Zum Valentinstag: Gottesdienst für Liebende in Mösbach
Den Valentinstag verbinden viele vor allem mit Geschenken für den Partner oder die Partnerin, egal ob verheiratet oder nicht, doch nicht unbedingt mit einem Gottesdienst. In der Mösbacher Pfarrkirche St. Roman wird heute, 14. Februar, um 19 Uhr wieder ein ökumenischer Gottesdienst für Verliebte angeboten. Die ARZ sprach mit Pastoralreferent Markus Zimny.
Der Heilige Valentin soll Verliebte trotz des Verbots durch den Kaiser christlich getraut haben ...
Markus Zimny: Die Heiligenlegenden sind oft nicht sehr fundiert. Man weiß im Grunde wenig. Valentin soll wohl Paare gegen den Willen der Eltern getraut haben. Die Liebe hat er über gesellschaftliche Konventionen gestellt.
Die katholische Kirche hat bei uns nicht unbedingt den Ruf, sich über die gesellschaftlichen Konventionen zu stellen. Im Gegenteil: Sie hält an überholten Moralvorstellungen fest. Wie passen da der Valentinstag als Tag der Liebenden und die Kirche zusammen?
Zimny: Es ist richtig, dass die Realität und die Vorstellungen der Kirche zur Sexualität weit auseinanderklaffen. Man stolpert zum Beispiel noch über das Thema Sex vor der Ehe. Aber das Prinzip der Verlässlichkeit und Treue in einer Beziehung ist nicht veraltet. Da ist die Kirche nicht so weit weg von dem, was sich Menschen für ihre Beziehung wünschen.
Die katholische Kirche tut sich aber doch weiterhin schwer, bewegt sich nur langsam beim Thema Wiederverheiratete und Kommunion oder auch der Aufarbeitung der sexuellen Gewalt innerhalb der Institution.
Zimny: Es wäre richtig, dass sich die Kirche für Fehler entschuldigt. Die Kirche kämpft mit Altlasten, die nicht mehr den Realitäten entsprechen. Im Valentinstagsgottesdienst wollen wir die positive Seite darstellen.
Was ist denn positiv?
Zimny: Innerhalb der Kirche sind die Ansichten keinesfalls so verstaubt. Es werden beispielsweise Kurse zum Thema Partnerschaft angeboten, die ganz selbstverständlich auf aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen beruhen. Und auch Papst Franziskus stimmt mich positiv.
Inwieweit?
Zimny: Er proklamiert Barmherzigkeit und geht einen sehr guten Weg. Er schaut auf den Geist, starre Regeln stehen nicht im Vordergrund. So ist auch seine Äußerung zur Homosexualität auf seiner ersten Auslandsreise nach Brasilien 2013 zu verstehen: »Wer sind wir, zu urteilen?«
Wer soll denn durch den Valentinstagsgottesdienst angesprochen werden?
Zimny: Eigentlich alle, nicht nur Paare, der Gottesdienst ist für alle, die lieben und geliebt werden. Denn Gott ist der Gott der Liebe. Deshalb geben wir auch Gottes Segen für die Liebenden.
Sind zum Gottesdienst auch wiederverheiratete Geschiedene eingeladen?
Zimny: Natürlich. In der Kirche werden alle gesegnet. Wir schicken niemanden weg. Die Kirche hat sich bei diesem Thema auch dank Papst Franziskus bewegt. Im Endeffekt ist das Gewissen eines Menschen die letzte Institution.
Gottesdienste zum Valentinstag sind ja nicht unbedingt alltäglich oder traditionell. Wie kam es dazu in Achern?
Zimny: Aufgrund eines Liturgiekurses für Ehrenamtliche kam es zu der Idee, einen Valentinstagsgottesdienst ins Leben zu rufen. Dieser wird bei uns von den Ehrenamtlichen gestaltet. Der Gottesdienst soll auch klarmachen: Wir als Kirche haben auch oder gerade etwas zu diesem Thema zu sagen. Deshalb geben wir allen Gottesdienstteilnehmern auch den Segen.
Der Segen am Valentinstag
Der Heilige Valentin gilt als Patron der Liebenden. Menschen erfahren das Glück und die Seligkeit – sowie auch die Gefährdung einer Liebesbeziehung. Alle hoffen und wünschen das Gelingen von Liebe und brauchen in ihrem Bemühen um Liebe und Treue Bestärkung. Die Segensgottesdienste für Liebende sind eine Gelegenheit, auf den Wert und die Bedeutung von gestalteter Beziehung und verlässlicher Bindung hinzuweisen. Ein öffentliches Segensritual am Valentinstag soll ein Zeichen der liebevollen Zuwendung Gottes und sein Mitgehen mit den Menschen sein.red/aci