Akademie zieht nach Neumühl
Die Neumühler Schule steht seit dem Umzug der letzten verbliebenen Grundschulklasse nach Kork leer. Doch nun kommt wieder »Leben in die Bude«: Ab November wird das Gebäude von der Hector-Kinderakademie genutzt, die an der Söllingschule beheimatet ist.
Kehl-Neumühl. Groß war die Sorge, dass Neumühl den Status als Schulstandort verliert, als im Frühjahr bekannt wurde, dass aufgrund der sinkenden Schülerzahlen alle Kinder der Grundschule Kork/Neumühl nur noch in Kork unterrichtet werden. Ortsvorsteher Fritz Vogt versicherte damals, dass das Schulgebäude nur vorübergehend leer stehen wird. Dass seine Prophezeiung so schnell wahr werden würde, hätte Neumühls Schultes wohl selbst nicht gedacht. Im Ortschaftsrat am Donnerstag konnte er bekanntgeben, dass die Neumühler Schule ab November von der Hector-Kinderakademie genutzt wird.
Vorausgegangen war sein Antrag bei der Stadt, die Schulbezirke aufzuheben, damit sich Kinder aus dem Einzugsbereich der aus allen Nähten platzenden Grundschulen der Kernstadt – Falkenhausenschule und Söllingschule – auch in Neumühl anmelden können. In Gesprächen mit der Stadt und der Rektorin der Söllingschule, Alexandra Busam, kam die Idee auf, die gut ausgestatteten Räume der Neumühler Schule der Hector-Kinderakademie zur Verfügung zu stellen. »Das ging ganz schnell, in 14 Tagen stand die Sache«, lobte Vogt die Beteiligten. Derzeit werde in der Schule alles vorbereitet, damit nach den Herbstferien die ersten Kurse in Neumühl stattfinden können.
Die Kehler Hector-Kinderakademie an der Söllingschule besteht seit fünf Jahren. Rektorin Alexandra Busam ist gleichzeitig auch Leiterin der Kinderakademie. Wurden anfangs 150 Kinder aus dem Raum Kehl/Willstätt/Neuried aufgenommen, so stehen mittlerweile 300 Plätze zur Verfügung. Seit diesem Jahr ist die Kehler Hector-Kinderakademie eigenständig, davor gehörte sie zur Kinderakademie Lahr-Mietersheim. Das Spektrum der angebotenen Kurse ist breit – von Kunst, Musik und Sprache über Technik und Naturwissenschaften. Etwa 70 Prozent der Kurse sind dem MINT-Bereich zuzurechnen. So können die Kinder einen Robotergreifarm oder einen Gabelstapler bauen, sich mit Umweltfragen beschäftigen, einen Werkzeugführerschein ablegen oder einen Informatikkurs besuchen. In Baden-Württemberg gibt es 58 Hector-Kinderakademien, die besonders begabten und motivierten Kindern der Grundschule und dem letzten Kindergartenjahr offenstehen. Ziel ist es, die Begabung und Wissbegier dieser Kinder – etwa acht bis zehn Prozent aller Grundschüler – mit zusätzlichen Lernangeboten am Nachmittag oder am Wochenende zu fördern. Träger der Kinderakademien ist die Hector-Stiftung, die eng mit dem Land zusammenarbeitet.
Der Ortschaftsrat zeigte sich sehr angetan vom Einzug der Kinderakademie ins verwaiste Neumühler Schulgebäude. »Es ist gut, wenn unsere Schule weiterhin eine Bildungseinrichtung bleibt«, sagte Reiner Denz. »Was da gemacht wird, ist mehr als zukunftsträchtig.«