Kandidatenvorstellung: Werbung in eigener Sache
Viele bekannte Gesichter aus Gemeinderat, Ortschaftsräten und engagierten Gruppen waren unter den Zuschauern, die sich am Mittwoch für die Kandidatenvorstellung zur Acherner OB-Wahl interessierten. Knapp 150 Gäste verteilten sich in der Hornisgrindehalle.
Bürgermeister Dietmar Stiefel moderierte die Kandidatenvorstellung am Mittwoch, achtete darauf, dass keiner der beiden seine 20-minütige Redezeit überschritt und hätte auch Fragen der Zuschauer entgegengenommen. Allerdings reizten Klaus Muttach (52) und Thomas H. Merkt (57) ihre Zeit jeweils so lange aus, dass nur einige Sekunden verblieben. Thomas Merkt schien überrascht, dass keine Zeit zum Fragen blieb und witzelte: »Ich hatte eigentlich vor, weniger zu reden und mehr zu sagen.« Er verabschiedete sich vom ebenso wie bei Muttach höflich applaudierenden Publikum mit den Worten: »Ich hoffe, ich hab’ net so viel durcheinanderg’schwätzt.«
Während der eine sprach, musste der andere die Halle verlassen. Der Applaus nach der jeweiligen Rede unterschied sich von seiner Länge und Intensität her kaum. Der Kandidatur Merkts ist es zu verdanken, dass die Wahl am kommenden Sonntag nicht nur eine reine Bestätigung des Amtsinhabers wird. Für Merkt war dies auch der Hauptgrund, sich kurz vor Toresschluss überhaupt zur Wahl zu stellen: 20 139 Wahlberechtigte, diese Zahl nannte Bürgermeister Stiefel nach der Vorstellung, können nun zwischen zwei Bewerbern entscheiden.
Dass sich Klaus Muttach durchaus herausgefordert fühlte, war an manchen Stellen seiner Rede zu erkennen, indem er Aspekte aufgriff, die Merkt in seinen Wahlveranstaltungen als verbesserungswürdig dargestellt hatte. Ganz deutlich wurde der Bezug zu seinem Herausforderer, als Muttach in seinem Schlusswort dessen Wahlslogan kopierte und sagte: »Merkt’s euch – 20.09.2015 – wählt Muttach«.
Während Klaus Muttach darum warb, »gemeinsam den erfolgreichen Weg« weiterzugehen, listete Merkt einige Dinge auf, die aus seiner Sicht »nicht sein könnten« und besser gemacht gehörten (siehe Auszüge aus den Reden unten).
Appell zum Urnengang
Dietmar Stiefel appellierte am Ende an die Gäste, von ihrer Wahlmöglichkeit Gebrauch zu machen. Viele der Flüchtlinge, die derzeit hier eintreffen, wären froh, eine solchen demokratischen Akt in ihren Heimatländern wahrnehmen zu können, sagte Stiefel.
- KLAUS MUTTACHS REDE
Die Person des Oberbürgermeisters macht »oft den entscheidenden Unterschied«, warb Amtsinhaber Klaus Muttach für seine Wiederwahl. Er stellte seine langjährige Berufserfahrung dar und beschrieb, dass sich Oberbürgermeister anderer Städte die von ihm geschaffene Verwaltungsstruktur zum Vorbild nehmen würden.
Muttach sei »willens und qualifiziert«, die Interessen der Stadt durchzusetzen und die Acherner Verwaltung mit 380 Beschäftigten – auch angesichts immer komplexeren Aufgaben – weiterzuentwickeln. Unter ihm, sagte er, habe sich das kommunalpolitische Arbeitsklima positiv entwickelt, so dass gemeinsam viel erreicht worden sei und nannte einige »Weichenstellungen« wie den Bau von Radwegen, den Ausbau des Klinikums, der Kitas und Schulen oder die Ansiedlung des Landesgrundbuchamtes. Die Stadtbibliothek bezeichnete er als einen »Quantensprung«. Gemessen werden müssten alle Projekte daran, was sie dem Bürger gebracht haben. Keine gute Idee dürfe verloren gehen.
In der Champions League
»Wer in der Champions League spielt, muss jeden Tag hart dafür arbeiten, dass er auch in der Champions League bleibt«, sagte Muttach mit Blick auf das Betreuungs- und Bildungsangebot in Achern. In der lebendigen Hornisgrindestadt werde »nicht ausgegrenzt, sondern integriert«, las Muttach von seinem Manuskript. Er verfolge »mit klarem politischen Kompass« auch einen Interessenausgleich zwischen Stadtteilen und der Gesamtstadt. Unter ihm habe sich der Schuldenstand verringert, es herrsche quasi Vollbeschäftigung. Auf Lorbeeren wolle er sich aber nicht ausruhen.
- THOMAS M. MERKTS REDE
Seit er in Fautenbach wohnt, versucht der gebürtige Schwabe Thomas H. Merkt sich »in manchen Bereichen nicht zu sehr aufzuregen«, wie er am Mittwoch sagte. Der gelernte Volkswirt habe sich durch seine späte Kandidatur nach eigener Aussage mit einigen Punkten »auf die Schnelle« auseinandergesetzt. In seiner Rede, in der er seine Aufreger abarbeitete, streute er immer wieder den Satz ein: »Des kann doch net sein.«
Er kritisierte eine zu hohe Pro-Kopf-Verschuldung in Achern, zu teure Prestigeobjekte wie die Mediathek oder den »Schlossplatz Illenau«. Deswegen würde Geld an anderer Stelle fehlen: Der Rathausplatz gleiche mit seinen Baumwurzeln einer Achterbahn; der Zustand der »Hauptstraße« in Oberachern erinnert ihn an die ehemalige DDR kurz nach der Wende; und wenn er entlang der Acher laufe, benötige er eine Machete, um durchzukommen. Der Oberacherner Sportplatz und das Feuerwehrhaus in Fautenbach könnten nicht gebaut werden, weil das Geld für den Neubau der Jahnhalle gebraucht werde, sagte Merkt.
Schulden zurückfahren
Höchste Priorität hat für ihn das »Zurückfahren der Schulden«. Schon Begonnenes will er als OB zu Ende führen, dann aber kleinere Brötchen backen und nannte als Beispiele dafür Straßen und die Kanalisation. Von der Lammbrücke bis zur Allerheiligenstraße favorisiert er eine Fußgänger- oder zumindest eine verkehrsberuhigte Zone – als Vorbild nannte er Bühls Innenstadt.
Merkt prophezeite Millionenverluste bei den Gewerbesteuereinnahmen und vermutete, dass der Doppelhaushalt 2016/17 von der Rechtsaufsicht nicht genehmigt wird.
OB-Wahl auf www.bo.de –Live-Ticker aus dem Acherner Rathaus
Am Sonntag, 20. September, dem Tag der OB-Wahl in Achern, berichtet die Online-Redaktion der Mittelbadischen Presse live aus dem Bürgersaal im Rathaus am Acherner Marktplatz.
- In einem Live-Ticker auf der Startseite von www.bo.de erhalten die User und Leser der Mittelbadischen Presse ab 18 Uhr topaktuell alle Zahlen, Ergebnisse, Stimmungen, Reaktionen und Emotionen zur Wahl. Hinzu kommen Bilder, Videos und natürlich die vorläufigen Endergebnisse – und das immer im Live-Ticker-Takt.
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- Alle Informationen im Vorfeld der OB-Abstimmung gibt es im Dossier zur Acherner OB-Wahl: www.bo.de/ob-achern
- Die OB-Kandidaten in 100 Sekunden von Mittelbadische-Presse.TV: Die OB-Bewerber hatten dabei 100 Sekunden Zeit, um sich und ihr Programm in einem Video vorzustellen.