Kanalisation: 26 Millionen »verbuddelt«
Sie ist »versteckt« im Boden. Erst wenn sie nicht funktioniert, wird sie von der Bevölkerung wahrgenommen: die Kanalisation. Auf der Willstätter Gesamtgemarkung hat sie eine Länge von 106 Kilometern. Die Abwasserbeseitigungsanlagen haben einen Wert von
26 Millionen Euro.
Einen Einblick in die unterirdischen Bauwerke der Gemeinde Willstätt gab Kanalaufseher Hans Trenkle dem Gemeinderat. Er erläuterte Abwasser- und Pumpenanlagen und stellte das Kanalnetz mit den Unterhaltungsmaßnahmen vor.
Die Abwasseranlagen sind für den Bürger nur zu einem kleinen Teil sichtbar, stellen aber einen der größten Vermögenswerte der Gemeinde dar. Zum 1. Januar dieses Jahres hatten die Abwasseranlagen einen Wert von knapp 26 Millionen Euro. Diese Anlagen unterliegen, wie auch jedes oberirdische Bauwerk, einer Abnutzung durch Alterung und Verschleiß. Und auch hier sind Unterhaltungsmaßnahmen erforderlich.
Rohrnetz mit 106 km
Die Gesamtlänge der Abwasserhauptkanäle in der Gemeinde Willstätt beläuft sich auf 106 Kilometer. Davon sind 46 Kilometer Schmutzwasserkanäle, 41 Kilometer Regenwasserkanäle und 10 Kilometer Mischwasserkanäle. Vom alten Willstätter Klärwerk wird das Abwasser über zwei insgesamt 9 Kilometer lange Druckleitungen ins Verbandsklärwerk nach Griesheim gepumpt, wo das Willstätter Abwasser seit Dezember 2010 geklärt wird.
Zusätzlich zu den genannten Abwasserkanälen kommen noch etwa 50 Kilometer Anschlusskanäle im öffentlichen Bereich und etwa 300 Kilometer Abwasserleitungen auf den privaten Grundstücken.
Da es im Bereich der Gemeinde Willstätt kein oder kaum natürliches Gefälle gibt, sind 30 Pumpwerke erforderlich, um das Abwasser aus allen Ortsteilen ins Willstätter Klärwerk zu bringen.
All diese Anlagen müssen gewartet und regelmäßig überprüft werden. Bei der Kanalisation erfolgt das über Befahrung mit Kameras. So kann festgestellt werden, wo im Kanalsystem Risse oder undichte Stellen sind, durch die Grundwasser eindringt oder Abwasser ins Erdreich abfließen könnte. Eindringendes Grundwasser in die Abwasserkanäle führt zu erhöhtem Betriebsaufwand in den Pumpwerken und zu schlechter Reinigungsleistung in der Kläranlage.
In die Jahre gekommene Abwasserkanäle werden durch sogenannte »Inliner« saniert. Das sind mit Kunstharz getränkte Glasfaserschläuche, die in die Kanäle eingezogen werden, dort aushärten und so ein neues Rohr im Altrohr bilden, wodurch die Nutzungsdauer des Kanals erheblich verlängert wird. Diese Methode ist wesentlich kostengünstiger und einfacher als aufbaggern und neue Rohre verlegen.
Höhere Investitionen
Mittels Fotos und kurzen Filmen von der Kamerabefahrung der Abwasserkanäle konnte Hans Trenkle dem Gemeinderat ein aktuelles Gesamtbild der unterirdischen Bauwerke der Gemeinde vermitteln. »Um diese unterirdischen Bauwerke zu unterhalten und zu sanieren«, teilte Bürgermeister Marco Steffens mit, »müssen wir zukünftig mehr Geld in die Hand nehmen.«