Rheinau

Zähes Ringen um Aufstufung

Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
28. März 2015

(Bild 1/4) Sie stehen für eine überörtliche Verflechtung Rheinaus und begründen somit den Antrag auf Aufstufung zum Unterzentrum: die Einkaufsmärkte im Freistetter Industriegebiet, das Schulzentrum stellvertretend für die vielfältige Rheinauer Schullandschaft sowie das Freistetter Hallenbad für weitere Infrastruktur. ©Archivfotos: Stefan Bruder

Wird Rheinau Unterzentrum? Geht es nach dem Stuttgarter Ministeriums für Infrastruktur und Verkehr (MIV), darf sich die Stadt kaum noch Hoffnungen machen. Und dennoch könnte die Entscheidung für Rheinau positiv ausfallen – aus gutem Grund.

Eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle hat die Stadt Rheinau bei ihrem Streben nach einer Aufstufung zum Unterzentrum jüngst zurückgelegt. Im Juni 2012 hatte der Gemeinderat grünes Licht für einen Antrag gegeben, nachdem eine eigens in Auftrag gegebene Studie (siehe Hintergrund) das Rheinauer Potenzial, in einer höheren Liga zu spielen, aufgezeigt hatte. Ermutigt habe Rheinau nicht zuletzt Dieter Karlin, der Verbandsdirektor des Regionalverbands Südlicher Oberrhein, sagt Bürgermeister Michael Welsche. Und schließlich hatte sich im März 2013 der Planungsausschuss des Regionalverbands für die Rheinauer Aufstufung ausgesprochen.
Die große Ernüchterung kam, als sich das Ministerium für Infrastruktur und Verkehr (MIV) im Zuge der zweiten Offenlage der Gesamtfortschreibung des Regionalplans zu den Rheinauer Ambitionen der 11 200-Einwohner-Stadt geäußert hatte. Damit seien die Chancen Rheinaus, Unterzentrum zu werden, »gegen null gesunken«, hatte Karlin Anfang März gegenüber der Mittelbadischen Presse erklärt – und damit einen kollektiven Sturm der Entrüstung in Rheinau ausgelöst.
»Das kann’s nicht sein«, hatte sich der Rathauschef in der nächsten Sitzung des Gemeinderates über Einschätzungen aus Stuttgart, aber insbesondere auch Freiburg beklagt, und dabei breite Rückendeckung von den drei Fraktionsvorsitzenden erhalten. Für Klemens Zimmer, Fraktionsvorsitzender der SPD/FW im Gemeinderat, ist klar: »Der Minister hat sich nicht ausreichend mit unserer Studie auseinandergesetzt.«
Der in der Sitzung gefasste Beschluss, an den Unterzentrums-Plänen festzuhalten, zeigte nur wenige Tage später eine erste Wirkung: Der Planungsausschuss befürwortete »stark mehrheitlich« die Rheinauer Position – und stellte sich somit gegen die Verbandsspitze. »Das zeigt, dass die Regionalversammlung eine eigene Vorstellung von der Entwicklung in der Region hat und sich selbstbewusst auch gegen Stuttgart und die Verbandsversammlung durchsetzt«, kommentiert Christian Dusch, Vorsitzender der CDU/FWG-Fraktion, den Umschwung.  Jetzt bleibt abzuwarten, ob das MIV, das eine rechtlich bindende Zu- oder Absage je nach Fortgang der Fortschreibungsverfahrens 2017 zu erteilen hat, seine Meinung letztlich überdenkt – bis dahin bleibt’s
spannend.

»Die Vorteile bleiben abstrakter Natur«

Dieter Karlin, Verbandsdirektor des Regionalverbands Südlicher Oberrhein, über die Rheinauer Pläne

- Anzeige -

Welche Vorteile ergeben sich für eine zum Unterzentrum hochgestufte Kommune über den Imagegewinn hinaus?
Karlin: Die Vorteile einer Aufstufung zum Unterzentrum bleiben immer ein Stück weit abstrakter Natur. Einen Automatismus, den die Einstufung als Unterzentrum nach sich ziehen würde, gibt es weder im Hinblick auf Fördermittel, Wohn- oder gewerbliche Bauflächen noch bei den Ansiedlungsmöglichkeiten für Einzelhandelsbetriebe. Ob sich im Rahmen der Abwägung eines konkreten Vorhabens ableitbare Vorteile aus der zentralörtlichen Einstufung ergeben könnten, darüber könnte ohne Kenntnis des Einzelfalls nur spekuliert werden. An Spekulationen beteiligen wir uns nicht.
Welche Chancen eröffnen sich bei einer Aufstufung vor allem mit Blick auf den Einzelhandelsbereich?
Karlin: Im Fall der Stadt Rheinau würden die Auswirkungen auf die Zulässigkeit von Einzelhandelsprojekten vermutlich gering bleiben, schließlich weist die Stadt – gleich ob als Klein- oder Unterzentrum – keinen anderen Verflechtungsbereich auf. »Einzugsbereich« bleibt allein die Stadt Rheinau mit ihren Ortsteilen. Das hierbei maßgebliche Regelwerk, die Regionalplan-Teilfortschreibung zum Einzelhandel, ist bereits 2010 in Kraft getreten.
Ist mit einer Aufstufung zum Unterzentrum mehr Geld für Rheinau verbunden – oder zumindest die Zusage für mehr Siedlungs- und Gewerbefläche?

NACHGEFRAGT

Karlin: Eine Einstufung als Klein- oder Unterzentrum führt nicht zu unterschiedlichen Finanzzuweisungen oder einer bevorzugten Bewilligung von Fördermitteln. Die landesplanerischen Vorgaben des Landesentwicklungsplans und des Landesplanungsgesetzes sehen ausdrücklich vor, dass die Entwicklung von Wohn- und gewerblichen Bauflächen in eigenen Planelementen festgelegt und nicht pauschal an die zentralen Orte gebunden werden. Die Stadt Rheinau ist als sogenannte Gemeinde mit verstärkter Siedlungstätigkeit für die Funktionen Wohnen und Gewerbe festgelegt. Die zentralörtlichen Funktionen der Stadt sind hierbei ein wichtiges Kriterium. Ob es am Ende ein Klein- oder Unterzentrum ist, wird – wie wir auch gegenüber der Stadt immer kommuniziert haben – auf diese Festlegung jedoch keinen Einfluss haben.

Hintergrund

Studie befeuert Ambitionen

Die von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung verfasste Studie empfiehlt, Rheinau »wegen der guten Ausstattung« und »der zunehmenden transnationalen Verflechtungen« zum Unterzentrum auszuweisen. Dabei bescheinigt sie der Stadt insbesondere eine Brückenkopffunktion zwischen dem Mittelzentrum Achern und der französischen Grenze.
Mit Ausnahme eines Krankenhauses weise Rheinau alle Ausstattungsmerkmale für ein Unterzentrum aus. Die Verflechtungen Rheinaus beschränken sich laut Studie nicht nur auf den Einzelhandelsbereich, wie dies das MIV kritisiert hatte, sondern sind auch in anderen Bereichen nachvollziehbar. Etwa im schulischen Bereich, wo im Anne-Frank-Gymnasium der Anteil auswärtiger Schüler bei 34 Prozent liegt, oder bei den Pendlerströmen. Dabei habe Rheinau auch »weit überdurchschnittliche Entwicklungspotenziale« aufgrund der »hervorragenden Einbindung ins Fernverkehrsnetz und der Grenznähe«, heißt es in der Studie.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Zur Kommunalwahl am 9. Juni sind die Wähler landauf, landab wieder zu den Urnen aufgerufen.
vor 44 Minuten
In Appenweier und Renchen
Welche bisherigen Gemeinde- und Ortschaftsräte treten in Appenweier und Renchen nicht mehr an? Diese und weitere interessante Antworten liefern die frisch bewilligten Wahllisten.
Wenn „es Katzen hagelt“ sind die Kinder im „Bauwagen“, ansonsten am liebsten draußen.
vor 3 Stunden
Naturgruppencheck
ARZ-Naturgruppencheck: Der Naturkindergarten Guckinsdorf in Oppenau bietet Platz für 20 Kinder über drei Jahren. Wiese und Wald machen die Natur im Jahreszeitenverlauf erlebbar.
Am Amtsgericht Achern schilderte ein Mann sein Leben in Sucht.
vor 5 Stunden
Amtsgericht Achern
Ein 41-Jähriger hatte morgens um acht schon 1,25 Promille, als ihn die Polizei auf einem E-Roller kontrollierte. Kein Wunder, der Mann hat eine lange Gewöhnung an starken Alkoholkonsum hinter sich. Jetzt schilderte er vor dem Amtsgericht seinen Weg aus der Sucht.
Keine leichte Arbeit hatte die Jury beim Auswerten des Rheinauer Mal- und Zeichenwettbewerbs.
vor 5 Stunden
Jury bestimmt die Sieger
Das Spiel und das Spielen stehen beim Mal- und Zeichenwettbewerb der Stadt Rheinau unter dem Motto „Rheinau – alles ein Spiel“ facettenreich im Vordergrund. Jetzt ist die Jury am Zug.
Bereits barrierefrei umgestaltete Bushaltehaltestellen, wie hier in Lautenbach-Winterbach, sind optisch leicht an den Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu erkennen.
vor 12 Stunden
Situation im Renchtal
Der barrierefreie Umbau von Bushaltestellen schreitet voran. Allerdings deutlich langsamer, als der Gesetzgeber das ursprünglich vorgesehen hat. Das Renchtal bildet da keine Ausnahme.
Die Bushaltestelle "Schlatten" in Bottenau wurde vom Kreis priorisiert umgebaut.
vor 12 Stunden
Oberkirch
Die Kommunen wollen den barrierefreien Umbau von Bushaltestellen genau prüfen. Denn abseits der finanziellen Herausforderungen, ergibt ein Umbau nicht an jeder Haltestelle Sinn. So sehen es zumindest die Verantwortlichen.
Anja Bauer (62), Leiterin der Abteilung für Schule und Bildung im Regierungspräsidium Karlsruhe, wohnt in Achern und wurde nun auch zur Vorsitzenden des Hochschulrats der PH Karlsruhe gewählt.
vor 14 Stunden
Anja Bauer beschreibt Problematiken und Chancen
Anja Bauer aus Achern ist die neue Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Schulexpertin leitet auch die Abteilung für Schule und Bildung im RP Karlsruhe.
Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 15 Stunden
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 16 Stunden
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
vor 20 Stunden
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
18.04.2024
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.
Beim Wasserverkauf für 2022 gibt es ein Defizit.
18.04.2024
Investitionen in die Wasserversorgung
Bad Peterstal-Griesbach steht vor einer Erhöhung der Wassergebühren. Im Gemeinderat ging es am Montag zunächst um das erhöhte Defizit im Jahresabschluss 2022, das ausgeglichen werden muss.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".