Anwohner befürchten zusätzlich Lärm und Verkehr
Durch das Mobilitätskonzept wird es Straßen geben, die entlastet werden, anderen dagegen werden stärker belastet sein. Dies führte am Dienstag in der Stadthalle zu heftiger Kritik der betroffenen Anwohner.
Wird das Mobilitätskonzept der Stadt Kehl umgesetzt, werden die Straßen um das Rathaus herum (vor allem die Haupt- und Großherzog-Friedrich-Straße) vom Verkehr entlastet, so Experte Frank Gericke vom Planungsbüro Modus Consult. Dies hänge auch damit zusammen, dass man den östlichen Teil der Fußgängerzone, »den Stadteingang«, attraktiver gestalten wolle, vor allem für Fußgänger. So soll es eine optische Verlängerung der Fußgängerzone (keine verkehrsrechtliche Verlängerung, es dürfen weiter vor dem Rathaus Autos fahren) bis zur Oberländerstraße geben. Zudem, so hieß es, werde mehr Durchgangsverkehr auf die Ringstraße umgeleitet, was in etlichen Straßen in der Innenstadt zu einer Entlastung führe.
Allerdings: Dadurch, dass die Großherzog-Friedrich-Straße in einem 75-Meter-Abschnitt bis zur Schulstraße nur in eine Richtung befahren werden kann, wird laut Gericke der Verkehr in die andere Richtung »um eine Achse nach rechts verschoben – in die Oberländerstraße/Goldscheuer Straße. Die Folge: Durch die Oberländerstraße fahren laut Prognose im Jahr 2025 künftig 4500 Kraftfahrzeuge pro Tag zusätzlich, in der Goldscheuer Straße und der Kanzmattstraße sind es je 1600 Fahrzeuge pro Tag mehr als jetzt. Allerdings sei auch dann noch die Belastung in der Großherzog-Friedrich-Straße höher (hier bis zu 8000 Fahrzeuge im Schnitt pro Tag im Jahr 2025 gegenüber rund 6000 Fahrzeugen durchschnittlich pro Tag in der Oberländerstraße).
Attraktivere Lage
Etliche der rund 150 Besucher hatten viele Fragen an den Planer. So erklärte Gericke zum Beispiel, dass es künftig ein Kombi-Ticket für Bus und Straßenbahn geben soll. Baubürgermeister Harald Krapp teilte mit, dass die Verkehrsräume im Zeitraum von 2016 bis 2017 abschnittsweise umgestaltet werden sollen.
Vor allem meldeten sich Anwohner der künftig stärker belasteten Straßen zu Wort – und machten ihrem Unmut Luft. Sie kritisierten unter anderem, dass sie eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität befürchten, wenn das Konzept so umgesetzt wird. Die Autofahrer, die die vielen Spielhallen und Spielautomaten-Bistros besuchen wollen, würden künftig nachts durch die Goldscheuer Straße und Alte Zollstraße fahren, kritisierte Tilman Krieg: »Ich weiß nicht, ob ich unter diesen Umständen dort noch wohnen bleiben möchte.«