Kehl - Goldscheuer

BI gegen Geothermie zieht Bilanz

Michael Müller
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
30. Oktober 2016

(Bild 1/2) Protestplakat gegen die Tiefengeothermie bei Goldscheuer. ©Ulrich Marx

Die Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie im südlichen Oberrheingraben will eine grenzüberschreitende Anlaufstelle beantragen, an die sich Bürger im Schadensfall wenden können. Den Fortgang der verschiedenen Projekte am Rhein will man weiter aufmerksam beobachten und weitere Nadelstiche setzen.

»Es war ruhig – fast zu ruhig.« So fasste Goldscheuers Ortsvorsteher Richard Schüler, Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie im südlichen Oberrheingraben, bei der Hauptversammlung am Freitag in der »Kulturfabrik« die Lage zusammen. 
Diese Einschätzung gilt aber nur für die Entwicklung auf der deutschen Seite. Das Landesbergamt hat zwar als Konsequenz aus einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Frühjahr 2015 eine Umweltverträglichkeits-Vorprüfung für die geplanten Probebohrungen bei Goldscheuer eingeleitet. Das Ergebnis steht jedoch nach wie vor aus. Derweil ist die Genehmigung für die Probebohrungen zum 31. Dezember 2014 abgelaufen. Der Rechtsbeistand der Stadt Kehl, Werner Forkel, hatte daher die Klage der Stadt Kehl umgestellt und beantragt nun, die Unwirksamkeit des Zulassungsbescheids für die Probebohrungen festzustellen. Doch auch hier sei nicht absehbar, wann es zu einem Ergebnis kommt, so Schüler: Das Verwaltungsgericht Freiburg halte sich sehr bedeckt. 

- Anzeige -

Auf der Hut
Funkstille auch in Landau: Das dortige Geothermie-Kraftwerk ist seit März 2014 nach verschiedenen, vermutlich durch austretendes Thermalwasser verursachten Bodenhebungen außer Betrieb. Die Betreiberfirma, die zu 90 Prozent im Besitz der Daldrup & Söhne AG ist, die auch bei Goldscheuer bohren will, arbeite jedoch daran, das Kraftwerk wieder anzufahren, berichtete BI-Vize Hans Roser. Es gelte daher die Entwicklung weiter aufmerksam zu beobachten. 
Umso mehr tut sich auf der anderen Rheinseite, berichtete Jean Daniel Braun, Chef der Association de Défense des Intérêts de la Robertsau (ADIR), die unter anderem den Widerstand gegen die Bohrungen im Straßburger Ölhafen organisiert hat. Die zuständige Präfektur hat dieses Projekt zwar abgelehnt; dafür jedoch sind andere Projekte genehmigt. Laut Braun will die Electricité de Strasbourg (EDS) Anfang 2017 bei Illkirch-Graffenstaden zu bohren beginnen. Auch die Bohrungen bei Eckbolsheim sind bewilligt; allerdings hat die benachbarte Gemeinde Oberhausbergen dagegen Klage eingereicht. 
Auch bei Reichstett im Straßburger Norden soll gebohrt werden – obwohl auch hier, ähnlich wie im Straßburger Ölhafen, gefährliche Schadstoffe im Boden schlummern. Und schließlich ist das Geothermie-Kraftwerk in Soultz-sous-Forêts inzwischen keine Forschungsanlage mehr, sondern hat den regulären Betrieb aufgenommen. Tiefen-Geothermie gelte in Frankreich als Zukunftstechnologie, so Braun; entsprechend intensiv laufe die Lobby-Arbeit der Firmen, die damit ihr Geschäft machen wollen, bei den Politikern und Behörden.

Für neue Anlaufstelle 
Auch in Deutschland dürfte Tiefen-Geothermie weiter lukrativ bleiben, glaubt Roser. Denn die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sehe keinerlei Einschränkungen bei der Förderung von Geothermie-Strom vor. Damit können Betreiber von Anlagen, die bis 2019 die erforderlichen Bohrgenehmigungen erhalten haben, weiter mit hohen garantierten Einspeisevergütungen rechnen. 
Die Risiken bleiben aus Sicht der BI also weiter bestehen – und eine Lösung der Streitfälle etwa in Landau ist nicht in Sicht. Die BI will daher nun beantragen, eine grenzüberschreitende Anlaufstelle zu schaffen, an die sich Bürger im Schadensfall wenden können. Dafür, schlug Richard Schüler vor,  will man auch den Oberrheinrat einschalten.
Es bestehe jedenfalls kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen, meinte Hans Roser: Die BI müsse informieren und klar machen, dass sie »weiterhin da ist«. Auch die Kooperation mit der ADIR will die BI weiter intensivieren.

Info

BI setzt auf bewährtes Team

Die Führungsmannschaft der BI für die nächsten zwei Jahre weitgehend unverändert. Richard Schüler wurde als Vorsitzender ebenso wiedergewählt wie seine Stellvertreter Ralf Kuderer (Altenheim), Amalie Lindt-Herrmann (Eckartsweier), Hans Roser (Goldscheuer) und Arno Wolter (Schutterwald). Bestätigt wurden auch Schatzmeister Stefan Blank und dessen Stellvertreterin Reinhilde Roth sowie Schriftführerin Doris Schlenstedt und Gerhard Hügel. Lediglich bei den Beisitzern gab’s ein kleines Stühlerücken. Ausgeschieden sind Bernd Stocker, Erwin Domhan, Volker Mehne und Florian Meyer. Neu im erweiterten Vorstand sind Roland Rück und Klaus Huber. Bestätigt wurden Thomas Hagmeier, Manfred Kruss, Uli Meyer, Christine Muser, Heinz Rith und Jochen Strosack.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kehl

Porträt / Klaus Körnich, Redaktionsleitung Kehler Zeitung
vor 2 Minuten
Kehl
Ein Kehler und sein TV-Comeback und gratis Bienenstich: Das Kehler Stadtgeflüster ist heute besonders musikalisch.
Für Kehl+ stellen sich zur Wahl (nicht in Reihenfolge): Sibylle Hetzel, Wolfgang Maelger, Yildiz Rojda Engels, Héctor Sala, Pascal Woitschitzky, Deniz Usta, Ute Klein, Yücel Tunc, Hawin Kocak, Gülfidan Colak, Michael Unger, Frank Krauß, Wolfgang Ilse, Clemens Bruder, Gebhard Probst, Alexander Kauder, Taylan Acar, Kathleen Tränkle.
vor 5 Stunden
Kehl
Wolfgang Maelger, Fraktionssprecher der Grünen, hat für die Gemeinderatswahl 2024 eine eigene Liste gebildet, das Projekt Kehl+.
Der damalige OB Trudpert Müller (neben Stadtrat und Tennisclub-Urgestein Emil Schertel) im blütenweißen Trainingsanzug schwingt den Schläger zur Eröffnung der neuen Tennishalle im Dezember 1973.
vor 12 Stunden
Kehl
Bis zum Bau der Tennishalle an der Schwimmbadstraße vor mehr als 50 Jahren wich der Tennisclub Schwarzweiß Kehl im Winter in die Turnhalle der Falkenhausenschule aus.
Geht endgültig unter die politischen Privatiers: der frühere Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano, daheim in Rammersweier. 
vor 15 Stunden
Kehl
Der Kehler Alt-OB wird dem künftigen Ortenauer Kreistag nicht mehr angehören. Der 60-Jährige sucht im letzten Lebensdrittel nach neuen Herausforderungen.
Kehler Rathaus: Nachdem bereits ein eigener Ortschaftsrat gescheitert war, wenn es auch keinen Bezirksbeirat für die Kernstadt geben. 
vor 18 Stunden
Kommunalpolitik
Eindeutiges Votum im Gemeinderat: Die CDU/FDP-Fraktion konnte sich mit ihrem Antrag, eine Kernstadt-Vertretung einzurichten, nicht durchsetzen.
Der Schulhof des Kehler Einstein-Gymnasiums ist in einem desolaten Zustand. Ein eigens eingerichteter Arbeitskreis schlägt Alarm.
vor 19 Stunden
Sanierungsfall
Der Schulhof des Kehler Gymnasiums verfällt zunehmend. Ein Arbeitskreis schlägt nun Alarm und hat die SPD-Gemeinderatsfraktion auf seine Seite gezogen.
Von üblen Gerüchten wissen viele Kehler ein Lied zu singen. 
vor 19 Stunden
Üblen Gerüchen auf der Spur
Wie es um das Thema "Geruchsbelästigung" bestellt ist, darüber informierte eine Vertreterin der französischen Organisation "Atma Grand Est" im Gemeinderat. Unter anderem über eine App kann Gestank auf Kehler Rheinseite gemeldet werden.
Freuen sich auf den Markt der Nachhaltigkeit (v.l.): Wirtschaftsförderin Fiona Härtel, Umweltreferentin Ann-Margret Amui-Vedel und Bianca Huth (Kehl-Marketing). 
vor 21 Stunden
Kehl
Parallel zur Gartenbörse auf dem Vorplatz des Kehler Kulturhauses informieren am Samstag beim ersten Markt der Nachhaltigkeit acht Vereine, Verbände und Institutionen über Biodiversität.
Das Stück "Die Werkstatt der Schmetterlinge" wird am Freitag, 3. Mai, im Saal des Kulturhauses aufgeführt.
17.04.2024
Kehl
In diesem Frühjahr ist im Kulturhaus Kehl eine interessante Schmetterlingsausstellung zu sehen. Dazu gibt es ein attraktives Begleitprogramm. Am Samstag findet zudem der Markt der Nachhaltigkeit statt.
Die Zahl der Straftaten ist in Kehl um etwa zehn Prozent im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr angestiegen, aufgrund exorbitant steigender Zahlen bei den Tankbetrügereien in Kehl. 
17.04.2024
Kehl
Das Polizeirevier Kehl hat am Mittwochnachmittag die Zahlen für die Kriminalstatistik unter anderem für die Stadt Kehl veröffentlicht. In mehreren Deliktfeldern hat die Stadt am Rhein wieder einen Anstieg zu verzeichnen.
Lothar Festerling geht gerne mit Anneliese Hertl im Neubaugebiet Schneeflären spazieren. Im Hintergrund der Neubau des Dr.-Friedrich-Geroldt-Hauses, der noch in diesem Monat bezogen wird.
17.04.2024
Serie Senioren in Kehl (15)
Pflegeheimbewohner werden gut umsorgt, doch die individuelle und persönliche Zuwendung, wie von zu Hause gewohnt, stößt im Heim an ihre Grenzen. Hier leistet die Demenzbetreuung einen wichtigen Beitrag.
Zu Besuch bei den BSW, von links: Benedikt Eisele (Vorsitzender der FDP Kehl), Andreas Volkert (Geschäftsführer BSW), Anja Widenmann (Europakandidatin der FDP), Alena Fink-Trauschel (FDP-Landtagsabgeordnete), Markus Menges (Geschäftsführer BSW), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP-Spitzenkandidatin zur Europawahl), Carolin Kramer (Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende BSW), Frank Zehe (Betriebsratsvorsitzender BSW), Johannes Huber (Europakandidat der FDP), Johannes Baier (Kreisvorsitzender der FDP).
17.04.2024
Kehl
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Europawahl-Kandidatin, besuchte die Badischen Stahlwerke (BSW). Hauptthemen der Gespräche waren die Herausforderungen für die deutsche Stahlbranche und grenzüberschreitende Kooperationen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".