Minguet Quartett gab Benefizkonzert
Auf Einladung der Sparkasse Hanauerland gab das Minguet Quartett am Samstag ein Benefizkonzert zugunsten der Bürgerstiftung Kehl in der katholischen Kirche Goldscheuer. Die Zuhörer im vollbesetzten Gotteshaus erlebten eine ausdrucksvolle Aufführung, die sie mit großem Beifall quittierten.
Kehl-Goldscheuer. Namenspatron des 2010 gegründeten Minguet Quartetts ist der spanische Verleger, Musikpädagoge und Komponist Pablo Minguet (1736-1801), der sich zu seiner Zeit bemühte, dem breiten Volk einen Zugang zu den schönen Künsten zu eröffnen. Es ist auch dieser Gedanke, den Ulrich Isfort (Violine), Annette Reisinger (Violine), Aroa Sorin (Viola) und Matthias Diener (Cello) bei der Zusammenstellung ihres Programms leitet, wobei die vier Musiker immer wieder mit einer originellen Stückauswahl zu überraschen wissen.
Emotionale Wärme
Schon der Auftakt mit Mozarts tiefschürfendem Streichquartett d-Moll KV 421 begeisterte. Mozart schrieb das viersätzige Werk, während seine Frau Constanze mit dem ersten Sohn in den Wehen lag – das Baby starb allerdings wenig später. In ihrer Interpretation ließen die Musiker jedoch weniger die dramatisch-tragischen Züge und das barocke Pathos aufkommen, sondern vielmehr eine melancholische Grundstimmung. Mit emotionaler Wärme und doch fast schwerelos zauberten sie letztlich einen geistreichen Diskurs.
Einmalige Klangkultur und makellose Intonation bewiesen die vier Musiker bei Mendelssohn Bartholdys Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80. Schon nach dem ersten Satz ließ sich die tragische Entstehungsgeschichte erahnen: Am 14. Mai 1847 wird Mendelssohn Bartholdys Schwester Fanny Opfer eines Schlaganfalls. Als Mendelssohn Bartholdy die traurige Nachricht erhält, ist er am Boden zerstört – er wird ihr nur wenige Monate später folgen. Sein Streichquartett wurde damit nicht nur ein »Requiem« auf Fanny, sondern auch sein eigenes. Die Musiker setzten Mendelssohns Schmerzensausbrüche mit atemberaubender Intensität um. Synkopen und hämmernde Triolen prägten das spannende Finale.
Demgegenüber ragte das 4. Streichquartett des zeitgenössischen Komponisten Wolfgang Rihm hervor. Ein anspruchsvolles Werk, das alle Aufmerksamkeit vom Publikum forderte. 1980/81 komponiert, erinnert es streckenweise an die klassischen Quartette Beethovens oder Mahlers. Dennoch gibt das aufwühlende Stück so manche Rätsel auf. Rihm macht es dem unbedarften Zuhörer nicht gerade leicht – aber das ist auch so gewollt. Denn Musik zu verstehen, meint Rihm, heiße eigentlich, zu akzeptieren, dass sie unverständlich bleibt.
Nach der kleinen Zugabe musste sich das Streicher-Ensemble am gleichen Abend Richtung Hamburg aufmachen – allerdings nicht ohne zuvor der Bürgerstiftung Kehl 500 Euro seiner Gage als Spende zu hinterlassen.