Oberkirch

Windrad-Standorte sorgen für Ärger

Rüdiger Knie
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
04. März 2015

Karikatur zum Thema Wind, Windenergie, Windkraft und Windräder im Renchtal. ©Karlheinz Bayer

Mit großer Mehrheit hat der Oberkircher Gemeinderat entschieden, neben den in Oberkirch bereits gesetzten Gebieten Schwend und Kutschenkopf auch mit dem Großen Schärtenkopf in Lautenbach in die Offenlage des Teilflächennutzungsplans »Windenergie« zu gehen.

In der Vorlage zur Bürgerversammlung in Oberkirch, die im Dezember über den Windkraft-Flächennutzungsplan informierte, sollte das Gebiet am Großen Schärtenkopf noch wegen »hoher Sichtbarkeit« im Renchtal ausscheiden. Damals mit dem Zusatz versehen, dass unklar sei, ob die Verwaltungsgemeinschaft Oberkirch-Renchen-Lautenbach mit den Konzentrationszonen Schwend und Kutschenkopf den von der Landespolitik geforderten »substanziellen Raum« für Windräder ausweist. Jetzt geht das Gebiet »Großer Schärtenkopf« zusätzlich in die Offenlage (20 zu 4 Stimmen dafür). Für OB Matthias Braun ist dies aber noch keine Festlegung: Welche der drei Standorte am Ende des Verfahrens übrigblieben, sei völlig offen.

In Oberkirch geht man zumindest davon aus, dass mit der Ausweisung von drei Vorranggebieten im Flächennutzungsplan alle weiteren Flächen des Verbandsgebietes als Windrad-Standorte ausgeschlossen werden können.

»Wir wollen die Standortwahl steuern«, erläuterte der OB. »Windkraft auf dem Festland ist die günstigste Form der Erneuerbaren Energie. Mit drei Windkraftanlagen können 70 Prozent der Oberkircher Privathaushalte mit Strom versorgt werden«, skizzierte er den aus seiner Sicht gegebenen Nutzen. Die Attraktivität nehme zu, da die Technik zum Speichern des produzierten Stroms »relativ weit ist«.

Unterstützung gab es aus dem Gemeinderat. Michael Braun für die CDU: »Wir folgen dem Vorschlag der Verwaltung, mit den Gebieten »Buchwald/Schwend« und »Kutschenkopf« in die Offenlage zu gehen.« Den Standort »Großer Schärtenkopf«, vom Regionalverband als einziger Standort vorgeschlagen, könne man sich ebenfalls vorstellen, wenn dieser Vorschlag in der Verwaltungsgemeinschaft mehrheitsfähig sei.

Hans-Jürgen Kiefer hatte für die SPD den Antrag gestellt, den »Großen Schärtenkopf« als weitere Konzentrationszone aufzunehmen. Er habe erwartet, dass die Auswahl von Standorten »reflexartige Proteste und Horrorszenarien« auslöst. »Es geht aber nicht um die Veränderung des Landschaftsbildes am Standort X, sondern um die Versorgungssicherheit nachfolgender Generationen.«

Frank Hellstern (FWV) sprach für eine geteilte Fraktion (Joachim Haas und Karl-Heinz Menzel stimmten gegen den Schärtenkopf), die aber grundsätzlich für Windkraft in Oberkirch ist. »Belästigungen für die, die nah dran wohnen, gibt es bei allen Infrastrukturprojekten.« Diese Personen dürften alle Rechte ausschöpfen, um die Entscheidung zu beeinflussen. Der Gemeinderat müsse aber im Sinne Oberkirchs entscheiden. Reibereien mit angrenzenden Kommunen seien nicht zu vermeiden. »Wenn im Laufe des Verfahrens Fehler auftauchen, werden die Gerichte das wohl klären.«

Manuela Bijanfar (Grüne) schloss sich dem SPD-Antrag an: »Mit drei mal drei Windrädern können wir sehr gut leben. Die Planungszuweisung an die Kommunen durch die Landesregierung bewertete sie positiv.

- Anzeige -

Rudolf Hans Zillgith (BfO) war nicht ganz so euphorisch. Er sprach die mangelnde Rentabilität von Altanlagen an und verwies auf neue Informationen aus Dänemark über die Gefahren des von Windrädern produzierten Infraschalls. Wie sein Fraktionskollege Florian Braun sprach er sich gegen den Schärtenkopf und für zwei Standorte in der Offenlage aus.

Kein Thema waren die Empfehlungen der Ortschaftsräte, die sich mehrheitlich für zwei Standorte (Kutschenkopf und Schwend) ausgesprochen hatten. Mit der Festlegung ist klar, dass weitere Standorte zunächst nicht untersucht werden.

 

Kommentar: Schwarzen Peter gezogen

Kommunalpolitiker sind nicht dafür da, sich beliebt zu machen. Sie sollen nach bestem Wissen Entscheidungen treffen, idealerweise zum Wohle der Bürger ihrer Gemeinde. Doch was ist mit den Interessen der Nachbargemeinden. Bei den meisten kommunalpolitischen Entscheidungen stellt sich die Frage nicht. Bei der Ausweisung von Flächen für Windräder schon. Die Nachbarn in Durbach bleiben verschont, die Achertäler sind in Kappelrodeck, Ottenhöfen und Seebach mit Schwend und Kutschenkopf doppelt betroffen. Die Oppenauer vor allem in Lierbach und Ramsbach.

Jetzt ist der Ärger in der Verwaltungsgemeinschaft angekommen. Die Lautenbacher wollen den Schärtenkopf ausschließen. Die Oberkircher den Standort prüfen lassen, obwohl er auf Lautenbacher Gemarkung liegt.

Oberkirch wird den Schwarzen Peter nicht los. Schuld daran ist nicht nur die Landesregierung, die das Planungsrecht den Kommunen übertragen hat. Schuld ist auch die mangelhafte Kommunikation zwischen den Nachbarn und die fehlende Energie, interkommunal zu agieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Zusammenarbeit in Sachen Windräder leider Fehlanzeige. Und damit landet der Schwarze Peter auch bei den Nachbarn.
 

Wie ist Ihre Meinung?
Schreiben Sie an ruediger.knie@reiff.de

Hintergrund

Bühler enttäuscht

Enttäuscht vom Oberkircher Beschluss zeigte sich gestern Lautenbachs Bürgermeister Karl Bühler. »Oberkirch soll auf seiner Gemarkung Standorte suchen, nicht auf unserer. Dafür habe ich kein Verständnis«, sagte er auf Anfrage der Acher-Rench-Zeitung. Der Lautenbacher Gemeinderat hatte sich sowohl im Flächennutzungs- als auch im Regionalplan gegen Windkraftanlagen auf dem Schärtenkopf ausgesprochen. Dem Oberkircher Standort Schwend  hatte Lautenbach nur unter dem Vorbehalt sein Okay gegeben, dass auch der Oberkircher Gemeinderat dem Standort zustimmt. Bühler: »Gleiches hätten wir auch von Oberkirch erwartet.«

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Saisonstart beim Golfclub (von links): Clubmanagerin Tanja Taxis, Vizepräsident Klaus Sturn, Vizepräsidentin Ingrid Volkenand und Präsident Thomas Kohler im Geräteraum.
vor 2 Stunden
Der Golfclub setzt auf Naturnähe
Der Golfclub Urloffen mit seinen 900 Mitgliedern ist auch als Kaderstützpunkt des Golfverbands vorbereitet auf die neue Saison. Interessierte können jederzeit reinschnuppern.
Am 29. Januar brannte die „Neue Hütte“ ab. Da die Ermittlungen laufen, darf der Brandschutt noch nicht beseitigt werden.
vor 5 Stunden
Untersuchungen laufen noch
In Rheinbischofsheim liegen Wochen nach dem Brand im Wald weiterhin Schuttreste einer Hütte.
Die Hesselhurster Kinder freuen sich schon jetzt auf die immer schönen Basteltage unter der Anleitung von Jugendleiterin Bianca Krieg beim Förderverein Dorfgemeinschaft Hesselhurst. ⇒Foto: Richard Lux
vor 7 Stunden
Hauptversammlung
Hauptversammlung: Die Dorfgemeinschaft Hesselhurst zählt bereits 204 Mitglieder. Auch dieses Jahr sind wieder eine Menge Aktionen geplant.
Der Hegering Hinteres Renchtal hat die Wiederansiedlung des Luchses im Schwarzwald kontrovers diskutiert.
vor 8 Stunden
Oppenau
Der Hegering Hinteres Renchtal diskutierte bei seiner Versammlung über den Luchs. Dessen Wiederansiedlung könnte vor allem mit den Schutzmaßnahmen für ein anderes Tier kollidieren.
Die ABL tritt bei der Gemeinderatswahl mit voller Liste an. 
vor 10 Stunden
Achern
Die Acherner Bürger Liste tritt mit Personen aus allen Acherner Teilorten bei der Gemeinderatswahl an. Alle aktuellen Stadträte bewerben sich wieder.
Ehrungen beim SC Önsbach, von links Werner Huschka, Angelika Weber, Beate Hund, Ursula Schemel, Reiner Steurer, Roland Gutenkunst, Hermann Haungs, Bruno Tabor, Werner Ell, Gregor Harter und Monika Kast. 
vor 10 Stunden
Achern - Önsbach
Der 886 Mitglieder starke SC Önsbach geht optimistisch in die Zukunft. Für die neue Saison wird wieder eine Fußball-Herrenmannschaft gemeldet.
Die musikalischen Nachwuchstalente des Hans-Furler-Gymnasiums bekamen bei der 21. Soiree reichlich Beifall vom Publikum.
vor 10 Stunden
Oberkirch
Die Soiree am Oberkircher Hans-Furler-Gymnasium ließ keine Wünsche offen. Die talentierten Nachwuchs-Musiker der Schule offenbarten dem Publikum ihre musikalische Begabung und ernteten dafür viel Applaus.
Yvonne Bierer, Tanja Weinzierle (links) und Michael Sauter (rechts) informierten über die Fällungen im Binzigwald.⇒Foto: Meier
vor 10 Stunden
Binzigwald
Anwohner des Binzigwalds zeigten sich bei einer Begehung des Schonwaldes überrascht davon, dass dort mit schwerem Gerät Bäume gefällt worden waren. Die Förster nahmen vor Ort Stellung.
Sie kandidieren für den Stadelhofener Ortschaftsrat: von links Klaus Müller, Lena Blümle, Diana Vogt-Bruder, Sebastian Hund, Rainer Huber, Thomas Schadt, Frank Grimmig, Katja Hund, Marius Meier, Markus Plail, Fabian Knapp, Annika Spraul, Bastian Springmann und Dominic Ell (von links).
vor 10 Stunden
Ortschaftsratswahl
14 Kandidaten für zehn Plätze – so lautet die Formel bei der Ortschaftsratswahl in Stadelhofen. Mit dabei ist erstmals auch eine 17-Jährige.
Sie kandidieren auf der CDU-Liste für den Ortschaftsrat Zusenhofen (von links): Christian Ell, Johannes Danen, Markus Grimmig, Marcel Zerrer, Daniela Serrer, Peter Müller, Selina Wurth, Alfons Braun, Felix Armbruster und Jens Junker. 
vor 10 Stunden
Oberkirch - Zusenhofen
Jüngere Kandidaten treten für die CDU Zusenhofen bei der Ortschaftsratswahl an. Vorsitzender Dieter Blaeß lobt deren Engagement. Die vier CDU-Ortschaftsräte sollen mit Erfahrung punkten.
Ein Teil der Geehrten der Kolpingsfamilie Lautenbach mit den Vorsitzenden und geistiger Leitung (von links): Vorsitzende Eva Breuer, Josef Müller, geistige Leitung Sabina Breidung, Bernhard Müller und stellvertretende Vorsitzende Stefanie Fischer.
vor 10 Stunden
Lautenbach
Im zurückliegenden Kalenderjahr feierte die Lautenbacher Kolpingsfamilie ihr 75-jähriges Jubiläum. Darauf blickte man in der Jahreshauptversammlung zufrieden zurück. Außerdem wurden langjährige Mitglieder geehrt.
Bei den Verhandlungen um den Verkauf des Hotels Zur Oberen Linde will der Gläubiger keine Verzögerungsmanöver der Eigentümerfamilie mehr akzeptieren. 
vor 17 Stunden
Oberkirchs OB Bühler wünscht sich Belebung
Das Traditionshotel Zur Oberen Linde in Oberkirch steht seit 2022 zum Verkauf. Der ließ sich trotz eines konkreten Angebots bisher nicht realisieren. Der Gläubiger hat nun keine Geduld mehr.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.