Achern / Oberkirch
Zwei Stunden lang beste Unterhaltung
Wolfgang Winter
21. Februar 2005
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Wer schlechte Laune hat oder unter Winterdepressionen leidet, sollte ins Illenau-Theater gehen. Bei der Premiere der Komödie »Ein ungleiches Paar« prasselten die Pointen ebenso kräftig wie der stürmische Applaus des begeisterten Publikums.
Achern. Die hinreißende Verfilmung der Komödie »Das ungleiche Paar« von Neil Simon mit Jack Lemmon und Walter Matthau kennt jeder. Eher unbekannt blieb dagegen die vor 20 Jahren von Simon erdachte weibliche Version der Geschichte. Die wurde jetzt in der Illenau aufgeführt.
Die von Andreas Blassmann in klassischer Screwballmanier inszenierte Vorlage lässt für zwei überaus vergnügliche Stunden die Bilder der »Männerwirtschaft« vergessen. Dabei ist der Handlungsfaden weitgehend deckungsgleich. Die taffe, jedoch ein wenig einsame Olive (Ulrike Grollmann) nimmt die von ihrem Ehemann verlassene Florence (Petra Hoppe) als Wohnungsgenossin auf.
Maßlos auf die Nerven
Ihr penibler Putz- und Ordnungsfimmel geht Olive schon bald maßlos auf die Nerven. Sogar die wöchentliche Trivial-Pursuit-Runde (Constanze Fliegel, Marion Wolff, Daniela Warth und Heidi Blassmann) zerbröckelt. Statt schimmelgrüner Sandwiches und Gebäck jenseits des Verfallsdatums gibt es jetzt zwar Krabbensalat mit Currysauce und Dill auf dänischem Roggenbrot, doch ist die herrlich ungezwungene Plauder- und Lästeratmosphäre dahin. Regisseur Blassmann hatte wenig Mühe, die typischen Eigenarten der Rollen überzeugend herauszuarbeiten.
Die Acherner Aktricen bewiesen eine vorzügliche Textsicherheit, so dass sich das herrlich verrückte Spiel auch schauspielerisch bestens entfalten konnte. Jede Akteurin fand ihren individuellen, hervorragend mit der Rolle harmonierenden Ton. Ganz besonders eindrucksvoll spielt Ulrike Grollmann. Die Paraderolle der Olive ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Grollmanns Auftritt ist in Mimik und Sprachgestaltung gleichermaßen exzellent.
Der Illenauer Theaterverein hat außerdem einen großartig agierenden Neuzugang aufzuweisen. An dem in Bühl ansässigen und hauptberuflich beim Hörfunk tätigen Uwe Lueb kann man sich nicht satt sehen. Er gibt den älteren der zwei spanischen Brüder, die das »ungleiche Paar« zum Rendezvous bittet.
Verklemmter Chessos
Während Andreas Blassmann den verklemmten »Chessos« (Jesus) mimt, spielt Lueb den biederen »Manolo«. Allein der verblüffend authentisch klingende spanische Akzent des Duos ist zum Schießen. Leider war die Premiere nicht ausverkauft. Zum Glück gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Vorstellungen, so unter anderem am kommenden Wochenende und sieben Tage darauf. Beginn ist jeweils um 20 Uhr im Illenauer Maison de France. Vorverkauf: Buchhandlung Büchermehr im Scheck-in-Center, Achern, Fautenbacher Straße, 0 78 41/64 15 70.