Oberbürgermeisterwahl Achern

Kandidatenvorstellung: Werbung in eigener Sache

Matthias Heidinger
Lesezeit 5 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
17. September 2015
Amtsinhaber Klaus Muttach (links) oder Herausforderer Thomas Merkt (rechts) präsentierten sich am Mittwochabend den Acherner Bürgern.

(Bild 1/4) Amtsinhaber Klaus Muttach (links) oder Herausforderer Thomas Merkt (rechts) präsentierten sich am Mittwochabend den Acherner Bürgern. ©Collage: Christian Schellenberger

Viele bekannte Gesichter aus Gemeinderat, Ortschaftsräten und engagierten Gruppen waren unter den Zuschauern, die sich am Mittwoch für die Kandidatenvorstellung zur Acherner OB-Wahl interessierten. Knapp 150 Gäste verteilten sich in der Hornisgrindehalle.

Bürgermeister Dietmar Stiefel moderierte die Kandidatenvorstellung am Mittwoch, achtete darauf, dass keiner der beiden seine 20-minütige Redezeit überschritt und hätte auch Fragen der Zuschauer entgegengenommen. Allerdings reizten Klaus Muttach (52) und Thomas H. Merkt (57) ihre Zeit jeweils so lange aus, dass nur einige Sekunden verblieben. Thomas Merkt schien überrascht, dass keine Zeit zum Fragen blieb und witzelte: »Ich hatte eigentlich vor, weniger zu reden und mehr zu sagen.« Er verabschiedete sich vom ebenso wie bei Muttach höflich applaudierenden Publikum mit den Worten: »Ich hoffe, ich hab’ net so viel durcheinanderg’schwätzt.«

Während der eine sprach, musste der andere die Halle verlassen. Der Applaus nach der jeweiligen Rede unterschied sich von seiner Länge und Intensität her kaum. Der Kandidatur Merkts ist es zu verdanken, dass die Wahl am kommenden Sonntag nicht nur eine reine Bestätigung des Amtsinhabers wird. Für Merkt war dies auch der Hauptgrund, sich kurz vor Toresschluss überhaupt zur Wahl zu stellen: 20 139 Wahlberechtigte, diese Zahl nannte Bürgermeister Stiefel nach der Vorstellung, können nun zwischen zwei Bewerbern entscheiden.

Dass sich Klaus Muttach durchaus herausgefordert fühlte, war an manchen Stellen seiner Rede zu erkennen, indem er Aspekte aufgriff, die Merkt in seinen Wahlveranstaltungen als verbesserungswürdig dargestellt hatte. Ganz deutlich wurde der Bezug zu seinem Herausforderer, als Muttach in seinem Schlusswort dessen Wahlslogan kopierte und sagte: »Merkt’s euch – 20.09.2015 – wählt Muttach«.

Während Klaus Muttach darum warb, »gemeinsam den erfolgreichen Weg« weiterzugehen, listete Merkt einige Dinge auf, die aus seiner Sicht »nicht sein könnten« und besser gemacht gehörten (siehe Auszüge aus den Reden unten).

Appell zum Urnengang

Dietmar Stiefel appellierte am Ende an die Gäste, von ihrer Wahlmöglichkeit Gebrauch zu machen. Viele der Flüchtlinge, die derzeit hier eintreffen, wären froh, eine solchen demokratischen Akt in ihren Heimatländern wahrnehmen zu können, sagte Stiefel.

 

  • KLAUS MUTTACHS REDE

Die Person des Oberbürgermeisters macht »oft den entscheidenden Unterschied«, warb Amtsinhaber Klaus Muttach für seine Wiederwahl. Er stellte seine langjährige Berufserfahrung dar und beschrieb, dass sich Oberbürgermeister anderer Städte die von ihm geschaffene Verwaltungsstruktur zum Vorbild nehmen würden.

- Anzeige -

Muttach sei »willens und qualifiziert«, die Interessen der Stadt durchzusetzen und die Acherner Verwaltung mit 380 Beschäftigten – auch angesichts immer komplexeren Aufgaben – weiterzuentwickeln. Unter ihm, sagte er, habe sich das kommunalpolitische Arbeitsklima positiv entwickelt, so dass gemeinsam viel erreicht worden sei und nannte einige »Weichenstellungen« wie den Bau von Radwegen, den Ausbau des Klinikums, der Kitas und Schulen oder die Ansiedlung des Landesgrundbuchamtes. Die Stadtbibliothek bezeichnete er als einen »Quantensprung«. Gemessen werden müssten alle Projekte daran, was sie dem Bürger gebracht haben. Keine gute Idee dürfe verloren gehen.

In der Champions League

»Wer in der Champions League spielt, muss jeden Tag hart dafür arbeiten, dass er auch in der Champions League bleibt«, sagte Muttach mit Blick auf das Betreuungs- und Bildungsangebot in Achern. In der lebendigen Hornisgrindestadt werde »nicht ausgegrenzt, sondern integriert«, las Muttach von seinem Manuskript. Er verfolge »mit klarem politischen Kompass« auch einen Interessenausgleich zwischen Stadtteilen und der Gesamtstadt. Unter ihm habe sich der Schuldenstand verringert, es herrsche quasi Vollbeschäftigung. Auf Lorbeeren wolle er sich aber nicht ausruhen.

  • THOMAS M. MERKTS REDE

Seit er in Fautenbach wohnt, versucht der gebürtige Schwabe Thomas H. Merkt sich »in manchen Bereichen nicht zu sehr aufzuregen«, wie er am Mittwoch sagte. Der gelernte Volkswirt habe sich durch seine späte Kandidatur nach eigener Aussage mit einigen Punkten »auf die Schnelle« auseinandergesetzt. In seiner Rede, in der er seine Aufreger abarbeitete, streute er immer wieder den Satz ein: »Des kann doch net sein.«

Er kritisierte eine zu hohe Pro-Kopf-Verschuldung in Achern, zu teure Prestigeobjekte wie die Mediathek oder den »Schlossplatz Illenau«. Deswegen würde Geld an anderer Stelle fehlen: Der Rathausplatz gleiche mit seinen Baumwurzeln einer  Achterbahn; der Zustand der »Hauptstraße« in Ober­achern erinnert ihn an die ehemalige DDR kurz nach der Wende; und wenn er entlang der Acher laufe, benötige er eine Machete, um durchzukommen. Der Oberacherner Sportplatz und das Feuerwehrhaus in Fautenbach könnten nicht gebaut werden, weil das Geld für den Neubau der Jahnhalle gebraucht werde, sagte Merkt.

Schulden zurückfahren

Höchste Priorität hat für ihn das »Zurückfahren der Schulden«. Schon Begonnenes will er als OB zu Ende führen, dann aber kleinere Brötchen backen und nannte als Beispiele dafür Straßen und die Kanalisation. Von der Lammbrücke bis zur Allerheiligenstraße favorisiert er eine Fußgänger- oder zumindest eine verkehrsberuhigte Zone – als Vorbild nannte er Bühls Innenstadt.

Merkt prophezeite Millionenverluste bei den Gewerbesteuereinnahmen und vermutete, dass der Doppelhaushalt 2016/17 von der Rechtsaufsicht nicht genehmigt wird.

Stichwort

OB-Wahl auf www.bo.de –Live-Ticker aus dem Acherner Rathaus

Am Sonntag, 20. September, dem Tag der OB-Wahl in Achern, berichtet die Online-Redaktion der Mittelbadischen Presse live aus dem Bürgersaal im Rathaus am Acherner Marktplatz.

  • In einem Live-Ticker auf der Startseite von www.bo.de erhalten die User und Leser der Mittelbadischen Presse ab 18 Uhr topaktuell alle Zahlen, Ergebnisse, Stimmungen, Reaktionen und Emotionen zur Wahl. Hinzu kommen Bilder, Videos und natürlich die vorläufigen Endergebnisse – und das immer im Live-Ticker-Takt.
  • Die User haben die Möglichkeit, innerhalb des Tickers Kommentare zu schrei­ben und Fragen an die Online-Redaktion zu stellen. Den Live-Ticker gibt’s auf der Startseite www.bo.de und unter dem Direktlink www.bo.de/liveticker-achern.
  • Weitere Angebote zur OB-Wahl auf www.bo.de:
  • Alle Informationen im Vorfeld der OB-Abstimmung gibt es im Dossier zur Acherner OB-Wahl: www.bo.de/ob-achern
  • Die OB-Kandidaten in 100 Sekunden von Mittelbadische-Presse.TV: Die OB-Bewerber hatten dabei 100 Sekunden Zeit, um sich und ihr Programm in einem Video vorzustellen.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

An der vielbefahrenen L75 auf Höhe von Helmlingen kontrollierte die Polizei am Sicherheitstag den Verkehr.
vor 36 Minuten
Am Sicherheitstag
Beim Sicherheitstag des Polizeipräsidiums Offenburg kontrollieren Beamte den Verkehr auf der L75 bei Helmlingen. Bei 70 Kontrollen in zwei Stunden gibt es mehrere Treffer.
Zur Kommunalwahl am 9. Juni sind die Wähler landauf, landab wieder zu den Urnen aufgerufen.
vor 3 Stunden
In Appenweier und Renchen
Welche bisherigen Gemeinde- und Ortschaftsräte treten in Appenweier und Renchen nicht mehr an? Diese und weitere interessante Antworten liefern die frisch bewilligten Wahllisten.
Wenn „es Katzen hagelt“ sind die Kinder im „Bauwagen“, ansonsten am liebsten draußen.
vor 6 Stunden
Naturgruppencheck
ARZ-Naturgruppencheck: Der Naturkindergarten Guckinsdorf in Oppenau bietet Platz für 20 Kinder über drei Jahren. Wiese und Wald machen die Natur im Jahreszeitenverlauf erlebbar.
Am Amtsgericht Achern schilderte ein Mann sein Leben in Sucht.
vor 8 Stunden
Amtsgericht Achern
Ein 41-Jähriger hatte morgens um acht schon 1,25 Promille, als ihn die Polizei auf einem E-Roller kontrollierte. Kein Wunder, der Mann hat eine lange Gewöhnung an starken Alkoholkonsum hinter sich. Jetzt schilderte er vor dem Amtsgericht seinen Weg aus der Sucht.
Keine leichte Arbeit hatte die Jury beim Auswerten des Rheinauer Mal- und Zeichenwettbewerbs.
vor 8 Stunden
Jury bestimmt die Sieger
Das Spiel und das Spielen stehen beim Mal- und Zeichenwettbewerb der Stadt Rheinau unter dem Motto „Rheinau – alles ein Spiel“ facettenreich im Vordergrund. Jetzt ist die Jury am Zug.
Die Bushaltestelle "Schlatten" in Bottenau wurde vom Kreis priorisiert umgebaut.
vor 15 Stunden
Oberkirch
Die Kommunen wollen den barrierefreien Umbau von Bushaltestellen genau prüfen. Denn abseits der finanziellen Herausforderungen, ergibt ein Umbau nicht an jeder Haltestelle Sinn. So sehen es zumindest die Verantwortlichen.
Bereits barrierefrei umgestaltete Bushaltehaltestellen, wie hier in Lautenbach-Winterbach, sind optisch leicht an den Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu erkennen.
vor 15 Stunden
Situation im Renchtal
Der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen schreitet voran. Allerdings deutlich langsamer, als der Gesetzgeber das ursprünglich vorgesehen hat. Das Renchtal bildet da keine Ausnahme.
Anja Bauer (62), Leiterin der Abteilung für Schule und Bildung im Regierungspräsidium Karlsruhe, wohnt in Achern und wurde nun auch zur Vorsitzenden des Hochschulrats der PH Karlsruhe gewählt.
vor 17 Stunden
Anja Bauer beschreibt Problematiken und Chancen
Anja Bauer aus Achern ist die neue Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Schulexpertin leitet auch die Abteilung für Schule und Bildung im RP Karlsruhe.
Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 18 Stunden
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 19 Stunden
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
vor 23 Stunden
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
18.04.2024
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".