Abriss und Neubeginn für das Agnes-Trick-Haus in Kehl
Seit 25 Jahren gibt es das »Centrum am Markt« in Kehl. Das Geschäfts- und Wohnhaus mit Tiefgarage wurde am 7. Dezember 1991 eingeweiht. Allerdings war seit 1983 diskutiert worden, was auf dem Areal »Marktplatz Nord« mit dem alten Gymnasium passieren soll. In unserer Serie blicken wir auf die Ereignisse zurück. Heute: Das Agnes-Trick-Haus.
Neben dem alten Gymnasium gehörten auch das Agens-Trick-Haus und das alte Pfarrhaus zu den Gebäuden, die zugunsten des neuen »Centrums am Markt« abgerissen wurden. Unter dem Namen »Marktplatz Nord« wurde der Neubau auf dem Areal hinter der Friedenskirche verwirklicht.
Zellulosefabrik und ein Sägewerk
Der Name Trick und Kehl sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden. Ludwig Trick kam 1864 aus Alpirsbach im Schwarzwald nach Kehl. Er gründete eine Zellulosefabrik und ein Sägewerk. Bereits im Jahr 1900 beschäftigte Trick 500 Mitarbeiter. Ludwig Trick und seine Ehefrau Agnes hatten vier Töchter: Elisabeth, Clara, Agnes und Anna. Tochter Agnes war mit Ludwig Schmidt verheiratet. Das Ehepaar baute 1914 eine Villa, die bis heute am Rhein steht und bis heute als »Villa Schmidt« bekannt ist.
An die Familie Trick erinnern heute unter anderem die »Heuwenderin« (eine Bronze-Statue, die seit 2004 auf den Rheinterrassen vor der Villa Schmidt steht) und ein Gedenkstein für Ludwig Trick, ebenfalls vor der Villa Schmidt. Und eben das Agnes-Trick-Haus.
Ehrenbürgerschaft für Agnes Trick
Die Tricks waren nicht nur Unternehmer, sondern auch sozial sehr engagiert. Agnes Trick, die Ehefrau von Ludwig, gehörte zum örtlichen Frauenverein und zum Kreis der Gründerinnen des Roten Kreuzes in Kehl. Dafür erhielt sie die Ehrenbürgerschaft der Stadt Kehl. Agnes war auch eine große Verehrerin der Großherzogin Luise von Baden. So kam es, dass sie in Kehl die Luisen-Schwestern des Roten Kreuzes betreute.
Baubeginn 1953
Der Kehler Gerhard Vogt erinnert sich noch, dass die Kirchengemeinde Kehl Eigentümerin des alten Agnes-Trick-Hauses auf dem Areal des ehemaligen Gymnasiums war. Dabei konnte die Kirchengemeinde auf eine Geldspende von Agnes Trick zurückgreifen. Mit einer der letzten Teilfreigaben Kehls durch die französische Besatzungsmacht konnte das Haus nach 1953 erbaut werden.
Pfadfinder im Kellerraum
Im dritten Stock des neu erbauten Hauses befand sich ein Saal, jedoch ohne Aufzug. Im zweiten Stock wohnten die Nonnenweierer Schwestern – ihre Aufgaben hat inzwischen die Sozialstation übernommen. Im ersten Stock war die Vikarwohnung, im Erdgeschoss der Kindergarten. Ein Teil der Kellerräume war von den Pfadfindern belegt; zudem gab es dort einen Gruppenraum, für dessen Ausstattung die Pfadfinder selbst gesorgt haben.
Recht gut erinnert sich Gerhard Vogt an ein Unwetter, das Ende der 50er-Jahre über Kehl hereinbrach. Die Regenfälle waren so stark, dass der Keller voll liefen und die Wasserpumpen nicht mehr ansprangen.
Hickhack um Abriss oder Sanierung
Mit den Jahren fielen, wie an vielen Häusern, Reparaturen an, die jedoch immer wieder verzögert wurden, weil es von seiten der Stadtverwaltung hieß, das Haus solle abgerissen werden. Die Jungschar machte sich schließlich in einer Aufführung des Theaterstücks »Das letzte Gemeindefest« über das permanente Hinauszögern der Sanierung lustig.
An die Diakonie vermietet
In der Zeit zwischen dem Abriss des alten Agnes-Trick-Hauses und dem Neubau des »Centrums am Markt« fand die Gemeinde Räume in der alten Tulla-Realschule. Heute noch gehört das in das »Centrum am Markt« integrierte Haus der Kirchengemeinde Kehl, ist jedoch zu einem Großteil an die Diakonie vermietet. Im Haus befinden sich Räume der Verwaltung und große Beratungsbüros. Außerdem bieten die Diakonie und die evangelische Kirchengemeinde dort den Treff »Miteinander zu Tisch« an, der etwa alleinstehenden Älteren oder Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit bietet, gut, günstig und vor allem in Gesellschaft ein warmes Essen zu sich zu nehmen.
Nach wie vor trägt das Haus den Namen der Kehler Ehrenbürgerin »Agnes-Trick-Haus«.