Zeugen und Zeugnisse statt Predigt beim Pfingstgottesdienst
Der Heilige Geist der Barmherzigkeit, der Menschenfreundlichkeit und der Liebe stand beim Pfingstgottesdienst der Kirchengemeinde Achern im Mittelpunkt des Feierns und der Begegnungen. »Mit Jesus Christus wissen wir um einen Gott, der sich jedem einzelnen Menschen voller Barmherzigkeit zuwendet und uns auffordert, so barmherzig zu sein, wie es der Vater im Himmel ist«, erläuterte Pfarrer Joachim Giesler in der Begrüßung zum großen Pfingstgottesdienst auf dem Kirchplatz der Liebfrauenkirche. Trotz »Eisheiligen-Kälte« waren etwa 700 Christen gekommen. Musikalisch sorgten die von Kantor Frank Hodapp geleiteten Kirchenchöre der Seelsorgeeinheit mit einer Band und einem Bläserensemble für pfingstliches Feuer und Begeisterung.
Taten statt Worte
Waren Wirkungen des Heiligen Geistes sowohl im Pfingstbericht der Apostelgeschichte als auch mit dem Brief des Apostels Paulus zu hören, so verdeutlichten Zeugen und Zeugnisse, die anstelle der Predigt vorgetragen wurden, dass »Barmherzigkeit« kein bloßes Schlagwort bleiben darf. »Die unglückliche Situation einer arbeitslosen und kranken Frau braucht Menschen, die bereit sind, ihr Hilfe zukommen zu lassen«, verdeutlichte Wolfgang Mark im Bericht einer Mitbürgerin der Stadt. Michaela Gabriel, aus christlichem Geist heraus in Sachen Obdachlosenhilfe engagiert, legte offen, dass Gott keinesfalls ohne das Mitwirken von Menschen barmherzig sein wolle.
»Er nimmt unsere Hände und Füße, um auf Menschen in höchst prekären Situationen zuzugehen. Wir brauchen vor allem Achtung, Liebe, Kraft, Geduld und Vertrauen für die, die uns brauchen«, so die Zeugin des Glaubens. Saheen Naqash, vor wenigen Monaten als in Pakistan verfolgter Christ nach Achern gekommen, berichtete über lebensbedrohliche Überfälle und das jetzige Leben im Container der Stadt Achern: »Mit meiner Frau und meinen Kindern ist meine Familie hier sicher. Das Leben ist gleichwohl sehr schwierig und wir sind froh, Unterstützung von unseren Brüdern und Schwestern zu erhalten.«
Not in reichem Land
Carmelo Scalisi und Hilde Grosch erläuterten Zusammenhänge seitens der verschiedenen Dienste des Caritasverbands. »Wirtschaftlich stehen die Bundesrepublik und die Ortenau bestens da. Dennoch gibt es unendlich scheinende Not zu wenden, die nicht selbstverschuldet ist, aber Würde von Menschen bedroht«, so Scalisi.
Bitten der Gemeinde handelten von der Sehnsucht nach neuen Wegen, nach dem Geist des Friedens, der Freiheit, der Gerechtigkeit und ganz besonders der Barmherzigkeit. »Flüchtlinge, obdachlose, kranke, behinderte und alte Menschen sind ebenso auf diesen angewiesen, wie die vielen Menschen, die sich für den Nächsten engagieren.«
Beispielhaft stellten Mitglieder des Vorbereitungsteams Symbole des Pfingstfestes und der Barmherzigkeit in Form einer Taube, eines brennenden Herzens, einer großen Hand, eines Brots und von Wein sowie in Form bunter Blumen vor, die zum Altar gebracht wurden. Mit »Misericordes sicut Pater – Seid barmherzig wie der Vater« sangen Kantorin Alina Vollmer und die Kirchenchöre mit den Gottesdienstbesuchern das Lied zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Gerne folgten die Gottesdienstbesucher der Einladung von Regine Schwall-Geier, die als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats im direkten Anschluss zu Begegnung und Austausch bei einem Getränk ins Josefshaus eingeladen hatte.