Wie aus Notizen ein Kunstwerk entsteht
Im Rahmen der Renchener Kulturtage 2014 leitet die Künstlerin Edda Grossman Workshops für Kinder und Erwachsene, die assoziativ ihre Gedanken und Gefühle zum »Trutz Simplex« mit Bleistift, Kohle und Kreide zeichnen.
Dienstagabend, im obersten Stockwerk des Simplicissimus-Hauses. Das gedämpfte Licht ist für Künstlerin Edda Grossman kein allzu großes Problem. »Wir zeichnen ohnehin schwarz-weiß«, sagt sie, setzt sich in die Nähe einer Lampe und beginnt zu lesen: »Jungfrau Lebuschka, hernachmals genannte Courasche, kommt in den Krieg, nennet sich Janco und muss in demselben eine Zeitlang einen Kammerdiener abgeben. Dabei vermeldet wird, wie sie sich verhalten und was sich Verwunderliches ferner mit ihr zugetragen....«
Innere Bilder
Das zweite Kapitel aus dem »Trutz Simplex« hat sie für den Abend ausgewählt, an dem sich vier Frauen und Leo Lorenz, der gerade bei seiner Oma in Renchen zu Besuch ist, zu einem von Edda Grossmans Workshops im Rahmen der Renchener Kulturtage eingefunden haben. Grossman liest und die fünf sollen währenddessen »zeichnerische Notizen« mit Bleistift auf den weißen Blättern vor ihnen festhalten. »Irgendetwas, wo man hängen bleibt, ein Wort, bei dem innere Bilder auftauchen, etwas, das berührt«, erklärt die Künstlerin ihren Zuhörern. In einer kurze Pause sagt sie wenig später: »Das ist keine allzu flüssige Sprache. Sie ist gewöhnungsbedürftig.«
Edda Grossman kennt den »Trutz Simplex« sehr genau, erschafft sie doch eben die 28. Zeichnung zum 28. Kapitel in ihrem »Offenen Atelier«. In den Workshops vermittelt sie ihren Schülern, wie sie an Grimmelshausens Werk herangegangen ist: frei, assoziativ. So wird es dann auch an dem Abend gemacht: Die fünf notieren, skizzieren, variieren. Löschen aus, zeichnen neu. Erst mit Bleistift, dann mit Kohle. Von der ersten kleinen Skizzen arbeiten sie sich zum Großformat vor. Ein Schaffensprozess, den die Künstlerin begleitet.
Immer wieder gibt sie Tipps, stellt Fragen, nimmt die Bilder, tritt damit ein paar Schritte zurück. Mit Abstand, gelegentlich auch auf dem Kopf gestellt, sollen sie neu betrachtet werden. Die Änderung des Blickwinkels schafft neue Assoziationen. Am Ende des Prozesses werden fünf Personen fünf völlig verschiedene Zeichnungen zu ein und demselben Thema mit nach Hause nehmen. Und dazu eine völlig neue Erfahrung. »Es hat Spaß gemacht. Ich fand es hoch interessant. Die Herangehensweise ist erstaunlich, dass sich aus Notizen tatsächlich ein Bild entwickelt«, sagt etwa Sabine Berger, eine der Teilnehmerinnen.
Ausstellungseröffnung
Welche Werke aus Edda Grossmans Notizen zu den 28 Kapiteln des »Trutz Simplex« hervorgingen, kann man ab heute, Freitag, im Bürgersaal des Rathauses bestaunen. Dort wird um 19 Uhr ihre Ausstellung eröffnet. Anschließend werden die Zeichnungen bis zum 30. Januar 2015 gezeigt – und zwar: Montag bis Freitag, 8.30 bis 12 Uhr, Donnerstag, 14 bis 18 Uhr.