisklinikum ist seit Anfang November eingeschränkt, die internistische Notfallversorgung ist davon nicht betroffen. Sie steht täglich rund um die Uhr zur Verfügung.

(Bild 1/3) Die chirurgische Notfallversorgung am Oberkircher Kreisklinikum ist seit Anfang November eingeschränkt, die internistische Notfallversorgung ist davon nicht betroffen. Sie steht täglich rund um die Uhr zur Verfügung. ©Rüdiger Keller

Die Einschränkung der chirurgischen Notfallversorgung am Oberkircher Kreiskrankenhaus St. Bernhard sorgt in Oberkirch für Verunsicherung. Welche Zukunft hat das Krankenhaus, das die ärztliche Grundversorgung im Renchtal sichern soll? Der Kreis will die Frage mit einem Strategiepapier beantworten, 2017 soll es vorgestellt werden.

»Was wird aus dem Oberkircher Klinikum?« – diese Frage treibt nicht nur die Belegschaft im Krankenhaus um, sie beschäftigt auch die Verwaltungsspitze im Oberkircher Rathaus. Klinikträger ist der Ortenaukreis: Er hatte sich nach der Kündigung von drei Oberkircher Assistenzärzten gezwungen gesehen, die chirurgische Notfallversorgung Anfang November einzuschränken (wir berichteten). Seither wird im Renchtal über die Zukunft des Hauses spekuliert.

»Wir stehen in engem Kontakt mit dem Kreis und der Klinikgeschäftsführung«, betonen Oberbürgermeister Matthias Braun und Bürgermeister Christoph Lipps im Gespräch mit der Acher-Rench-Zeitung. Zuletzt hatte Klinikgeschäftsführer Christian Keller Stadt und Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung über die prekäre Personalsituation im Chirurgie-Bereich aufgeklärt und über das geplante Strategiepapier, das im ersten Quartal 2017 vorliegen soll, informiert. Es soll Aussagen dazu liefern, wie die neun Kliniken des Kreises weiterentwickelt werden können. Ziel sei es, so Christoph Lipps, der im Krankenhausausschuss des Kreises sitzt, alle neun Standorte in der Ortenau zu halten.

Fakt ist: Das mittlerweise fusionierte Kreiskrankenhaus Achern-Oberkirch schreibt weiterhin rote Zahlen. 2,4 Millionen Euro waren es 2014, 2,3 Millionen Euro 2015. Lukrativere Standorte, wie etwa Offenburg oder Lahr, haben dazu beigetragen, dass das gesamte Kreisdefizit im vergangenen Jahr bei gerade 800 000 Euro gelegen hat. Auf die Solidarität, die kleinen Häuser zu unterstützen, um die ärztliche Versorgung sicherzustellen und den Ländlichen Raum dadurch zu stärken, setzt Oberbürgermeister Matthias Braun auch weiterhin: »Es ist gut, dass wir einen Eigenbetrieb für die Kreiskliniken haben, der sich nicht ausschließlich betriebswirtschaftlichen Unternehmensgründen unterwerfen muss.« Heißt für den OB: Die Politik entscheidet bei der ärztlichen Versorgung mit. Und der Kreistag sei sich einig, dass alle neun Standorte in der Ortenau erhalten werden sollen. Das habe auch Landrat Scherer bei seiner Wiederwahl deutlich zum Ausdruck gebracht.

Investition in OP-Bereich

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Zudem ist der OB sicher: Wenn das Oberkircher Klinikum nicht hätte gestärkt werden sollen, hätte der Kreis nicht einen Millionenbetrag in den Operationsbereich (der gerade saniert und um einen zweiten OP-Saal erweitert wurde) investiert. Im März soll der zweite Operationssaal eingeweiht werden: »Das ist ein klares Signal nach außen«, betont Braun.

So habe auch nicht die wirtschaftliche Situation zur  Schließung der chirurgischen Notfallversorgung geführt, sondern der personelle Engpass, der durch die Kündigung der Assistenzärzte entstanden sei. Die Stellenausschreibung sei erfolgt, da verlasse man sich ganz auf den Kreis, der eine rasche Wiederbesetzung verfolge.

Dass das nicht so einfach sein wird, weiß der OB: »Wir haben einen Fachärztemangel.« Gerade kleinere Häuser seien davon betroffen. Braun macht eine »falsche Politik in Deutschland« dafür verantwortlich.  Durch den Numerus Clausus seien zu wenig Ärzte ausgebildet worden. Dazu komme, dass viele Ärzte nach erfolgter Ausbildung lukrativere Jobs in der Schweiz oder dem EU-Ausland annehmen.

Bürgermeister Christoph Lipps setzt seine Hoffnungen ebenfalls auf das angekündigte Strategiepapier, das aufzeigen soll, welche Varianten den Fortbestand aller Kreiskliniken sichern sollen und wie sie für die nächsten Jahre trägfähig gemachten werden können. Schließungen seien nicht geplant. Bis das Papier vorliege, heiße es abwarten – denn: »Alles andere wäre Spekulation.« 

Kommentar

Transparenz gefragt

Von Rüdiger Keller

Die Verunsicherung in der Belegschaft des Oberkircher Kreiskrankenhauses ist groß. Nach den Debatten um das Millionen-Defizit des fusionierten Kreisklinikums Achern-Oberkirch im Kreistag und die Einschränkung bei der Notfallversorgung stellen sich viele die Frage: Was wird aus dem Klinikum? Denn diese Frage heißt für das Personal auch: »Was wird aus uns?« Deshalb sind Träger und Klinikleitung gut beraten, größtmögliche Transparenz an den Tag zu legen, wenn es um die Zukunft des Oberkircher Krankenhauses geht. Das Bekenntnis des Kreises von 2012, an allen neun Klinikstandorten festhalten zu wollen, besteht nach wie vor. Wenn es Kreistag und -verwaltung weiterhin ernst damit ist, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, dieses Bekenntnis zu erneuern.

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