Glücksspiel: So viel Geld wird jedes Jahr in Kehl verzockt
In Kehl gibt es sie überall: Spielhallen und Glücksspielautomaten. Gerade junge Menschen lassen sich immer wieder verleiten. Mit dem Präventionsprojekt »Win-Lose« wollte die Fachklinik Fischer-Haus dagegen vorgehen und auf das Problem aufmerksam machen.
Spielhallen so weit das Auge reicht – Las Vegas? Nein, Kehl. Dort gibt es 28 Spielhallen und 109 Gaststätten mit insgesamt 646 Geldspielgeräten. Im Durchschnitt kommt in Baden-Württemberg ein Spielhallengerät auf etwa 366 Einwohner. Zum Vergleich: In Kehl gibt es ein Gerät pro 104 Einwohner. Und um noch eine weitere Zahl zu nennen: Allein Zwölf Millionen Euro verzocken die Spieler jährlich in der Stadt.
Gerade auch für junge Menschen ist das Glücksspiel reizvoll und verlockend. »Die Zahl der Minderjährigen, die am Glücksspiel teilnehmen, hat sich verdoppelt«, sagte Thomas Krestel, Leiter des Projekts »Win-Lose« am Mittwoch im Gemeinderat.
Das neunmonatige Projekt war am 31. August zu Ende gegangen. Im Gemeinderat stellte Krestel die Ergebnisse vor. »Es geht auch darum, auf das Thema aufmerksam zu machen, zu sensibilisieren und mit den Zahlen zu schockieren.« Glücksspielsucht sei übrigens auch die Sucht, die zu den meisten Suiziden führe.
Wahrnehmung ändern
Mit dem neunmonatigen Projekt wollten die Fachklinik und das Diakonische Werk die Wahrnehmung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen verändern, sie über die Gefahren informieren.
470 Menschen wurden dabei erreicht. Vorwiegend wurde mit Schülern mit Migrationshintergrund ab der achten Klasse gearbeitet.
Gerade Jungen und Männer aus dem arabisch-muslimischen Raum seien besonders gefährdet. Der Grund sei mit Sicherheit in der Spielkultur zu finden, aber auch Desintegration könne laut Krestel eine Sucht begünstigen.
Bei Sportwetten wird massiver Zuwachs verzeichnet. Aber auch Glücksspiele, die am Computer gezockt werden können, seien für die jungen Leute attraktiv.
In Kehl ist der Zugang zu den Automaten fast immer und im gesamten Stadtgebiet möglich. Das zieht auch viele junge Franzosen immer wieder nach Kehl. Die Frage von CDU-Gemeinderat Heinz Rith, ob man nicht einfach die Sperrzeiten verlängern könne, stieß auf ein klares »Nein«. Das habe man bereits versucht. »Wir sind aber mit dem Vorhaben gescheitert«, sagte Klaus Poßberg, Leiter des Bereichs Recht der Stadtverwaltung Kehl.
»Müssen noch mehr tun«
»In Kehl läuft viel über die Kontrolle, nicht aber in der Prävention«, betonte Krestel am Ende seines Vortrags. Im Zuge des Projekt wurde auch der Arbeitskreis Glücksspielssucht in Kehl ins Leben gerufen. »Wir machen schon was, aber müssen noch mehr tun«, sagte Oberbürgermeister Toni Vetrano.