Bohrung in der Kehler Kernstadt möglich
In Sachen Tiefen-Geothermie soll es Ende Januar eine Info-Veranstaltung für ganz Kehl und Neuried geben. Dies sicherte die Stadverwaltung Goldscheuers Ortsvorsteher Richard Schüler zu. Dieser hatte im Kehler Gemeinderat eindringlich dafür geworben.
Kehl/Neuried. »Was sich andernorts abspielt, sollte uns sehr, sehr vorsichtig machen.« Zu diesem Schluss kam Ortsvorsteher Richard Schüler am Mittwochabend im Kehler Gemeinderat. Ausführlich nahm er sich Zeit, um seinen Ratskollegen die Brisanz klarzumachen, die in der Nutzung von Erdwärme steckt.
»Auch in der Kernstadt darf man sich nicht zurücklehnen«, mahnte Schüler. Denn Geothermie sei keineswegs nur ein Goldscheurer Problem: Für die Kernstadt existiere der Geothermie-Claim Kehl, um den sich die Stadt zusammen mit dem Gasversorger Badenova einst erfolglos bemüht hatte. Laut Schüler verzichte Badenova auf Tiefenbohrungen, weil es zu gefährlich sei. Den Zuschlag für den Claim Kehl hat nach Schülers Ausführungen im Sommer 2013 die Firma Geo Thermal Engeneering GmbH aus Karlsruhe bekommen. »Das bedeutet«, so Goldscheuers Ortsvorsteher, »was jetzt im Süden passiert kann im Grunde genommen auch in der Kernstadt geschehen.«
Geothermie sei mit erheblichen Lärm-Emissionen verbunden. »Wollen wir das in der Kernstadt?« fragte er die Ratskollegen. Und schließlich rechne sich die Erdwärme-Nutzung nur durch die hohen Einspeisevergütungen, die der daraus erzeugte Strom gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz genießt.
Schüler forderte eine Info-Veranstaltung für ganz Kehl inklusive Neuried. Dort solle der Inhalt der Genehmigung erläutert und der Investor vorgestellt werden. Auch Vertreter des Landratsamtes und des Regierungspräsidiums sollten dabei den Bürgern Rede und Antwort stehen, ebenso Versicherungsexperten.
Unbedingt müsse geklärt werden, ob im Vorfeld ein Beweissicherungsverfahren nötig ist. Nicht zuletzt solle sich die Stadt zeitig um einen kompetenten und in der Sache erfahrenen Rechtsbeistand kümmern. »Wir brauchen gute Argumente.«
Laut OB Petry könnte man eine Info-Veranstaltung für Ende Januar/Anfang Februar anberaumen. »Schneller geht’s nicht.« Das sei auch noch Zeit genug: Inzwischen, teilte er zu Sitzungsbeginn mit, hat sich ergeben, dass die Probebohrungen beim Biomasse-Kraftwerk an der L98 auf Neurieder Gemarkung wohl doch erst 2014 abgeteuft werden.
Rechtzeitig reagieren
Im Sommer war die Genehmigung für vier Probebohrungen erteilt worden. Die Stadt war darüber nicht informiert worden. Und auch Neuried hat keine Genehmigungsunterlagen erhalten. Dies habe ihm Neurieds Bürgermeister Jürgen Fischer bestätigt. Nur dem Landratsamt liege eine Fertigung der Genehmigung vor.
Es gelte, so Schüler, sich recht-zeitig vorzubereiten – nicht nur auf die Tiefen-, sondern auch auf die oberflächennahe Geothermie. In Leonberg und Böblingen, wo oberflächennahe Geothermie genutzt wird, sind laut Schüler nach Erschütterungen erste Risse in Häusern aufgetreten – und keiner weiß, wie die Eigentümer entschädigt werden sollen. Gleiches gelte für die Tiefen-Geothermie-Bohrungen bei Landau und Brühl: Auch hier sei die Haftungsfrage nicht geklärt. Aus diesem Grund seien dort auch die Immobilienpreise um die Hälfte in den Keller gesackt. »Das muss man sich mal vorstellen«, so Schüler.
Er erinnerte zudem daran, dass die geplante dritte und vierte Bohrung eine Spreizung von 1500 Metern haben sollen. Kittersburg liegt jedoch nur rund 900 Meter von der Bohrstelle entfernt, der Gewerbepark »Basic« gar nur 500 Meter.