400 Jahre Johannes-Kirche Bodersweier
Das älteste Gebäude in Bodersweier wird dieses Jahr 400 Jahre alt: die Johannes-Kirche. Aus diesem Anlass hat Heimatforscher Karl Britz ein Buch zur Geschichte der Kirche verfasst, das vom Dorfverein Bodersweier herausgegeben wird. Zudem erwartet die Ortschaft am Sonntag Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh zum Festgottesdienst.
»Diese Kirche hat ein Buch verdient«, begann Karl Britz am Montag die Präsentation seines neuen Werkes über die Johannes-Kirche Bodersweier. Sein Vortrag vor rund 50 interessierten Zuhörern in der Kirche belegte dies eindrucksvoll.
»Sie ist eine schöne, aber doch bescheidene Dorf-Kirche. Sie passt ins Dorf. Sie ist nicht nur eine religiöse Stätte, sondern auch ein Wahrzeichen des Dorfes – seit hunderten von Jahren«, unterstrich Britz die Bedeutung des Bauwerks.
Die Johannes-Kirche ist das älteste Gebäude in Bodersweier. Das beweist die Jahreszahl 1616, die auf dem Relief über dem Haupteingang zu lesen ist. Allerdings wurde damals – kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg – zunächst nur das Langhaus gebaut.
Hanauer Chorturm-Kirche
»Sie ist die älteste rechtsrheinische Chorturmkirche unter der Regentschaft der Grafen von Hanau«, berichtete Karl Britz. »Sie ist somit die Hanauer Chorturm-Kirche schlechthin.« An der Stelle eines älteren Chorturms mittelalterlichen Ursprungs entstand dann 1626/27 der Turm mit dem neuen höheren Chor (Altarraum).
»Seither wurde nicht mehr viel am Baukörper der Kirche verändert«, erklärte Karl Britz, der seit 1984 zahlreiche heimatgeschichtliche Bücher geschrieben hat. Interessant: Der Kirchturm in Bodersweier hat ein Satteldach. Ein solches ist nur noch an drei anderen älteren Kirchen im badischen Hanauerland zu finden. Denn erst im 18. Jahrhundert versah man auch die Türme von Dorfkirchen mit spitz zulaufenden Dächern, weiß Britz zu berichten.
Sein Buch beleuchtet nicht nur die Baugeschichte des Gebäudes, sondern präsentiert dank der hochwertigen neuen Fotos von Simone Böttcher-Murr sowohl beeindruckende Gesamtansichten als auch Abbildungen von vielen Bestandteilen und Gestaltungselementen, die oft mehr sind als nur schmückendes Beiwerk. Hinzu kommen zahlreiche historische Bilder.
Stuhlregister
Die sich wandelnden Verhältnisse in der Kirchengemeinde werden dem Leser ebenso nahegebracht wie die Menschen, die in der Kirche wirkten: Pfarrer, Mesner, Glöckner, Kirchendiener und die Gemeindeältesten.
Der Leser erfährt einiges über den damaligen Grafen Johann Reinhard I, der wie seine Nachfolger gleichzeitig kirchliches Oberhaupt war und der auf der Relieftafel mit all seinen Hoheitstiteln und Wappen verewigt wurde.
In den Lohnlisten ist verzeichnet, wer die Menschen waren, die beim Kirchturm-Bau eingesetzt wurden und was sie verdienten. Interessant ist auch ein Blick ins Stuhlregister von 1802: Denn damals konnte sich nicht jeder seinen Platz in der Kirche aussuchen, sondern die Plätze wurden gegen Bezahlung an Einzelne oder Familien vergeben. Die privilegierten Plätze waren meist für die Honoratioren von Bodersweier und Zierolshofen (Bürgermeister, Gemeinderäte und Lehrer sowie deren Ehefrauen) reserviert – die Kirche als Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse.
»Wenn diese Mauern sprechen könnten«, hatte Ortsvorsteher Manfred Kropp vor der Buchpräsentation in der Kirche gesagt, »könnten sie uns viele Geschichten erzählen« – von Aufrufen zur Mitmenschlichkeit, über menschliche Schicksale bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Kirche vermittele den Menschen in Bodersweier »ein Heimatgefühl«. Er dankte Karl Britz und seiner Frau Hanna für ihr heimatgeschichtliches Engagement.
Festgottesdienst zum Jubiläum
Das Jubiläum »400 Jahre Johannes-Kirche« wird am kommenden Sonntag, 17. Juli, ab 14.30 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Kirche gefeiert. Als Ehrengast hält Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh die Predigt. Dekan Günter Ihle (Liturgie), der Kirchenchor, der Männcherchor und der Kindergarten gestalten den Gottesdienst mit. Danach trifft man sich auf dem Festplatz beim Gemeindehaus bei Kaffee und Kuchen. Der Musikverein Bodersweier spielt hier zur Unterhaltung auf.