Begeisterndes Neujahrskonzert des Kehler Kammerorchesters
Ein gut moderiertes »Feuerwerk« aus Musik, Gesang, Rad-Artistik, Tanz und Magie ließ das Kehler Kammerorchester beim Neujahrskonzert abbrennen. Andreas Dilles, der für die Veranstaltung verantwortlich war, konnte Hochstimmung erzeugen, seine umfangreichen Vorbereitungen haben sich gelohnt.
Mit »Willkommen« aus dem Musical »Cabaret« begrüßte das Kehler Kammerorchester das Publikum beim Neujahrskonzert in der Stadthalle. Schon hier zeigte sich, wie geschickt und wirksam Moderation, Musik und Gesang miteinander verwoben werden können. Wie beim richtigen Feuerwerk draußen leuchteten drinnen bunte Farben: Wie ein Salonorchester präsentierte das Orchester Polkas, Walzer, Tangos, Ouvertüren und Chansons. Gekonnt mischten sich Moderation und Varieté-Gesang, Rad-Artistik, Tanz und Magie dazu. Die blauen und roten Licht-Farbbahnen auf den Bühnenvorhängen sorgten zusätzlich für Stimmung.
Atemberaubende Figuren auf dem Rad
Zu Polka-Klängen von Johann Strauß drehten Jessica Wurth und Luisa Kaiser mit geschmeidiger Geschicklichkeit auf Fahrrädern ihre Kreise auf der Bühne und turnten auf Sattel, Querstange und Lenker atemberaubende Figuren. Thomas Gerwig verzauberte mit seiner Show »Magie Merveilles« das Publikum. Er ließen Blumen herbeifliegen, Blattteile ohne Kleber wieder zusammensetzen, den Schlips ohne sichtbare Berührung vom Hemdkragen in ein Schächtelchen und wieder an den Hals wandern und Schnüre auf wundersame Weise bewegen und formen. Das Spiel mit der Illusion war spannend und lockerte unterhaltsam auf.
Tango in seiner verinnerlichten Form
Der Tango wurde nicht in der »wilden« brasilianischen Form vorgestellt. Maria Linden und Guy Hédelin unterstrichen mit ruhigen, galanten Schritten und Bewegungen beim »Youkali-Tango-Habanera« aus der Oper »Marie Galante« von Kurt Weill und bei »Eine Nacht in Monte Carlo« von Werner Heymann die verinnerlichte europäische Form.
Graziöse Walzer
Den »Walzer Nr. 2« aus der Suite für Varieté-Orchester von Schostakowitsch und »Les Patineurs« (»Die Schlittschuhläufer«) von Émile Waldteufel setzten die Tanzpaare Beate und Hubert Hohmann und Regina und Anton Decker vom Tanzsportclub Achern in wirbelnde, anmutige Drehungen um. Die graziöse, bunte Kleidung brachte die schwungvolle Musik zusätzlich zur Wirkung.
Lebendiges und klangvolles Spiel
Stilistisch bot das Konzert einen Streifzug durch die Romantik des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Orchester präsentierte sich in den Registern ausgeglichen und spielte lebendig und klangvoll. Salonmusik wirkt leicht, ist aber technisch anspruchsvoll. Das Orchester arbeitete nicht nur die Melodien heraus, es formte auch gute Rhythmen und konnte begleitende Tonfiguren und Verzierungen wirkungsvoll realisieren.
Einen großen Anteil am Gelingen des Abends hatte Patrick Labiche. Er verband auf gewiefte Weise Moderation und Gesang so, dass sie zum Varieté-Stil passten. Die bekannten Melodien »Dein ist mein ganzes Herz« und »Da geh ich zu Maxim« von Franz Lehár, »Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n« von Robert Stolz und das Edith-Piaf-Chanson »Padam, Padam« sang er mit großer Ausstrahlung. Er bezog sogar das Publikum ein, das immer begeisterter mitsang.
Zwei Zugaben
Das Publikum erklatschte sich schließlich mit »Blue Tango« und nochmals »Padam, Padam« noch zwei Zugaben. Mit der Melodie dieses Chansons auf den Lippen verließ das Publikum den Saal.