Alemannisches Theater Kehl adaptiert Shakespeare-Komödie
Eine gelungene Premiere legte das Alemannische Theater Kehl am Samstagabend in der Kehler Stadthalle aufs Parkett. Zum 90-jährigen Jubiläum hatte sich die Truppe den großen Shakespeare vorgenommen – und traf damit voll ins Schwarze.
Seit 90 Jahren besteht das Alemannische Theater Kehl. Zum »runden Geburtstag« hatte das ATK einen echten Komödien-Klassiker ausgesucht: »Gewiefdi Wiewer« nach William Shakespeares »Die lustigen Weiber von Windsor« – und die entpuppte sich als Dauerstrapaze für die Lachmuskeln.
Die Zuschauer der voll besetzten Stadthalle wurden ins 16. Jahrhundert zurückversetzt. Dort bekommen die Nachbarinnen Frau Reich (Ingrid Scheer) und Frau Fluth (Christine Brodowsky) gleichzeitig einen Brief mit demselben Wortlaut, nur die Namen sind ausgetauscht. Darin gesteht der genusssüchtige, alternde und dickbäuchige Ritter Falstaff (Johannes Bühler) den beiden verheirateten Frauen seine Liebe. Der ewig »blanke« Casanova, der sich selbst für unwiderstehlich hält, will den beiden Damen jedoch vor allem an den Geldbeutel. Die beiden gewitzten Frauen hecken voller Schadenfreude einen teuflischen Plan aus, um den Spieß umzudrehen und ihm eine ordentliche Lektion zu erteilen. Und weil es gerade so gut passt, wird der ewig eifersüchtige und cholerische Ehemann Fluth (Ingo Stiefel) gleich mit kuriert.
Rivalisierende Verehrer
Zugleich wird Anne (Daniela Heuberger), die Tochter des selbstbewusste und in sich ruhenden Herrn Reich (Walter Wolf), gleich von drei Männern umworben: dem vornehmen französischen Doktor Cajus (Michael Krieger), den sich Frau Reich als Schwiegersohn wünscht, dem schüchternen, aber reichen Kaufmann Spärlich (neu dabei: Markus Herrel), den sich Herr Reich als Schwiegersohn wünscht, und dem jungen, mittellosen Ferdinand (Sonja Hummel), dem »s‘ Annele« zur Verzweiflung ihrer Eltern ihr Herz schenkt. Immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist die Botin und aller Verbündete Frau Schnell (Bärbel Simm-Hoppler), die es schafft, trotz der widersprüchlichen Interessen allen gerecht zu werden. Weil es den beiden »gewiefdi Wiewer« so viel Spaß macht und die Herren nach der ersten Lektion noch lange nicht geheilt sind, hecken sie noch weitere Pläne aus, bis es nach vielen kuriosen und lustigen Szenen doch noch ein Happy End gibt.
Wortwitz und Gags
Das Stück war sowohl für die Regisseurin als auch die Schauspieler eine Herausforderung, die sie jedoch glänzend meisterten. Das Publikum war von der ersten Minute an voll dabei und sparte nicht mit Szenenapplaus. Das fast 500 Jahre alte Original wurde von Sigi Schwarz stark bearbeitet und auf den jeweiligen Schauspieler zugeschnitten. Je nachdem, was ihr noch alles dazu einfiel, ließ sie ihrer Kreativität freien Lauf und verpasste den Rollen passende freche und witzige Sprüche, oft in Reimform. Dadurch bekam das Stück bewusst einen Bezug zur Gegenwart und auch zur Örtlichkeit. »Shakespeare wird es mir nicht übel nehmen« lachte Schwarz.
Lustige Wortspielereien und jede Menge Gags – kein Wunder, dass die Zuschauer regelrecht Tränen lachten. Der lang anhaltende Applaus am Ende des Stückes verstummte erst, nachdem das Licht bereits an war. Fazit: unbedingt sehenswert!
Weitere Termine
Premiere verpasst? Keine Sorge – es gibt noch weitere Aufführungen:
☛ Samstag 21. Januar, 20 Uhr, und Sonntag, 29. Januar, 19 Uhr, Stadthalle Kehl
☛ Samstag, 18. Februar, 20 Uhr, Athletenhalle Urloffen
Karten gibt es für Kehl bei der Tourist-Information, Rheinstraße 77, • 0 78 51/88-15 55, für Urloffen bei Bäckerei Federer sowie jeweils an den Abendkassen.