Zum Illenau-Jubiläum in Achern gibt es eine Theaterproduktion
1842 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Illenau fertiggestellt und die ersten Patienten trafen im Laufe des Jahres hier ein. Die fortschrittliche Konzeption machte aus der Illenau eine führende psychiatrische Institution von europäischem Rang, heißt es in einem Pressetext der Stadtverwaltung Achern.
Leider nahm die Anstalt auch eine führende Position in der Zeit des Nationalsozialismus ein. Zwangssterilisierungen gehörten ab 1934 ebenso zum Alltag wie im Jahr 1940 die Teilnahme an den »Euthanasie«-Maßnahmen, also der Ermordung von kranken Menschen. Die Anstalt wurde schließlich aufgelöst und am 19. Dezember 1940 aus der Liste der badischen Heil- und Pflegeanstalten gestrichen.
Siedlungen entstanden
Die Nationalsozialisten nutzten daraufhin den Gebäudekomplex für NS-Schulen (Reichsschule für Volksdeutsche, Nationalpolitische Erziehungsanstalt) und die Unterbringung von aus Polen verschleppten minderjährigen Mädchen zur zwanghaften »Eindeutschung«. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Illenau zur Kaserne für französisches Militär. Gleichzeitig entstanden Wohnsiedlungen rund um die Illenau für Soldaten und ihre Familien. Die Illenau war nun eine Art Sperrgebiet, in das die Acherner keinen Zutritt mehr hatten. 1992 organisierte die Narrhalla gemeinsam mit dem französischen Militär ein Sommerfest. Das bot zum ersten Mal nach dem Krieg die Möglichkeit, das Gelände wieder zu betreten.
Im August 1994 verließen die französischen Streitkräfte die Illenau. Viele Jahre stand dann das Areal leer. Nachdem die Stadt Achern das Gesamtensemble der Illenau im Frühjahr 1999 erworben hatte, gab es vielfältige Überlegungen zur Revitalisierung des Komplexes.
Den Durchbruch brachte der vom Gemeinderat 2008 verabschiedete Illenau Rahmenplan. Er beinhaltete die Zusammenführung der bisherigen fünf Rathäuser in der Illenau und war Initialzündung für ein entstehendes Behörden- und Dienstleistungszentrum. Um dieser Gesamtentwicklung Rechnung zu tragen und das Jubiläum »175 Jahre Illenau Achern« gebührend feiern zu können, hat ein Arbeitskreis mit Vertretern der Stadtverwaltung Achern und des Förderkreises Forum Illenau ein vielfältiges Programm zusammengestellt, heißt es in dem Pressetext. Vorträge zur Geschichte der Anstalt oder zu den Menschen, die in der Illenau arbeiteten und wohnten, finden sich genauso wie musikalische Beiträge oder eine Gedenkveranstaltung, die an das Schicksal der polnischen Mädchen erinnert.
Gedenken im Dezember
Höhepunkte der Jubiläumsveranstaltungen sind die eigens für das Jubiläum erarbeitete Theaterproduktion des »gong Achern« in Zusammenarbeit mit dem Illenau Theater Achern unter der Regie von Dieter E. Neuhaus sowie die Aufführung des Dokumentationsfilms zur Illenau unter Regie von Frank König.
Das Jubiläumsjahr schließt am Dienstag, 19. Dezember, dem Jahrestag der Streichung der Heil- und Pflegeanstalt Illenau aus der Liste der badischen Heil- und Pflegeanstalten im Jahr 1940, mit einer von der Stadt Achern und dem Förderkreis Forum Illenau organisierten Gedenkveranstaltung.